Mindful Moments

Liebenswert trotz Makeln

Warum Selbstliebe der Schlüssel zu mehr Selbstbewusstsein ist

Von Julia Klimt

Petra steht vor dem Spiegel und sieht nur das, was nicht stimmt: der zu kleine Busen, die zu kräftigen Hüften, die dünnen Haare. Bettina traut sich nicht ins Café, weil sie keinen Partner hat und glaubt, andere würden sie dafür verurteilen. Kennst du solche Gedanken? Dann bist du in guter Gesellschaft – und gefangen in einem Denkfehler, der dich unglücklich macht.

Wenn der Blick in den Spiegel zur Qual wird

Hältst du dich selbst für unattraktiv, hässlich, langweilig oder nicht liebenswert? Dann hast du ein Problem – aber nicht das, was du denkst. Das Problem ist nicht dein Aussehen oder dein Single-Status. Das Problem ist, wie du über dich selbst denkst.

So wie du von dir selbst denkst, so glaubst du, dass auch andere von dir denken. Wenn du dich selbst für unattraktiv und minderwertig hältst, dann überträgst du diese Meinung automatisch auch auf die Menschen in deinem Umfeld. Du legst ihnen das vernichtende Urteil in den Mund, das du bereits über dich selbst gefällt hast.

Die Geschichte von Petra und ihren vermeintlichen Makeln

Petra hält sich – gelinde ausgedrückt – für unattraktiv. Sie findet, dass ihr Busen zu klein ist, dass sie um die Hüften herum viel zu kräftig ist und dass ihre dünnen Haare weit entfernt von einer angesagten Frisur sind. Aufgrund ihrer vermeintlichen “Mängel” hält sie sich als Ganzes nicht anziehend und für minderwertig.

Niemand konnte sie bisher vom Gegenteil überzeugen, weder die Männer, die für sie schwärmten und schwärmen, noch ihre Bekannten und Freundinnen. Wenn Männer ihr sagen, dass sie sie hübsch finden, denkt sie sich: “Das sagt er nur, um mir nicht weh zu tun.” Sie unterstellt damit allen Menschen, denen sie begegnet, dass sie unehrlich sind.

Bettina und die Scham ohne Partner zu sein

Bettina hat Hemmungen, sich alleine in ein Straßencafé zu setzen oder alleine eine Veranstaltung zu besuchen. Sie ist davon überzeugt, die anderen würden von ihr denken, sie sei auf Männersuche oder – schlimmer noch – sie hätte keinen Mann abbekommen.

Auf die Frage, was denn so schlimm daran sei, wenn andere denken würden, sie suche einen Partner, räumt sie unter Tränen ein: “Ohne Mann ist man einfach nichts wert. Die anderen denken bestimmt jetzt schon, dass mit mir etwas nicht stimmt, weil ich keinen Partner habe.” Auch sie hält sich als Person für minderwertig und glaubt, versagt zu haben. Und das nur, weil sie keinen Partner hat.

Das Muster hinter der Selbstablehnung

An diesen beiden Beispielen wird deutlich: Du projizierst deine eigene Meinung über dich auf andere. Wenn du glaubst, nicht gut genug zu sein, dann denkst du automatisch, dass andere das auch so sehen. Du wirst zu deiner eigenen Prophezeiung.

Ein negatives Selbstbild ist die wahre Ursache für die Angst vor Ablehnung. Es entsteht ein Teufelskreis: Aus Angst vor Ablehnung verleugnest du dich und deine Bedürfnisse, was zur Folge hat, dass du dich noch weniger leiden kannst und dich selbst noch mehr verachtest und ablehnst.

Warum deine Makel nicht das Problem sind

Merkst du etwas? Das Problem bist du selbst. Aber – und das ist die befreiende Nachricht – die Lösung bist auch du selbst. Deine vermeintlichen Makel sind nicht das Problem. Deine Einstellung zu dir selbst ist es.

Solange du selbst schlecht von dir denkst und dich für jede Schwäche kritisierst, so lange hast du Angst vor Ablehnung und davor, dass andere nichts für dich übrig haben. Du musst aufhören, dein schlimmster Gegner zu sein, und lernen, dich zu akzeptieren.

Der Schlüssel zur Befreiung: Selbstliebe

Nur wenn du selbst davon überzeugt bist, dass deine Fehler und Mängel nichts an deinem Wert als Mensch ändern, und erst wenn du dich für liebenswert hältst, berührt es dich nicht mehr so sehr, was andere über dich denken. Denn dann bist du nicht mehr von ihnen abhängig und musst nicht alles glauben und annehmen, was sie über dich sagen oder denken könnten.

Dann weißt du es nämlich besser: Du bist liebenswert – mit all deinen Eigenarten, deinen Rundungen, deinen dünnen Haaren oder deinem Single-Status.

Du setzt deine eigenen Maßstäbe

Du hast keinen Ruf zu verlieren, den du nicht selbst aufgebaut hast, und niemand kann dir etwas wegnehmen, das du nicht selbst erschaffen hast. Du bist der Mensch, der die Maßstäbe für sich setzt und darüber entscheidet, wer und was du bist.

Du musst deine Meinung ändern, die du von dir hast. Und zwar sofort und immer wieder aufs Neue. Das musst du trainieren, weil dein altes Verhaltensmuster in der Regel tief in dir verankert ist und dir eine vermeintliche Sicherheit vorspielt.

Von der Selbstkritik zur Selbstakzeptanz

Wenn du dich selbst liebst und akzeptierst, strahlst du das auch aus. Menschen spüren, wie du über dich selbst denkst. Wenn du dich selbst magst, werden auch andere dich mögen. Wenn du dich selbst für liebenswert hältst, werden andere das auch tun.

Das bedeutet nicht, dass du perfekt sein musst. Es bedeutet, dass du lernst, dich mit all deinen Facetten anzunehmen – den schönen und den weniger schönen. Denn genau das macht dich zu einem echten, authentischen Menschen.

Deine Makel sind deine Menschlichkeit

Deine vermeintlichen Makel sind nicht deine Schwäche – sie sind deine Menschlichkeit. Sie machen dich real, greifbar, sympathisch. Niemand ist perfekt, und das ist auch gut so. Perfekte Menschen wären langweilig und unnahbar.

Du bist wertvoll, nicht obwohl du Makel hast, sondern weil du ein kompletter Mensch bist – mit Stärken und Schwächen, mit schönen und weniger schönen Seiten. Und genau das macht dich liebenswert.


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