Für Carmen wird der Alltag leichter
Carmen ist eine wuschelige 6-jährige Berner Sennenhündin. Noch gar nicht so alt will man meinen. Trotzdem leidet sie bereits unter Arthrose. Sie hatte von Geburt an Probleme mit dem Hüftgelenk. Auf Grund ihrer Hüftgelenksdysplasie kam es schon früh zum Verschleiß der Hüftgelenke. Als sie die Diagnose erhielten, mussten ihre Halter Berthold und Monika einige Umstellungen in Angriff nehmen, um den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen.
Zum einen wollte und durfte Carmen nicht mehr in den Kofferraum springen. Es war ihr einfach zu hoch. Doch hochheben konnten sie den 44kg schweren Hund auch nicht. Also musste eine Rampe her, über die Carmen bequem und gelenkschonend ein- und aussteigen konnte.
Durch den Sprung in und besonders aus dem Auto werden die Gelenke des Hundes komprimiert enorm belastet. Ein Hund mit viel Eigengewicht belastet seine Gelenke dabei natürlich stärker, als ein verhältnismäßig leichter Hund. Deshalb ist es sinnvoll, dem Hund eine gelenkschonende Möglichkeit anzubieten, den Höhenunterschied zu überwinden. Damit der Hund die Rampe gut annimmt, trainiert man sie zunächst an, indem man sie flach auf den Boden auslegt. Eine gute Rampe hat eine rutschfeste Oberfläche, die dem Hund auch bei Nässe einen sicheren Tritt ermöglicht.
Zum anderen wurden Treppenstufen gemieden.
Wenn möglich ging es mit dem Aufzug in eine höhere Etage. Zum Glück wohnten Berthold und Monika ebenerdig. Eine weit größere Umstellung war es, auf das Training und den Sport zu verzichten. Nicht vollständig, ich erlebe immer wieder, dass Hunde mit HD komplett aus dem Sport herausgenommen werden. Das ist genauso fatal, wie, wenn man einfach weitermachen würde. Wettkämpfe oder leistungsorientiertes Training gehören der Vergangenheit an. Ganz genau, wie Sprünge oder rasantes Stop and Go. Auch die Jagd nach dem Bällchen ist kontraproduktiv. Jetzt braucht es aber moderate Bewegung, damit der Stoffwechsel gut läuft und der Muskelerhalt an der Hüfte ist besonders wichtig, um die umgebenden Gelenke zu entlasten.
Wenn der Hund die Probleme hinten hat, verlagert er sein Gewicht oft nach vorne.
Deshalb profitierte Carmen von einem Muskeltraining der Hintergliedmaßen. Dazu kann man sehr gut wackelige Untergründe nutzen. Ich mache gerne das Fitbone-Training. Von dem Hersteller gibt es einen wackeligen Knochen, dessen zwei Oberfläche mit Massagenoppen in unterschiedlicher Stärke ausgestattet sind und einen dazu passenden Peanut-Ball. Für schwere Hunde ist er sehr gut geeignet. Man führt das Training so durch, wie es auf der Abbildung des Knochens gezeigt wird: der Hund steht mit den Hinterbeinen auf dem Knochen und mit den Vorderbeinen auf dem Peanut-Ball. Carmen ließ sich auch gerne ganz in die Mulde des Balls sinken und konnte so ihre Wirbelsäule gut entspannen. Für ein solches Training braucht man wirklich qualitativ gute Sachen, die lange halten. Der Hund darf sich nicht erschrecken, weil der Ball die Luft verliert oder gar platzt – das wäre ganz fatal und könnte ein gutes Training für immer unmöglich machen. Der Peanut-Ball von Fitbone wurde an Ponys getestet und hält auch schwere Hunde sicher aus.
Aber auch die Liegestätte der Hündin wurde ausgetauscht.
Sie bekam ein orthopädisches Bett, welches besonders gelenkfreundlich ist und oft bei arthrosebetroffenen Hunden zum Einsatz kommt. Hier würde ich besonders darauf achten, dass es nicht so eines dieser modischen runden Flauschekissen ist. Ganz ehrlich: Die taugen nichts. Ein Hund mit langem Rücken braucht eine Kante, an der er sich entlang ausstrecken kann. In der Größe von Carmen gibt es da kaum etwas Geeignetes.
Selbermachen:
Deshalb kaufte Berthold eine ordentliche Kindermatratze und baute aus Holz eine Kiste. Die Kanten wurden mit Schaumstoff aus dem Baumarkt beklebt und mit Stoff verkleidet. Für die Matratze nutzt man hygienische Bettlaken und fertig war ein hervorragendes Hundebett.
Zudem wurden im gefliesten Flur rutschfeste Teppiche ausgelegt, um enge Kurven und Wendungen zu erleichtern. Rutschige und glatte Oberflächen lösen bei betroffenen Vierbeinern häufig Angst aus. Auch wenn Carmen ein dickes Fell hat, bekam sie einen leichten Mantel, um sie nach dem Unterwasserlaufband und an sehr kalten Tagen im Rückenbereich warm zu halten. Im Spiel mit Artgenossen passen Monika und Berthold auf Carmen auf. Werden die anderen Hunde zu wild oder das Spiel zu belastend für die Hündin, greifen die beiden ein und beschützen so ihre Gesundheit. Oft können Patienten ihre eigenen Konstitution und körperliche Belastung nicht richtig einschätzen und sind daher auf ihre Halter angewiesen. Im Genuss des Moments vergisst man schnell, dass man es nicht übertreiben sollte. Aufhören fällt dann sehr schwer.
Alltagshilfen erleichtern das Leben mit Arthrose.
Wirklich wichtig sind:
• Eine Rampe,
• rutschfeste Untergründe,
• ein orthopädisches Bett in
ausreichender Größe,
• ein Hunde(bade)mantel,
• ein Peanut-Ball und ein Fitbone
Das alles sind kleine Hilfsmittel, die für den erkrankten Vierbeiner einen großen Unterschied ausmachen.

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