Kolumne

Nostalgie-Erinnerungen: Zeitreise in die Vergangenheit

Manchmal reicht ein Duft nach Nivea-Creme oder Lavendelseife, oder das Gefühl von einem weichen, gestrickten Wollpullover auf meiner Haut, um mich zurück in die Zeit bei meiner Oma zu versetzen. Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit und erinnere mich an Tage, die nach frisch gebackenem Kuchen dufteten und an Abende, an denen ich gemütlich im warmen Schlafanzug mit Apfelschnitzen auf der Terrasse saß. In diesem Blog möchte ich diese Erinnerungen teilen. “Omakind” soll nicht nur mein persönliches Tagebuch sein, sondern ein Ort für all jene, die sich vielleicht auch an ihre Omas erinnern und an das zuhausige Gefühl, das nirgends anders auf der Welt zu finden ist.

Der Dia-Nachmittag

Meine Oma hatte keine digitalen Fotos, sondern Dias, die sie in kleinen Schachteln aufbewahrte, ordentlich beschriftet und sortiert. Ab und zu machten wir einen Dia-Nachmittag, und für meinen Bruder und mich war das damals ein echtes Erlebnis – fast wie Kino.

Kino im Wohnzimmer

Wenn es Zeit für den Dia-Nachmittag war, wurden die Jalousien heruntergelassen und dann die Leinwand aufgebaut. Dann surrte der Projektor, und wir tauchten ein in eine andere Welt. Foto für Foto wurde gezeigt, alles in schwarz-weiß. Dazu gab es für uns eine Tasse heißen Apfelsaft mit Sahne und einer Zimtstange zum Umrühren, das machte den Nachmittag noch gemütlicher. Mit Keksen oder Kuchen saßen wir auf Kissen auf dem Boden, im dämmrigen Zimmer und schauten uns die alten Bilder an.

Geschichten aus einer anderen Zeit

Die Dias zeigten Oma ganz jung, in hübschen Kleidern mit schwingenden Röcken, lachend und fröhlich im Kreis ihrer Geschwister. Oft mit Hut. “Ohne Hut warst du nicht angezogen”, sagte sie und schwärmte von ihrem Sonntagshut, der wie ein Zylinder aussah. Für uns war es wie eine Reise in eine andere Zeit. Sie erzählte Geschichten von früher, von ihrer Kindheit und Jugend. „Ich war ein Gendarm, Kinder“, sagte sie oft, denn sie war die Älteste von neun Geschwistern und musste sich um die Jüngeren kümmern.


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Erinnerungen, die verbinden

Besonders spannend waren die Anekdoten über ihre Schwester Josepha, die später ins Kloster ging und Nonne wurde. Wenn sie in ihrer schwarz-weißen Ordenstracht erschien, mit dem Kreuz um den Hals, war sie schon eine recht einschüchternde Erscheinung. Jedenfalls für mich als Kind. Ihre Geschwister waren da weniger gnädig. „Ha, die war als Kind die Schlimmste“, lachte Oma. Josepha sei auf Bäume geklettert und habe sich mit den Jungs geprügelt – kaum zu glauben, dass sie später Nonne wurde. 

Warum gemeinsame Erinnerungen so wichtig sind

Diese Dia-Nachmittage haben mir gezeigt, wie wertvoll spontane Schnappschüsse sind – die ungestellten Momente ohne „Duck-Face“ und „Schmollmund“. Es sind diese Bilder, die echte Erinnerungen schaffen und eine Familie zusammenhalten. Nicht die perfekten Fotos mit Filtern, sondern die Bilder, die das Leben so zeigen, wie es ist. Wenn ich mir heute die auf Instagramm die Accounts anschaue, dann sehe ich Bilder mit Weichzeichner, alle mit demselben gold-beige-Filter in eine idyllische Atmosphäre getaucht. Lachende Kinder, hübsche Mütter, glückliche Männer – selbst der Hund ist perfekt frisiert. Und dann schaue ich mich an. Meine Goldie-Dame hat sich in einem unbeobachteten Moment im Düngehaufen gewälzt. Dann war es mir auch egal und sie konnte auch noch jede Pfütze mitnehmen. Ich trage mein Gassi-Outfit für lange Spaziergänge im Regen: Jeans, Gummistiefel, lange Regenjacke. Und weil es nieselt, trug ich Kappe. Als es wärmer wurde, wanderte sie in meine Tasche. Aber man sieht es meinen Haaren auch an. Etwas außer Puste gehe ich durchs Tor, der Sohn sieht mich und fängt an zu lachen. Mutter, außer Atem, mit zu Berge stehenden Haaren, gelinde empört über dieses stinkende Erdferkel an ihrer Seite. Daneben der Hund, breit grinsend, der Inbegriff des Glücks. Ehe ich es versah, zückte er das Handy und zack – mein Anblick gehört der Ewigkeit. Ich protestierte. “Hast du dich nicht über all die Instagramm-Accounts aufgeregt?”, schoss er zurück. “Wehe du veröffentlichst DIESES Bild!”, ich drohte mit allem, was mir zur Verfügung stand. Bügelwäsche, Mittagessen, Schokolade. Und ich bekenne: Auch damals haben die Leute sich schöne Sachen angezogen und sich für die Fotos schön hingestellt. Aber nicht ganz so übertrieben wie heute. Wie dem auch sei – macht euch doch noch mal einen gemütlichen Fotonachmittag wenn das Wetter schön ist. Mit Leinwand, Beamer, Kuchen, Keksen und einer Tasse heißem Apfelsaft. Tut euch was Gutes und nehmt euch Zeit für einander.

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