Psychologie

Beleidigungen auf Social Media: Nur die Hälfte der Angriffe wird gemeldet

Der Grund? Das Vertrauen in die Gesetze fehlt. Ein bedenklicher Trend.

Beleidigungen, die Persönlichkeitsrechte verletzen, stellen ein großes gesellschaftliches Problem dar – sowohl online als auch offline. 

Eine neue Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) zeigt, dass in Deutschland Beleidigungen häufiger im realen Leben als auf Social Media erlebt werden. Doch auch im Netz bleibt die Zahl der strafbaren Beleidigungen alarmierend hoch, insbesondere wenn es um Beschimpfungen oder Herabwürdigungen aufgrund von Nationalität oder Geschlecht geht. Erschreckend: Nur etwa die Hälfte der Betroffenen meldet diese Vorfälle. Gründe dafür sind häufig ein Gefühl der Aussichtslosigkeit und Unsicherheit über die rechtliche Lage. Auch ein mangelndes Vertrauen in den Staat könnte eine Rolle spielen.

Angesichts des geplanten Gesetzes gegen digitale Gewalt in Deutschland analysiert die aktuelle bidt-Studie, wie Nutzerinnen und Nutzer auf Social Media Beleidigungen wahrnehmen und welche Beschwerdemechanismen zur Verfügung stehen.

Die Dimension des Problems

    Beleidigungen, die das Persönlichkeitsrecht verletzen, umfassen gravierende Herabwürdigungen, Angriffe auf die Menschenwürde oder Beleidigungen mit Fäkalbegriffen. Solche Vorfälle müssen laut geltendem Recht schnell und effektiv gelöscht werden, sobald sie gemeldet werden. Die Studie zeigt jedoch, dass die Meldefunktion auf Social Media oft nicht genutzt wird.

    Das Marktforschungsinstitut Ipsos befragte im Auftrag des bidt im Sommer 2024 über 5.000 Menschen in Deutschland, die regelmäßig Social Media nutzen. Ziel war es, ein umfassendes Bild über die Erfahrungen mit Beleidigungen online und offline zu erhalten.

    Mehr Beleidigungen offline als online

    Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Beleidigungen nach wie vor eher offline erlebt werden. Rund 35 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten sechs Monaten in der analogen Welt beleidigt worden zu sein, während etwa 20 Prozent dies online erlebten.

    Besonders gefährdet sind Personen des öffentlichen Lebens. Über 80 Prozent der befragten Politikerinnen und Politiker sowie fast 70 Prozent der Influencerinnen und Influencer berichteten von Beleidigungen – sowohl online als auch offline. Auffällig ist, dass Privatpersonen seltener Beleidigungen im Netz erleben (14 Prozent) als im realen Leben (43 Prozent).

    Nur die Hälfte der Beleidigungen wird gemeldet

    Trotz der Häufigkeit von Beleidigungen melden Betroffene nur etwa die Hälfte der Vorfälle. Knapp 60 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer gaben an, in den letzten sechs Monaten Beleidigungen auf Social Media gesehen zu haben, doch nur 46 Prozent der direkt Betroffenen meldeten die Angriffe bei Plattformen oder Behörden.

    Ursachen für die geringe Meldebereitschaft

    Die Studie zeigt, dass viele Nutzerinnen und Nutzer Zweifel an der Effektivität von Meldungen haben. Über die Hälfte der Befragten glaubt nicht, dass ihnen auf Plattformen oder von staatlichen Stellen geholfen wird. Zudem herrscht große Unsicherheit über die rechtliche Situation: Ein Drittel der Befragten gab an, nicht zu wissen, welche Beleidigungen strafbar sind.

    Nur 24 Prozent der Teilnehmenden hatten vom Digital Services Act (DSA) gehört, der europaweit Meldewege für rechtswidrige Inhalte vorsieht. Diese Wissenslücke könnte ein weiterer Grund sein, warum viele Nutzerinnen und Nutzer auf eine Meldung verzichten.

    Vertrauen in staatliche Institutionen fehlt

    Ein Mangel an Vertrauen in staatliche Institutionen erschwert die Durchsetzung des Rechts. Nur 54 Prozent der Befragten haben Vertrauen in die Polizei, während das Vertrauen in den Bundestag bei 30 Prozent liegt. Die Staatsanwaltschaft und nationale Gerichte genießen ebenfalls nur bei weniger als der Hälfte der Befragten Vertrauen.

    Fazit der Studie

    Um die Rechtsdurchsetzung zu stärken, ist es notwendig, das Vertrauen in staatliche Institutionen wieder aufzubauen. Gleichzeitig sollten Meldewege vereinfacht und transparenter gestaltet werden. Mehr Wissen über die rechtlichen Rahmenbedingungen und effektive Maßnahmen gegen digitale Gewalt müssen vermittelt werden, um die Betroffenen zu ermutigen, Beleidigungen konsequent zu melden. Ansonsten setzen sich die durch, die unfair, bösartig und aggressiv vorgehen. Und das ist ein bedenklicher Schritt zur Verrohung der Gesellschaft. Also, liebe Richter, Staatsanwälte und Politiker: lest euch das hier gut durch und erfüllt euren Job, wir bezahlen euch schließlich alle dafür.

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