
Die Stillen in der Mitte: was das Sandwich-Kind wirklich braucht
„Und wo bleib ich?“ Vielleicht kennst du das: In der Familie gibt es die „große Schwester“, die immer schon die Verantwortung übernimmt, und das „Nesthäkchen“, das alle mit seiner Leichtigkeit verzaubert. Und dazwischen? Bist du. Das sogenannte Sandwich-Kind. Oft das Kind, das sich nicht so recht gesehen fühlt. Nicht mehr das „Erste“, nicht das „Letzte“, sondern irgendwo dazwischen. Nicht wirklich etwas Besonderes.
Die Suche nach dem eigenen Platz
Sandwich-Kinder wachsen oft mit dem Gefühl auf: „Ich muss mir meinen Platz erst erkämpfen.“ Weil die Eltern mit dem Erstgeborenen Neuland betreten und beim Jüngsten oft lockerer sind, geraten die Mittleren manchmal in eine Art Zwischenraum. Sie lernen früh: „Ich darf nicht zu laut sein, damit ich keinen Ärger mache.“ Oder: „Ich muss mich anpassen, um dazuzugehören.“ Und: „Ich darf nicht zu viel fordern, damit die Kleinen auch noch Platz haben.“ Aus dieser Position entwickeln Sandwich-Kinder oft viel Empathie und Anpassungsfähigkeit. Sie sind die Diplomaten der Familie, sie vermitteln, vermitteln, vermitteln.
Die Stärke der Mittleren
Diese „zwischen den Stühlen“-Position ist nicht nur eine Last. Viele Sandwich-Kinder entwickeln daraus großartige Stärken: Sie können sich gut in andere einfühlen, bedeutend besser als ihre älteren oder jüngeren Geschwister. Es gibt ein Problem? Nicht für sie. Sie sind flexibel, weil sie gelernt haben, sich an verschiedene Situationen anzupassen. Und es sind garantiert die Kinder mit dem größten Freundeskreis. Sie bauen oft starke Freundschaften außerhalb der Familie auf, ihr „Ersatzclan“, in dem sie endlich ganz sie selbst sein dürfen. Mittlere Kinder sind oft kreativ, unabhängig, gute Teamplayer, weil sie nicht ständig im Rampenlicht standen, mussten sie ihren Wert anders entdecken.
„Du darfst sichtbar sein“
Als Sandwich-Kind hast du vielleicht gelernt, dich eher zurückzunehmen. Aber: Du darfst Raum einnehmen. Du darfst laut sein, Wünsche äußern und fordern. Du darfst dich wichtig nehmen. Denn du bist mehr als nur die „ausgleichende Mitte“. Du bist einzigartig, mit einer eigenen Stimme, die gehört werden möchte.
Was du für dich tun kannst
- Erkenne deine Rolle: Frag dich: „Passe ich mich oft an, um dazuzugehören?“
- Übe dich im Grenzen setzen: Du darfst Nein sagen, auch wenn es anderen nicht passt.
- Sprich über deine Bedürfnisse: Warte nicht darauf, dass jemand merkt, was du brauchst.
- Feiere deine Stärken: Deine Sensibilität, deine Diplomatie, dein Einfühlungsvermögen sind wertvoll.
Die leisen Helden der Familie
Sandwich-Kinder sind oft die leisen Helden in der Familie. Sie halten vieles zusammen, ohne es laut zu sagen. Aber genau deshalb ist es wichtig, dass sie lernen, sich selbst zuzuhören und sich sichtbar zu machen. Du musst nicht immer ausgleichen. Du darfst auch mal fordern, dich zeigen und stolz auf deine Einzigartigkeit sein. Oder, anders ausgedrückt: Du bist nicht einfach die Mitte, du bist das Herzstück, das alles verbindet.
Bin ich mit meiner Rolle versöhnt? Dein Selbstcheck
1. Traue ich mich, meine Meinung klar zu äußern — auch wenn andere anderer Meinung sind?
- Ja, ich stehe zu mir.
- Manchmal, je nachdem, mit wem.
- Nein, ich schlucke sie oft runter.
2. Habe ich das Gefühl, in meiner Familie gesehen und ernst genommen zu werden?
- Ja, ich fühle mich wertgeschätzt.
- Mal so, mal so.
- Nein, ich habe oft das Gefühl, übersehen zu werden.
3. Erlaube ich mir, Raum einzunehmen, ohne schlechtes Gewissen?
- Ja, das gelingt mir gut.
- Nicht immer, ich übe noch.
- Nein, ich halte mich lieber zurück.
4. Fällt es mir leicht, „Nein“ zu sagen, wenn mir etwas nicht passt?
- Ja, ich setze klare Grenzen.
- Es kommt darauf an.
- Nein, ich sage oft „Ja“, obwohl ich es nicht möchte.
5. Stelle ich meine Bedürfnisse genauso wichtig wie die der anderen?
- Ja, ich nehme mich ernst.
- Manchmal, aber ich falle oft in alte Muster zurück.
- Nein, ich stelle oft alle anderen an erste Stelle.
6. Feiere ich meine eigenen Erfolge und Stärken, ohne sie kleinzureden?
- Ja, ich bin stolz auf mich.
- Ich arbeite noch daran.
- Nein, ich finde es schwer, mich selbst zu würdigen.
Auswertung
Überwiegend erste Antworten:
Du hast ein gutes Gefühl für deine eigenen Grenzen und Bedürfnisse entwickelt. Du kannst deine Rolle als Mittler*in würdigen, ohne dich darin zu verlieren.
Überwiegend mittlere Antworten:
Du bist auf dem Weg! Vielleicht darfst du dir noch häufiger erlauben, laut zu sein, „Nein“ zu sagen und dich zu feiern. Sanfte Übung und Geduld mit dir selbst helfen dir dabei.
Überwiegend letzte Antworten:
Du darfst hinschauen: Was hindert dich noch daran, dich sichtbar zu machen? Alte Muster dürfen Schritt für Schritt losgelassen werden, dabei können Gespräche mit Freundinnen, Selbstreflexion oder Coaching helfen.