Hallohoookommmalheer … der mittelprächtige Rückruf
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.
Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Als Finley und ich noch an unseren Basics arbeiten mussten, gingen wir in eine Hundeschule bei uns ums Eck. Die Hundetrainerin hatte den Ruf jeden Hund „in die Spur“ zu bringen. Damals klang das noch gut für mich.
Sieh da, eine Premium-Baustelle
Bei unserem ersten Besuch empfing uns Frau Knartz, die Trainerin mit den Worten, „sieh da, eine Premium-Baustelle“, und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob sie damit Finley oder mich meinte. Der „absolut, hundertprozentig zuverlässige Rückruf“ stand auf der Tagesordnung. Folgte man Frau Knartzens Ausführungen, war der Rückruf die Königsdisziplin unter den Hundebefehlen, das Shangrila der Bindungsarbeit. Wer den nicht schaffte, hätte sich aus ihrer Sicht, lieber ein paar Goldfische anschaffen sollen.
Jeder von uns hatte sein Erinnerungs-Repertoire an erfolglosen Rückruftechniken mitgebracht. Ich hatte eine extra große Portion dabei. Die Pädagogin in Frau Knartz musste das erkannt haben, denn fortan dienten Finley und ich als Versuchskaninchen. Nachdem sie jede meiner eigenen Techniken heruntergemacht, in Kleinteile zerlegt und eingeäschert hatte, erklärte sie mir, wie man den Rückruf fachgerecht aufbauen würde.
Frau Knartz begann mit einer außerordentlich aufmunternden Botschaft: „Zweifeln Sie nicht an sich, es reicht vollkommen, wenn ihr Hund das macht!“ Uff, Hundetrainer, da hatte ich schon viel erlebt. Jetzt durfte ich meinem Erfahrungsschatz auch noch diese Piesacker-Variante hinzufügen.
Ich bekam folgende Anleitung: Finley würde einem Rückruf nur folgen, wenn wir vorher in ihm den unwiderstehlichen Drang geweckt hätten, mir immer und überall hin folgen zu wollen. Das wollten wir, eigentlich nur Frau Knartz, aber ich war schon zu erschöpft, um zu widersprechen, so erreichen.
Ich sollte Finley absetzen, mich mit Schmackes umdrehen, um dann wie eine arme Irre in Frau Knartzens umzäuntes Waldgelände zu rasen, ohne mich umzuschauen und dabei laut „Jippiiiiehjippiiiiehjippiiieehhh“ brüllen. DAS würde Finleys Interesse an mir wecken, er könne gar nicht anders, als mir zu folgen.
Ich warf meine Menschenwürde über Bord und rannte los
Was soll ich sagen, mit einiger Überwindung nahm ich meinen Mut zusammen, warf gleichzeitig meine Menschenwürde über Bord und rannte schreiend los. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie mein Hund einen Wochenendaufenthalt in den Alsterdorfer Anstalten für mich arrangierte, was ich nicht sah, als ich meine Augen wieder öffnete, war Finley.
Stattdessen hörte ich Frau Knartz: „Frau Jaaaklitsch, wohoo sind siiie?“ Ich antwortete: „Ich haaabe keinen Schihiiimmer…“ Daraufhin befahl mir Frau Knartz zu bleiben, wo ich war, man würde meinen Hund auf mich schicken. Sekunden später stand Finley vor mir. Ich nahm die Leine in die Hand, zeitgleich schrie Frau Knartz, „Finley, hiiier“, mein Hund GEHORCHTE und zerrte mich durch das Unterholz, zurück zu den anderen.
An diesem Nachmittag hatte ich viel über Finley und mich gelernt:
Finleys Wille zur Mitarbeit wuchs proportional zum Anforderungsniveau und dass ich wohl die einzige Person war, die ich kannte, die sich auf einem eingezäunten Gelände verlaufen konnte.
Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.