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Kleine Kämpfer, große Herausforderungen: Warum Frühchen länger brauchen, um sprechen zu lernen

Du hältst dein winziges Baby im Arm – es ist viel zu früh auf die Welt gekommen, aber es kämpft sich tapfer durchs Leben. Doch während andere Babys im gleichen Alter schon erste Wörter brabbeln, ist dein kleiner Schatz noch ziemlich still. Muss ich mir Sorgen machen? Diese Frage beschäftigt viele Eltern von Frühgeborenen. Eine aktuelle Studie der Universität Zürich liefert wichtige Antworten und zeigt: Du bist nicht allein mit deinen Bedenken – und es gibt viel, was du tun kannst.

Wenn das Leben zu früh beginnt

Etwa jedes zehnte Kind weltweit kommt vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Diese kleinen Kämpfer sind bei der Geburt noch nicht vollständig entwickelt – ihr Gehirn, ihre Organe, einfach alles braucht noch Zeit zum Reifen. Das betrifft auch die Sprachentwicklung, die bereits in den ersten Lebensmonaten beginnt.

Eine umfassende Analyse von 21 Studien aus neun Ländern mit über 1.800 Kindern bringt es schwarz auf weiß: Frühgeborene Kinder zeigen in den ersten 18 Lebensmonaten sowohl beim Sprachverständnis als auch beim sprachlichen Ausdruck durchschnittlich geringere Fortschritte als termingerecht geborene Babys.

Je früher, desto schwieriger

Besonders deutlich wird der Zusammenhang, wenn man genauer hinschaut: Je früher dein Baby geboren wurde und je geringer sein Geburtsgewicht war, desto größer können die sprachlichen Herausforderungen sein. Die in der Studie untersuchten Frühchen kamen im Schnitt bereits in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt – deutlich früher als die meisten Frühgeborenen, die erst zwischen der 34. und 37. Woche das Licht der Welt erblicken.

Das bedeutet aber auch: Wenn dein Baby “nur” wenige Wochen zu früh kam, sind die Unterschiede wahrscheinlich viel geringer. Jede zusätzliche Woche im Mutterleib gibt dem kleinen Gehirn mehr Zeit zur Entwicklung.

Warum Sprache so wichtig ist

Du fragst dich vielleicht: Ist es wirklich so schlimm, wenn mein Kind etwas später zu sprechen anfängt? Die Antwort ist vielschichtig. Sprache ist weit mehr als nur Kommunikation – sie ist der Schlüssel zu sozialen Kontakten, späterem Lernerfolg und emotionaler Entwicklung.

Kinder, die früh gut sprechen können, haben es oft leichter im Kindergarten und in der Schule. Sie können ihre Bedürfnisse besser ausdrücken, Freundschaften schließen und komplexe Zusammenhänge verstehen. Deshalb ist es so wichtig, mögliche Verzögerungen früh zu erkennen und zu unterstützen.

Früherkennung macht den Unterschied

Die gute Nachricht: Viele Auffälligkeiten schwächen sich mit der Zeit ab. Trotzdem können sie wichtige Hinweise auf spätere Entwicklungsrisiken geben. Deshalb solltest du die regulären Vorsorgeuntersuchungen unbedingt wahrnehmen. Dein Kinderarzt wird die Sprachentwicklung gezielt beobachten und kann bei Bedarf frühzeitig Fördermaßnahmen einleiten.

Scheue dich nicht, deine Bedenken anzusprechen. Sätze wie “Das wird schon noch” oder “Jedes Kind entwickelt sich anders” sind zwar gut gemeint, aber bei Frühgeborenen ist besondere Aufmerksamkeit angebracht.


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Deine Superkraft: Alltägliche Sprachförderung

Du als Elternteil hast die stärkste Waffe im Kampf für die Sprachentwicklung deines Kindes: deine Stimme und deine Aufmerksamkeit. Schon ab der Geburt kannst du wichtige Grundlagen legen:

Sprich von Anfang an viel mit deinem Baby – auch wenn es noch nicht antworten kann. Reagiere auf seine Laute und Gesten, als würdet ihr euch unterhalten. Schau gemeinsam Bilderbücher an, singe Lieder oder erzähle von deinem Tag. All das sind wertvolle Bausteine für die spätere Sprachentwicklung.

Besonders wichtig: Lass dir Zeit und setze dein Kind nicht unter Druck. Jeder kleine Fortschritt ist ein Erfolg – auch wenn er später kommt als bei anderen Kindern.

Wenn du unsicher bist oder dir Sorgen machst, zögere nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Logopäden, Frühförderstellen und spezialisierte Kinderärzte können dir und deinem Kind gezielt helfen. Denn eines ist sicher: Mit der richtigen Unterstützung haben auch die kleinsten Frühchen große Chancen, ihre sprachlichen Fähigkeiten voll zu entfalten.

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