Erziehung
Moin Miau, hier ist wieder Kater Socke. Gestern ging es bei unserem morgendlichen Meeting um das Thema Erziehung und wir waren uns ausnahmsweise mal alle einig: Hundeerziehung ist leicht. Da kann man von den Kläffern halten was man will, sie lernen Regeln schnell und tun meistens das, was man ihnen sagt. Bei anderen Arten ist das leider schwieriger…
„Dabei ist das so wichtig“, erklärte Suleika. Selbst Clooney war einer Meinung mit ihr. „Wir müssen es immer weiter versuchen.“
„Ach, manchmal verliere ich einfach die Geduld!“ Ich seufzte. „Aber meine Menschen sind auch ganz besonders schwere Fälle. Dabei gebe ich mir solche Mühe mit ihrer Erziehung.“
Das fängt schon morgens an. Wir Katzen benötigen viel Schlaf. Doppelt so viel wie Menschen. Umso größer ist die Überwindung in der Frühe aufzustehen. Doch es geht nicht anders, wenn ich dem sicheren Hungertod entkommen möchte. Es ist der reine Selbsterhaltungstrieb, dass ich Tag für Tag lange vor der Dämmerung wach bin und das Erziehungsprogramm für meine Menschen durchziehe.
Zunächst versuche ich mit einem zarten Maunzen, auf meine Notlage aufmerksam zu machen.
Gleichmäßige Atemzüge vom Kopfende des Betts sind die einzige Antwort.
Ich schalte einen Gang höher, arbeite mich zum Kopf der Menschin vor und maunze ein weiteres Mal.
„Hmmm. Socke? Es ist mitten in der Nacht.“, sie dreht sich weg.
Nicht mit mir! Mein folgendes „MIAU!“ brülle ich direkt in ihre Ohrmuschel.
Sie stöhnt und versucht sich die Decke übers Gesicht zu ziehen.
Das habe ich natürlich kommen sehen und hänge bereits mit ausgefahrenen Krallen in derselben.
„Socke!“ Die Menschin wird lauter. „Lass das!“ Es kommt zum Hand- und Pfotengemenge.
„MIAU!“
„Was’n los?“ Ihr Mann scheint auch aufzuwachen.
Gut so: „Miau, miau, Miauuuu!“, singe ich ein Ständchen.
„Ruhe!“, beschwert sich der Mensch und wühlt sich mit einem „kümmere dich gefälligst um deinen Kater!“ tief in seine Kissen.
Wenn meine Katzenmusik nicht ankommt, dann müssen eben andere Saiten aufgezogen werden. Ich übe Hindernislauf über menschliche Körperteile, vorzugsweise sause ich im Tiefflug über Köpfe.
„Och Socke!“, schimpft die Menschin. Wutentbrannt schlägt sie die Decke zurück und tritt beim Aufstehen mit ihrem nackten Fuß in die Maus, die ich ihr eigentlich als Belohnung vors Bett gelegt habe. Sie kreischt. Irgendwie klingt es hysterisch.
Spätestens jetzt ist der Mann richtig wach. Während die Frau das Nagetier mit einem Taschentuch hochnimmt, kümmert er sich endlich um mein Frühstück. Beim Weg zum Futternapf stößt er sich den Zeh und schreit nun ebenfalls. Und dann serviert er mir auch noch das falsche Futter, weil er seine Brille nicht auf hat. Kater, daran müssen wir wirklich noch arbeiten! Das kann ich unmöglich essen. Ich mache auf der Pfote kehrt.
Morgen werde ich einen neuen Erziehungsversuch starten. Für heute habe ich mir eine Pause verdient. Ich gehe zurück ins Bett. Das ist ja jetzt frei.

Dieser Artikel stammt aus Our Cats – dem etwas anderen Katzenmagazin. Mit allen Themen, die Katzenliebhaber beschäftigen – und mehr.
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