Kleine Tube, großes Drama
Zahnpasta-Dramen: Warum die Tube in Beziehungen den Ton angibt
Und schon wieder ist die Tube in der Mitte gequescht. “Schon tausendmal habe ich dir gesagt, dass ich will, dass du die Tube von UNTEN drückst. Ist das denn so schwer?” Petra könnte aus der Haut fahren. Und Patrick? Schaut sie an und sagt lässig “Chill dich doch mal runter. Wen kümmert´s? Also echt….”
Wer hätte gedacht, dass eine simple Zahnpastatube Beziehungen sprengen könnte? Ehrlich? Wer von euch? Denn so unschuldig die Tube in ihrem schlichten Plastikgewand auch erscheint, sie hat das Zeug, in Partnerschaften brodelnde Konflikte zu entfachen – bis hin zur Trennung. Von oben akribisch zusammengerollt, lässig in der Mitte gequetscht oder chaotisch zerknittert – die Art, wie wir sie benutzen, sagt mehr über uns aus, als wir vielleicht zugeben möchten. Und das ist nicht immer ohne.
Die Tube als Verräter des inneren Selbst
Manche drücken sie mit Bedacht von unten aus und genießen das Gefühl, die Kontrolle über jeden Tropfen zu haben. Mein Schwiegervater schnitt die Tube sogar noch auf, um an jeden Rest heranzukommen. Andere hingegen gehen impulsiv ans Werk – irgendwo in der Mitte drücken, ab ins Waschbecken und weiter geht’s. Der Umgang mit Alltagsgegenständen wie der Zahnpastatube kann auf individuelle Prägungen und psychologische Muster hinweisen. Beispielsweise könnte das Bedürfnis, eine Tube restlos zu entleeren, auf eine tief verwurzelte Sparsamkeit oder den Wunsch nach Kontrolle hindeuten. Woher das kommt? Die eigene Biographie verrät es in der Regel. In Armut aufgewachsen, strenge Eltern mit strengen Regeln gehabt? Was auch immer es ist, irgend etwas ist da, was die Menschen dazu bringt, sich zu verhalten, wie sie es nunmal tun. Und was passiert, wenn zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinandertreffen? Dann wird die Zahnpastatube auf einmal mehr, als nur ein Gebrauchsgegenstand. Sie wird zu einem Symbol für Ordnung und Chaos, für unterschiedliche Werte, mangelnde Wertschätzung oder ungleiche Prioritäten. Und dann beginnt das Drama, und zwar das ganz, ganz Große.
Von oben, von unten oder einfach mittendrin?
Kleine Alltagsgewohnheiten können in Partnerschaften überraschend großes Konfliktpotenzial bergen. Ob die Tube von unten nach oben sorgfältig ausgedrückt oder spontan in der Mitte gedrückt wird, ist auf einmal essenziell. Doch warum entzünden sich gerade an solchen Banalitäten immer wieder Streitigkeiten? Natürlich steckt hinter der Zahnpasta-Frage mehr, sagen Psychologen. Es geht selten nur um die Tube, sondern vielmehr um unausgesprochene Themen: Wer bestimmt die Regeln? Wessen Ordnungssystem hat Vorrang? Und warum soll ich eigentlich immer nachgeben? Es ist ein Ringen um das gemeinsame Wir, bei dem jeder ein Großteil von sich selbst unterbringen will.
Jedem seine Tube
Beim Aufbau einer Partnerschaft ist es ähnlich, wie beim Einrichten der gemeinsamen Wohnung: welches Sofa wird genommen, welche Farben wählen wir aus. Der eine mag Tapeten, der andere Putz. Man muss sich dann halt arrangieren. Wenn ihr euch also anfangt über die Zahnpastatube zu ärgern, solltet ihr das ernst nehmen und: reden. Über die Regeln, die euer Zusammenleben bestimmen. Das, was ausgesprochen ist, kann die Beziehung nicht mehr stumm sabotieren. Ihr wollt verhindern, dass die Tube zum ultimativen Beziehungskiller wird? Wir haben eine weitere kreative Lösung: Wie wäre es mit zwei Tuben – eine für ihn, eine für sie? So hat jeder seine Ruhe.