Ein neuer Knochen aus Hühnerei?
Das ist mal eine ganz andere Art, Eierschalen nachhaltig zu verwenden
Was machst du eigentlich, wenn dir Knochen abgesplittert ist oder du dir das Schlüsselbein brichst? Klar, der Körper kann Knochen nachwachsen lassen. Aber das dauert. Ich hätte da eine Lösung für dich. Sie besteht aus den Resten deines Frühstücks. Amerikanische Forscher haben aus Eierschalen neue Knochen gebaut. Im 3 D-Drucker. Damit könnte ein scheinbarer Küchenabfall bald zu einer nachhaltigen Lösung in der Medizin werden.
Eierschalen und Knochenwachstum: Wie passt das zusammen?
Amerikanische Forscher vermischten Kunststoff mit Hühnerei-Schalen und druckten aus dieser Masse mit dem 3-D-Drucker fertige Knochen. Trümmerbrüche werden so in Zukunft ihren Schrecken verlieren. Die Idee klingt zunächst ungewöhnlich, doch Eierschalen sind eine natürliche Kalziumquelle – und Kalzium ist ein wesentlicher Baustein unserer Knochen. Die Forscher um die Chemieingenieurin Dr. Gulden Camci-Unal haben eine Methode entwickelt, bei der zerstoßene Eierschalen mit einem Hydrogel vermischt werden. Dieses Hydrogel fungiert als Mini-Gerüst und wird im Labor mit Knochenzellen „besiedelt“. Der Clou: Die Knochenzellen kommen direkt aus dem Körper des Patienten, wodurch das Risiko, dass der Körper die neuen Knochenzellen abstößt, deutlich reduziert wird. Das entstehende Knochengerüst kann dann direkt dort eingesetzt werden, wo der Körper es braucht – sei es nach einem Trümmerbruch, einer Operation oder auch bei altersbedingtem Knochenabbau.
Schneller heilen, weniger Abfall produzieren
Die Vorteile dieser Methode sind beeindruckend: Zum einen wächst der Knochen schneller, da die Eierschalenpartikel das Wachstum und die Aushärtung der Knochenzellen anregen. Zum anderen wird ein alltägliches Abfallprodukt sinnvoll weiterverwendet. „Weltweit werden jedes Jahr Millionen Tonnen Eierschalen weggeworfen,“ erklärt Camci-Unal. „Durch ihre Wiederverwertung können wir nicht nur der Umwelt helfen, sondern auch eine nachhaltige Lösung für die Medizin bieten.“
Neben dem Aufbau neuer Knochen könnte die Methode auch zur Züchtung von Knorpeln, Zähnen oder sogar Sehnen dienen. Die Anwendungsmöglichkeiten scheinen fast grenzenlos – und könnten vielen Menschen, ob jung oder alt, zugutekommen. Besonders ältere Menschen, deren Knochen häufig porös sind, könnten von der neuen Technik profitieren.
Kleine Partikel, große Pläne
„Wir sind sehr stolz auf diese Innovation und haben bereits ein Patent angemeldet“, sagt Camci-Unal. Sie kann sich vorstellen, dass Eierschalenpartikel in Zukunft auch als Transportmittel für Medikamente im Körper eingesetzt werden könnten – ein weiteres spannendes Feld, das noch erforscht wird.
Die Wissenschaft dahinter
Das Verfahren wird zurzeit an der University of Massachusetts Lowell in Boston entwickelt. Interessant ist auch, dass das Projekt von jungen Doktoranden begleitet wurde, die mit viel Engagement und Forschergeist an der Umsetzung beteiligt waren.