Der Garten im Februar
Feichtingers Gartenwelt: Lieber Winter, bleib doch noch ein wenig länger….
Schneebedeckt liegt sie vor mir – die Stätte meiner künftigen Freizeitgestaltung – nämlich unser nagelneuer Garten. So ein Pech aber auch! Die Natur kann also noch ein bisschen verschnaufen, (und ich auch), ehe wir dann in über sie herfallen.
Derzeit logiert dort nämlich noch Familie Schneemann, deren einzelne Mitglieder direkte Nachfahren der Habsburger sein könnten. Aber mein Söhnchen kommt in Sachen Talent für plastische Darstellung leider ganz nach dem Herrn Papa, welcher sein Geld wohl auch nie mit der Herstellung von Skulpturen verdienen wird. Aber weil wir ihn ermutigen wollen und seine frühkünstlerische Laufbahn nicht einschränken möchten, werden wir erst wenn auch der hartnäckigste Schneemann nur mehr aus einem Hut, einer Möhre und ein paar Knöpfen besteht zur Tat schreiten.
Meine Allerwerteste hat allerdings schon sehr konkrete Vorstellungen, was das spätere Aussehen von Eden, wie sie den Garten liebevoll nennt, betrifft. Ich selbst nenne ihn übrigens Acker.
Folgende Komponenten, so hat die ehrgeizige Dame des Hauses nach vielen konstruktiven Diskussionen mit sich selbst in sehr demokratischer Weise entschieden, sind absolut unentbehrlich für Eden:
- Eine Holzhütte, die gleichzeitig als Geräteschuppen, Unterschlupf bei Spontangewittern und Blickfang dient. Wie Letzteres zu bewerkstelligen ist, weiß sie zwar auch nicht, aber meinen Vorschlag, sie doch rosa anzupinseln, findet sie: „… total kindisch – aber echt“
- Ein Teich mit mindestens zwei Goldfischen drin, deren Namen Günther und Sieglinde sein werden. Günther und Sieglinde werden sehr fruchtbar sein und sich vermehren. In der achten Generation wird der Teich dann schon so überbevölkert sein, dass wir ins Goldfischgeschäft einsteigen können. Millionen von leeren Glaskugeln müssen schließlich mit irgendwas befüllt werden!
- Viele Beete für Kohlrabi, Kraut, Blumenkohl, Kräuter, Kartoffeln und was man sich sonst noch so an Gemüse in den Mund schieben kann – brauchen eben Platz. Ich ahne, dass mir da noch einiges bevorsteht, denn Frau Gärtnerin hat viele Bücher gelesen und weiß, dass richtiges Gärtnern eine Kunst ist.
- In die Erde eingelassene Steinplatten, die einen durch den ganzen Garten führen – damit man sich nicht verirrt in diesen 50 m². Das Gute daran: Man kann auch barfuß lustwandeln, ohne gleich eine Biene für immer bei der Arbeit zu stören.
- Eventuell noch ein Hühnerstall samt dazugehöriger Innenausstattung – nämlich ein Hahn und zwei bis drei Hennen. Macht ja nichts, wenn jeden Morgen die Polizei auf der Matte steht, weil sich erboste Anwohner über die Lärmbelästigung beschweren. Hauptsache, wir können in der Früh ein frisch gelegtes Ei unter liege-lustigem Geflügel hervorzaubern.
- Ein Zaun rund ums Grundstück, um den Eindruck zu vermitteln, man hätte etwas zu verbergen. Und wenn die Nachbarn dann auf die Leiter steigen, um zu sehen, was man denn zu verbergen hat, sehen sie als Erstes die rosalackierte Blickfanghütte – und fallen vor Begeisterung gleich wieder von der Leiter. Hoffentlich auf ihre Seite des Zauns, in den hässlicheren Garten. Denn natürlich muss unser Garten der eindrucksvollste weit und breit werden.
Wenn die Besitzer und Nutzer der angrenzenden Grundstücke nicht mindestens jedes Mal vor Neid erblassen, wenn sie herüberschauen, haben wir versagt und sind es nicht wert, uns Heimgärtner nennen zu dürfen.
“Und sonst geht’s dir gut?” frage ich die Allerwerteste zwischendurch.Und ich denke mir nur: Möge der Winter noch lange dauern.