Psychologie

Wie du bessere Entscheidungen triffst!

Zugegeben, es ist schwer, heute Entscheidungen zu treffen. Das liegt daran, dass wir so viele Fakten zur Verfügung haben, dass es einem schwindelig werden kann. Wie es besser geht. 

Wie jeden Morgen steht Marie vor ihrem überfüllten Kleiderschrank und fühlt sich überwältigt. Sie streift mit den Fingern über den Stoff des blauen Pullis, dann sieht sie sich eine gestreifte Bluse an und ein gelbes T-Shirt. Je länger sie überlegt, desto schwieriger wird die Entscheidung. „Warum ist das so schwer? Es ist doch nur ein Pulli“, murmelt Marie frustriert. In ihrem Kopf herrschte ein chaotisches Hin und Her, bis sie sich einen Ruck gibt und spontan den blauen Pulli überstreift. Es fühlt sich gut an. 

Überfluss führt zur Lähmung

Vielen Menschen geht es wie Marie. In einer Welt, die durch eine schier unendliche Vielfalt an Möglichkeiten und Optionen geprägt ist, wird selbst die einfachste Entscheidung oft zur Herausforderung. Der Überfluss an Auswahl kann zu einer Lähmung führen, bekannt als die „Paralyse durch Analyse“, bei der zu viele Optionen tatsächlich die Entscheidungsfindung behindern. Oder – mit anderen Worten: Unser gesamtes Leben ist wie ein überfüllter Kleiderschrank. Es bietet uns schier unendliche Möglichkeiten, stellt uns andererseits aber auch vor die Qual der Wahl. Was, wenn wir einen Fehler machen und eine bessere Alternative hätten wählen können? Wie navigieren wir im Meer der Möglichkeiten, ohne von den Wellen verschluckt zu werden? Denn es ist wichtig, Wege zu finden, mit dieser Entscheidungsüberflutung umzugehen, um ein Gefühl von Kontrolle und Zufriedenheit in unserem Leben zu bewahren. 

KI ist keine Lösung

Eine Möglichkeit wäre es, die Entscheidung einfach an eine KI abzugeben, die vielleicht besser mit einer Vielzahl an Daten umgehen kann. Irrtum, zeigte eine weltweite Umfrage unter über 1100 Führungskräften, durchgeführt von der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Rund zwei Drittel der CEOs stimmen zu, dass Big Data entscheidend die Entscheidungsfindung in Unternehmen verändert. Trotz des zunehmenden Einflusses datengestützter Entscheidungsprozesse setzen jedoch immer noch 30 Prozent der befragten Unternehmensleiter auf ihre Intuition und persönliche Erfahrung, selbst bei kritischen strategischen Entscheidungen.

Doch warum verlassen sich selbst Top-Führungskräfte auf ihre Intuition?

Intuition ist eine spontane, oft nicht vollständig erklärbare innere Empfindung, die uns in bestimmten Situationen überkommt. Manches fühlt sich richtig an, anderes falsch. Dieses Gefühl ist das Ergebnis unseres körperlichen Reaktionssystems, das im Unterbewusstsein verankert ist. Unser Gehirn nimmt komplexe Realitäten nämlich nicht nur viel umfassender wahr als eine KI, es stimmt sie auch mit unserem individuellen Gefühl für richtig und falsch ab. Und das heißt? Niemand auf der Welt wird die gleiche Intuition haben wie du. Denn niemand hat die gleichen Erfahrungen gemacht, hat die gleichen Empfindungen, wie du sie hast. 

Tausende vernetzte Neuronen verarbeiten deine Daten blitzschnell zu einer gefühlten Interpretation, die oft erstaunlich zutreffende Antworten liefert, weil sie uns voll und ganz entspricht. Und weil das in Nanosekunden geschieht, reicht die Zeit nicht, den bewussten Verstand da mit einzubeziehen. Der ist nämlich unendlich laaaaangsam. Unser Unterbewusstsein dagegen ist blitzschnell. Was also tut es, um uns im Alarmfall zu warnen, zu ermutigen oder zu leiten? Es umgeht die Sprache und wählt die Gefühle wie Mut, Zaudern oder Angst. Diese Fähigkeit, etwas zu wissen, ohne zu wissen, warum, zeigt, dass die Intuition nicht nur schnell, sondern oft auch richtig liegt.

Wir Menschen sind gut 

Dass unsere Intuition sogar über künstliche Intelligenz triumphiert, zeigte Jacob Sherson von der Aarhus Universität. Shersons Team konfrontierte einen Computer mit einem quantenmechanischen Problem. Überraschenderweise fanden die menschlichen Teilnehmer intuitiv häufig schneller optimale Lösungen. Aber wie können wir die Intuition stärken? Durch Nichtstun, sagt Katrin Eling von der Technischen Universität Eindhoven. Sie demonstrierte, dass Produktentwicklungsteams, die sich bewusst von ihren Problemen auch mal ablenken lassen, effektiver Entscheidungen treffen. Denn der intuitive Denkprozess braucht Zeit, um unbewusst weiterzulaufen. Das wusste bereits Einstein. Wenn er bei einem physikalischen Problem nicht weiterkam, dachte er es ein paar Stunden intensiv durch, um es sodann gedanklich „wegzuschicken“. Ein paar Tage oder Wochen später blitzte dann eine Erkenntnis in ihm auf, die es ihm ermöglichte, weiterzumachen. Oder, anders gesagt: Der Verstand muss wollen, und nicht müssen. Dann schafft er Unglaubliches.

Atme durch und spüre

Es gibt so viele Situationen, in denen wir das Bedürfnis verspüren, sofort eine Lösung zu finden, sofort eine Entscheidung zu treffen. Aber manchmal ist das Beste, was wir tun können, einfach mal innezuhalten und zu atmen. In diesem Moment der Ruhe kann sich unsere Intuition entfalten, können wir klarer sehen und besser fühlen, was für uns richtig ist.

Also ja, lasst uns öfter mal eine Pause machen. Lasst uns Zeit nehmen, um zu entspannen, um unsere Gedanken zu sortieren und um uns von den Geräuschen des Alltags zu lösen. Vielleicht finden wir in diesem Moment der Stille genau die Antwort, die wir gesucht haben.

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