
Mama, das ist doch nur Dampf!
Wie harmlos sind E-Zigaretten wirklich für unsere Kinder?
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich es zum ersten Mal roch. Dieses süßlich-fruchtige Aroma, irgendwo zwischen Erdbeere und Kaugummi – und dann die große Fragezeichen-Wolke in meinem Kopf: Ist das… eine E-Zigarette? Ich ging ins Zimmer meines Sohnes und sah ihn am Fenster stehen, ein kleines, buntes Gerät in der Hand.
„Mama, das ist doch nichts Schlimmes. Nur Dampf“, sagte er achselzuckend. Keine Zigarette, kein Feuer, kein Rauch. Nur eine Wolke, die süß roch und nach „Jugend“ aussah. Aber mein Bauchgefühl sagte: Da stimmt was nicht.
Der neue Trend: Dampfen statt Rauchen – und warum das so gefährlich ist
E-Zigaretten sehen aus wie Technik-Gadgets, riechen nach Fruchtbonbons und gelten bei Jugendlichen als hip. Kein Gestank wie bei herkömmlichen Zigaretten, kein Husten, kein schlechtes Gewissen. Und weil sie angeblich weniger schädlich sind, greifen immer mehr junge Menschen ganz selbstverständlich zur Vape.
Doch was viele Eltern – und Jugendliche – nicht wissen: Auch E-Zigaretten können süchtig machen. Und krank.
Eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigt, dass der Dampf von E-Zigaretten keineswegs harmlos ist. Bei der Erhitzung der sogenannten Liquids entstehen krebserregende Stoffe wie Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein. Auch Schwermetalle wie Nickel, Chrom oder Blei wurden im Dampf nachgewiesen und gelangen beim Einatmen direkt in die Lunge.
„Nur probiert“ – und plötzlich abhängig
Was Eltern häufig unterschätzen: Nikotin in E-Zigaretten wirkt bei Jugendlichen besonders stark. Ihr Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung und genau diese Entwicklung kann durch Nikotin gestört werden. Konzentrationsprobleme, erhöhte Reizbarkeit, Schlafstörungen, das alles sind mögliche Folgen.
Und: Je früher ein Mensch mit Nikotin in Kontakt kommt, desto höher das Risiko für eine lebenslange Abhängigkeit.
Laut einer US-Studie der Centers for Disease Control and Prevention sind Jugendliche, die dampfen, fünfmal häufiger bereit, später zur klassischen Zigarette zu greifen. Das heißt: E-Zigaretten senken nicht die Raucherrate, sie verschieben nur den Einstieg.
Ein gefährlicher Cocktail – vor allem für junge Lungen
Besonders tückisch: Viele der enthaltenen Aromen, etwa Erdbeere, Vanille oder Cola, machen das Inhalieren leichter – sie überdecken den Hustenreiz, der den Körper eigentlich vor Giftstoffen warnen soll.
Und weil das Einatmen dadurch so „weich“ wirkt, inhalieren Jugendliche tiefer und öfter und nehmen so mehr Schadstoffe auf, ohne es zu merken.
Ein Forschungsteam der McGill University in Kanada fand zudem heraus: Bestimmte Geschmacksstoffe schädigen die Immunzellen in der Lunge. Das macht junge Menschen anfälliger für Infektionen, ein Risiko, das wir gerade in Zeiten von Atemwegserkrankungen nicht unterschätzen sollten.
Warum das Thema so viele Eltern überrascht
Vielleicht, weil E-Zigaretten marketingtechnisch als harmloser Lifestyle verkauft werden.
Vielleicht, weil sie nicht wie eine Warnung riechen, sondern wie ein Fruchtcocktail.
Oder vielleicht, weil wir Eltern selbst zu wenig darüber wissen – und glauben, Dampfen sei das kleinere Übel.
Aber das ist es nicht. Es ist ein anderes Übel. Ein modernes. Und eines, das leise kommt.
In grellbunter Verpackung. Mit Akku und USB-Anschluss. Und oft ohne jede Alterskontrolle.
Was ich mir als Mutter wünsche
Ich habe mit meinem Sohn gesprochen. Ruhig, offen, ohne Drama. Ich habe ihm erklärt, was ich gelesen habe. Dass Nikotin im Gehirn Spuren hinterlässt. Dass E-Zigaretten keine Bonbons sind, sondern Industrieprodukte mit Suchtwirkung.
Er hat zugehört. Wir haben zusammen recherchiert. Und er hat die Vape zur Seite gelegt. Noch nicht weggeworfen – aber zur Seite. Ein Anfang.
Was du als Elternteil tun kannst – und wissen solltest:
1. Sprich frühzeitig über das Thema. Nicht nur über das Rauchen – auch über das Dampfen. Frag dein Kind: Kennst du das? Hast du es schon mal probiert? Was denken deine Freunde darüber?
2. Sei informiert. Viele Jugendliche wissen mehr über Marken und Aromen als wir. Informiere dich über Risiken, zeige deinem Kind seriöse Quellen.
3. Erkenne: Sucht ist kein Zeichen von Schwäche. Gerade Jugendliche mit Stress, Leistungsdruck oder emotionaler Belastung greifen schneller zu Ersatzhandlungen. E-Zigaretten wirken da wie eine harmlose Entspannungspille, sind es aber nicht.
Der Kommentar von Jonas, unserem Gesundheitsexperten:
Nur Dampf?“ – Na, dann pusten wir mal den Nebel weg.
E-Zigaretten sind wie Einhörner mit Akku: bunt, trendy – und nicht ganz von dieser Welt. Sie sehen aus wie Kinderspielzeug, schmecken nach Bubblegum und sollen „weniger schädlich“ sein als Zigaretten. Super – ist ein Sturz aus dem dritten Stock auch weniger schlimm als aus dem fünften. Gesund ist beides nicht.
Ich frage mich: Wann haben wir eigentlich aufgehört, uns mit dem Körper zu verbünden – und stattdessen angefangen, ihn zu betrügen?
Da zieht ein Teenager etwas in die Lunge, das nach Mango-Maracuja schmeckt und nach Freiheit aussieht – aber vielleicht die erste Rechnung für eine Sucht ist, die er noch gar nicht kennt. Und wir Erwachsenen zucken mit den Schultern, weil es ja „nur Dampf“ ist.
Spoiler: Auch ein Nebel kann eine Wand verbergen, gegen die man kracht.
Ja, E-Zigaretten enthalten weniger Teer. Aber sie enthalten Nikotin. Und das ist ein Nervengift mit dem Charme einer Steuererklärung: macht abhängig, kostet Nerven und ist schwer loszuwerden. Besonders im jugendlichen Gehirn, das gerade lernt, Entscheidungen zu treffen.
Ich sage: Wer wissen will, wie gesünder wirklich geht, sollte nicht auf Erdbeerwolken hoffen – sondern auf Aufklärung, echte Gespräche und Vorbilder, die nicht dampfen, wenn’s eng wird.
Was ist drin?
In E-Zigaretten wurden zahlreiche gesundheitsschädliche und potenziell krebserregende Substanzen nachgewiesen – teils im Dampf, teils in den Liquids selbst. Hier eine Übersicht der wichtigsten problematischen Stoffe:
Krebserregende Aldehyde (entstehen beim Erhitzen der Liquids):
- Formaldehyd
→ gilt als eindeutig krebserregend (Klasse 1, IARC)
→ kann beim Erhitzen von Propylenglykol und Glycerin entstehen - Acetaldehyd
→ ebenfalls krebserregend (Klasse 2B)
→ reizt Schleimhäute und Atemwege - Acrolein
→ stark reizend, zellschädigend
→ greift die Lunge an, wirkt entzündungsfördernd
Schwermetalle (aus dem Verdampfer oder Liquidbehälter):
- Nickel
→ Allergen, krebserregend in bestimmten Formen - Blei
→ neurotoxisch, besonders gefährlich für Kinder und Jugendliche - Chrom
→ kann Lungenreizungen und krebserregende Effekte auslösen - Zinn
→ in erhitzter Form zellschädigend
Diese Metalle können sich beim Erhitzen von den Heizspiralen lösen und im Dampf in die Atemwege gelangen.
Nikotin
→ hochgradig suchterzeugend
→ beeinträchtigt die Gehirnentwicklung bei Jugendlichen
→ erhöht Blutdruck und Herzfrequenz
Weitere Schadstoffe:
- Fein- und Ultrafeinstaub
→ entsteht durch die Aerosolbildung beim Dampfen
→ kann tief in die Lunge eindringen und Entzündungen fördern - Aromastoffe (z. B. Diacetyl)
→ wurden z. T. mit “Popcorn-Lunge” (Bronchiolitis obliterans) in Verbindung gebracht
→ nicht alle sind für die Inhalation getestet, auch wenn sie zum Verzehr zugelassen sind
Wichtig:
Auch Liquids, die als „nikotinfrei“ gekennzeichnet sind, enthalten mitunter Rückstände von Nikotin oder andere problematische Stoffe – teils abhängig von Herstellung, Lagerung und verwendeter Hardware.