Schönheit

Rock your Hands!

Jennys Highway to Beauty | Eine Inhaltstoff-Hunterin auf der Suche nach den perfekten Beauty-Tools.

Auf der Jagd nach der goldenen (Herbst)-Handcreme

Buntes Laub fällt von dem Bäumen. Das leise Rauschen des Windes. Die goldene Herbstsonne, die durch die Blätter scheint und mein Gesicht in ein wunderbares Licht taucht. Und das unangenehm kratzende Gefühl, wenn ich über meine rauen, trockenen Hände streiche. Willkommen Herbst! Willkommen kaputte Hände!

So sieht es bei mir eigentlich jeden Herbst aus. Und jährlich grüßt das Murmeltier sozusagen. Dieses Szenario kennt wahrscheinlich jeder. Man hat tagsüber eigentlich immer etwas zu tun, wo man die Hände braucht und da passt es nicht, sich die Hände einzucremen und warten zu müssen, bis dann alles eingezogen ist. Meine Hände schreien daher nicht selten nach cremiger Erlösung, aber ich überhöre sie oftmals konsequent und wundere mich dann, warum meine Hände aussehen und sich auch so anfühlen wie trockenes Laub. Also habe ich mich auf die Suche nach einer Handcreme begeben, die alles kann: gut pflegen, aber nicht überpflegen, ohne bedenkliche Inhaltsstoffe, am besten ohne Tierversuche und gut oder zumindest neutral riechen sollte sie auch


Der Inhaltsstoff-Hunter in seinem natürlichen Habitat

Hallo erstmal. Mein Name ist Jenny. Man könnte mich aber auch den Inhaltsstoff-Hunter nennen. Ja, ich oute mich. Ich bin so eine, die im Geschäft stundenlang vor dem Regal steht und die Inhaltsstoffliste (Inci-Liste) für jedes Produkt ganz genau unter die Lupe nimmt. Meist mit dem Ergebnis, dass unzählige Artikel wieder im Regal landen. So ergeht es mir auch mit den Handcremes – ein leidiges Thema für mich, gerade jetzt im Herbst. In den Zeiten von Corona und Grippe wäscht man sich doch häufig die Hände. Wenn da nur nicht immer diese trockene Haut und sogar teils blutige Stellen nach dem ganzen Handwasch-Marathon wären. Klingt fies? Ist es auch. Deshalb versuche ich immer fleißig zu cremen. Zumindest einmal am Tag vor dem Schlafengehen trage ich eine dicke Schicht Handcreme auf und fühle mich dann wie ein fleißiges Bienchen. Leider reicht das bei weitem nicht aus, wenn man sich tausend Mal am Tag die Hände wäscht und danach nicht erneut cremt.

Hinein in den Inhaltsstoff-Dschungel

Auf der Suche nach der perfekten Handcreme verschlägt es mich ins Unterholz und direkt hinein in den Inhaltsstoff-Dschungel. Immer wachsam bleiben, denn überall gibt es rutschige (Hand-)Pfade und hinter jeder Abzweigung lauern zwielichtige Inhaltsstoff-Gefährten.

Angefangen beim Alkohol (als z.B. Alcohol denat., Ethanol, Benzyl Alcohol), der in großen Mengen nur noch mehr austrocknet und sogar die Hautschutzbarriere angreifen kann, bis hin zu all den seltsam klingenden Stoffen wie PEGs, PPGs, Parabene oder Crosspolymere, um nur einige zu nennen. Dann gibt es da aber auch noch die tollen Fettalkohole (wie z.B. Cetyl Alcohol, Cetearyl Alcohol, Stearyl Alcohol, Behenyl Alcohol), die sogar hautpflegend und feuchtigkeitsspendend wirken.Aber das muss man erst einmal wissen oder so verrückt sein wie ich und alles genau studieren. Wer hat schon Zeit und Lust dazu? Genau aus diesem Grund habe ich mich der Sache angenommen, um genau herauszufinden, worauf es bei einer Handcreme wirklich ankommt, welche Inhaltsstoffe punkten und welche mehr Schein sind als Sein sind und daher auf meiner Liste auch nur Minuspunkte sammeln können.

Es gibt ja auch noch diese Inhaltsstoff-Apps, die einem die Unbedenklichkeit von Produkten anzeigen sollen. Diese bewerten aber oft nicht, ob ein Stoff zum Beispiel austrocknend auf die Haut wirken kann, da sie die Menge des enthaltenen Stoffes nicht berücksichtigen. Denn wie so oft macht auch hier die Dosis das Gift. So ist z.B. Alkohol in Pflegeprodukten an sich nicht bedenklich, da er auch konservierend und antimikrobiell wirkt und somit das Produkt länger haltbar macht, aber in großen Mengen kann er auch austrocknend wirken.

Das erkennt man dann daran, dass Alkohol ziemlich weit oben in der Inci-Liste auftaucht. Bei den meisten Apps wird das aber meist nicht berücksichtigt. Bei meinem Handcreme-Dilemma helfen sie mir daher auch nicht wirklich weiter. Ich muss also weiterhin ganz genau hinschauen, was in der Tube steckt. Um aber generell die Stoffe in einem Produkt auf Unbedenklichkeit für die Gesundheit zu überprüfen, können diese Apps durchaus hilfreich sein.

Von schönen Verpackungen und Werbeversprechen wie etwa “natürlich“ oder grün getrimmten Verpackungen, lasse ich mich jedenfalls nicht mehr vom richtigen Pfad abbringen.

Ein Hoch auf die inneren Werte

Was hier zählt, sind Inhalt und Performance. Die Optik allein bringt einem da auch nicht viel. Es ist wie im Musikbereich. Die Band kann noch so cool auftreten und das Albumcover noch so abgefahren sein, wenn der Sänger eine Niete ist und der Rest der Band lieber noch mal die Musikschule besuchen sollte, verstaubt die CD letztlich wieder nur in irgendeiner Schublade. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Cremes ich in den letzten Jahren aufgrund einer tollen Aufmachung oder Werbeversprechen gekauft habe und die dann ihren Lebensabend in der hintersten Ecke meiner Schublade verbracht haben. Ja, nicht gerade nachhaltig, ich weiß und ja, auch ich wurde in der Vergangenheit Blinded by the Light.

Die zwielichtigen Weggefährten

Fangen wir mit meinen absoluten No-Gos an. Mineralöle, Mikroplastik und Silikone haben für mich in einer Handcreme nichts zu suchen.

  • Silikone (z.B. Dimethicone) versuche ich in Handcremes ganz zu vermeiden. Sie glätten zwar optisch und erzeugen eine Schutzschicht, können wohl aber auch dafür sorgen, dass Pflegestoffe so nicht mehr richtig in die Haut eindringen können. Wenn die Haut also ohnehin schon völlig ausgetrocknet ist, ist das dann nicht gerade förderlich.
  • Weitere nicht ganz so vertrauenswürdige Wegbegleiter sind für mich die Erdöle ( z.B. Paraffinum Liquidum, Isoparaffin, Vaseline). Diese haben wie Silikone einen glättenden Effekt, dichten aber auch die Haut ab und der Glättungseffekt hält meist nur bis zum nächsten Händewaschen an. Ich bevorzuge da pflanzliche Öle. Es gibt zum Beispiel auch pflanzliches Melkfett, das einen ähnliche Schutzwirkung hat. Das ist aber eher etwas für abends.
  • Was mir auch überhaupt nicht zusagt, ist Mikroplastik, allein schon aus ökologischen Gründen und die Vorstellung mich mit Plastik einzucremen, finde ich auch irgendwie nicht so attraktiv. Da wären zum Beispiel Acrylate/C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Polypropylene, PEG, PPG, Polyurethan, Polyquaternium-7, Nylon-6 und Nylon-12, um nur einige zu nennen.
  • Bei den PEGs, PPGs und Parabenen ist die Unbedenklichkeit der Stoffe nicht ganz gesichert und überall liest man dazu etwas anderes. Aber gerade, weil ein Flauschbuddy ja dann doch gerne mal die Hand abschleckt, ist es doch immer besser, auf der sicheren Seite zu sein, damit er nichts Bedenkliches aufnimmt.

Dufte Typen

Duftstoffe sind auch eine Kategorie für sich. Bei Handcremes habe ich zum Beispiel kein Problem damit, aber gerade AllergikerInnen und sehr empfindliche Menschen sollten auf Stoffe wie Limonene, Citral, Eugenol, Farnesol und Coumarin achten. Diese Stoffe sind zwar natürlichen Ursprungs, aber leider auch allergen und müssen aus diesem Grund extra in der Inhaltsstoffliste erwähnt werden.

Die Best Buddies

Last, but not least nun aber endlich zu den guten Inhaltsstoffen. Wichtig ist mir, dass natürliche Pflegestoffe wie Glycerin (ein toller feuchtigkeitsbindender Zuckeralkohol), Sheabutter, Kakaobutter oder nährende Öle wie z.B. Mandelöl enthalten sind, aber davon nicht zu viel. Achtung Fettpfoten! Auch beruhigende Stoffe wie Panthenol, Aloe vera oder Calendula stehen ganz oben auf meiner Liste der echten Kumpels.

Regelmäßigkeit rockt

Ja, und was ist jetzt die beste Handcreme für den Herbst? Dazu kann man nur sagen: Es gibt nicht DIE eine perfekte Handcreme, die für jeden passt. Man muss da individuell schauen, was einem gut tut. Die Creme mit den wunderbarsten Inhaltsstoffen bringt da aber auch nicht viel, wenn man sie nicht regelmäßig anwendet, so wie ich es oft tue.

Mit dieser “Einkaufsliste“ an Inhaltsstoffen im Gepäck, nach denen man Ausschau halten sollte oder die man besser links liegen lässt, ist es gar nicht mehr so schwer, im Inhaltsstoff-Dschungel eine passende Handcreme zu finden, mit der man den Herbst so richtig rocken kann. Ich habe so auf jeden Fall einige Handcremes gefunden, die mich auch längerfristig überzeugen konnten.

Meine besten Tipps

Für den Tag empfehle ich eine Handcreme, die nicht zu viele reichhaltige Öle enthält. So gleitet die Leine dann auch nicht aus den Händen. Die Claims wie “zieht schnell ein“ oder “nicht fettend“ können da ein guter Anhaltspunkt sein, aber letztendlich muss man austesten, ob es für einen funktioniert. Nicht jede Haut ist gleich. Bei der Abendpflege darf es für mich, genau wie bei der Musik, mehr hard & heavy sein. Ja, dann auch gerne die fettigen, reichhaltigen Formulierungen.

Dann muss man eigentlich nur noch regelmäßig cremen und kann dann unbeschwert und mit weichen Pfoten den Herbst rocken.

Da ich aber dennoch immer wieder eine Erinnerung benötige, steht bei mir jetzt immer eine Handcreme direkt neben dem Waschbecken und natürlich befindet sich auch eine Tube in meiner Handtasche, die mich tagtäglich begleitet.

Ich hoffe, dass es ab jetzt im Herbst immer heißt: Willkommen Herbst! Willkommen gepflegte Hände! In diesem Sinne bleibt mir nur noch zu sagen: Rock your Hands, but naturally!

Was man selbermachen kann:

Ich habe mir angewöhnt für die Nacht eine richtig reichhaltige Creme zu wählen, diese richtig dick aufzutragen und dann ab und zu die Hände sogar noch in Baumwollhandschuhe einzupacken. So sind die Hände am nächsten Morgen dann richtig schön weich.

Auch ein Ölbad kann den Händen gut tun. Dazu einfach etwas warmes Wasser in eine Schüssel geben sowie einige Tropfen eines pflegenden Öla (z.B. Mandelöl, Traubenkernöl oder auch Olivenöl – aber bitte kalt gepresst und nicht das zum Kochen! Ansonsten heißt es Vitamine adé). Dann die Hände für einige Minuten darin baden. Das Ganze kann auch mit einem leichten Peeling kombiniert werden. Haferflocken oder Kaffeesatz sind da bei empfindlicher Haut besser, als Zucker oder Salz, was oft empfohlen wird.

Neben den Händen werden aber auch die Nagelhaut und die Nägel häufig recht stiefmütterlich behandelt. An dieser Stelle ist ein pflegendes Nagelöl toll, das am besten vor dem Schlafengehen in die Nägel und Nagelhaut einmassiert wird.




Hier schreibt für euch Jenny: Professional Hair- & Make-up Artist seit 2010, Beauty-Junkie, Metalfreak und Eichhörnchen-Fangirl

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