Freizeit

Nachbarn, jenseits der Schamgrenze

Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.


Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.



Friede, Freude, Exkremente…

 „Siiiiiiie werden das Pupu“, das hat sie wirklich gesagt, „ihres Hundes doch wohl soooofoooort wegtun!“ Ich schnellte hoch und sah in das hochrot angelaufene Gesicht einer Endsiebzigerin. Sie wohnte in einer gepflegten Nebenstraße meines beschaulichen Vororts und lebte gerade ihr Lieblingshobby NR.2 aus, das Vorgarten-und-Gehweg-Harken. Lieblingshobby NR.1 war offensichtlich das Vorbeigehende-Hundebesitzer-zu-Tode-Erschrecken.

Um gleich allen Spekulationen vorzugreifen. Ich hatte mich schon in Richtung Boden gebückt, die Gassitüte in der Hand, und war kurz davor, den Übelhaufen meines Hundes aus der Botanik zu entfernen. Ich schätze es nämlich auch nicht, wenn mir andere vor die Tür machen. Es gibt keine Jacken-, Hand- oder Leckerchentasche, keinen Rucksack, der nicht mit Gassitüten ausgerüstet ist. Ich mache IMMER alles weg. ICH BIN EINE VON DEN GUTEN!

Mein Hinweis an die Frau, dass ich ja gerade dabei gewesen sei, den kapitalen Haufen meines Hundes einzutüten, wurde von ihr mit einem Stirnrunzeln quittiert. Sie beobachtete mich bei dem unappetitlichen Vorgang mit Argusaugen. Als ich fertig war, zischte sie bedrohlich: „Die anderen auch noch.“

Verdutzt sah ich mich um und entdeckte etwa 30 Zentimeter Luftlinie weiter rechts zwei weitere Haufen, deren Verfallsdatum längst überschritten war. „Oh, das war aber gar nicht mein Hund“, klärte ich die Harken-Lady auf.

„Egal, Hund ist Hund, die Schweinerei machen Sie weg“, schleuderte sie mir entgegen. 

Eine wahnwitzige Vorstellung. Weil ich einen Hund besitze, habe ich die Pflicht, die Stadt kotfrei zu halten? „Hören Sie mal“, sagte ich ruhig, „nur weil ich einen Hund habe, bin ich doch nicht für jeden herumliegenden Köttel verantwortlich.“ Und weiter: „Das wäre ja so, als müssten sie alle Gärten dieser Straße sauber halten, nur weil Sie eine Harke besitzen.“ Bis hierhin alles gut, doch dann ging meine Fantasie mit mir durch. Eigentlich doch eine lustige Vorstellung, dachte ich. 


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Proklamation:

Frau Hermine Harkenschwenk, wohnhaft in der XYreihe, Hausnr. 34, 0815 Vorort, wird fortan die Vorgärten ihrer Nachbarn blattfrei halten. Diese Verpflichtung ergibt sich aus dem Besitz einer türkisgrünen Doppelzackenharke, der Marke ‚Blattgold-Gnadenlos’…

Versunken in meine Gedankenwelt musste ich kichern. Ich gebe zu, mein Verhalten war der Situation nicht angemessen. Dass Frau Harkenschwenk sich langsam, rückwärts gehend in ihren Vorgarten zurückzog, um dann die schwere Eisenpforte zwischen uns zu schließen, war dann doch übertrieben. Auf meine Frage, ob es noch etwas zu klären gäbe, schüttelte sie beflissen und wortlos ihren Kopf.

„Na denn“, rief ich fröhlich meine volle Gassitüte schwenkend, “einen schönen Abend noch!“

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.

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