Freizeit

Und ewig knurrt der Große Schweizer…

Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.


Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.







Finley und Caruso 2 – Chronik einer tiefen Feindschaft

Abendspaziergänge mag ich besonders gerne. Wenn im Sommer die laue Luft die Bäume umspielt, genieße ich unsere Runden in vollen Zügen. Ich bin tiefenentspannt und Finley dümpelt an langer Leine von links nach rechts und schnüffelt sich von Markierung zu Markierung und von Gänseblümchen zu Gänseblümchen. Alles war so friedvoll.

Bis wir auf Caruso und sein Frauchen Bruni trafen. Ihr erinnert Euch ja vielleicht noch an Caruso, den Großen Schweizer Sennenhund aus dem Nachbarhaus. Ein Bild von einem Rüden, stramme 70 Zentimeter Schulterhöhe, gefühlte 60 Kilogramm pure Muskelmasse, mit einem abrissbirnengroßen Sturschädel.

Die Beiden hassten sich leidenschaftlich. Und da sie eher extrovertiert waren, machten sie aus ihrer Abneigung füreinander keinen Hehl. Die Boxhandschuhe wurden über die Pfoten gestreift und dann warteten sie auf den Gong … Caniden-Kickboxen, Gewichtsklasse: Cruisergewicht, 1. Runde!

Es war also wieder soweit. Finley war angeleint, Caruso auch, beiderseitiges Zähnefletschen, knurren was das Zeug hält, war Ehrensache. Rüden-Drüsen-Chefsekret waberte durch die Vorstadt. An Flucht war nicht zu denken, Finley zu beruhigen schien unmöglich. Caruso versuchte sich loszureißen und bockte wie ein wilder Hengst. Bruni, sein Frauchen, wickelte sich die Leine um ihr Handgelenk und ließ sich widerstrebend in unsere Richtung ziehen. Sie kämpfte, das musste man ihr lassen. Ich konnte nicht ausweichen und tat zur Abwechslung mal nichts.


Weitere Themen:

Auf halber Strecke zwischen Bruni und uns stand eine Straßenlaterne. Caruso zog knurrend an ihr vorbei, Bruni griff beherzt mit beiden Händen nach dem Laternenpfahl und versuchte sich fest zu klammern. Das alles konnte Caruso nicht stoppen, er gab Gas. Bruni landete mit einem Klong-Geräusch am Laternenpfahl. AUTSCH, das musste wehgetan haben. Caruso wurde mit einem harten Ruck gebremst. Er drehte sich verwirrt um und sprang aufgeregt um Bruni herum.

Die klammerte sich nach wie vor an den Laternenpfahl, „wie einst Lilli Marleen…“ Bruni schielte ein wenig und ich machte mir ehrlich Sorgen. Ihre von der Schleppe umwickelten Beine knickten weg. Meine Entspannung war futsch. Meine Kumpels Noradrenalin, Adrenalin und Kortisol luden das Dopamin auf ein Gläschen Sekt ein. Der Bartender im Hormon-Pub war sehr erfreut über seinen Umsatz.

Ich mache es mal kurz. Finley und ich gingen nach Hause. Caruso tobte und machte klar, dass das jetzt seine Laterne sei. Bruni blieb vertäut am Laternenpfahl zurück. Ich habe dem Heinz, Brunis Ehemann Bescheid gesagt. Ich gab ihm die Kurzfassung: „Heinz, dein Hund hat deine Frau am Pfahl vertäut. Erste Laterne um die Ecke. Lauf, bevor es zu spät ist.“ Deeskalation kann ich…

Der Heinz sprintete los und später sah ich die Drei durch ihren Garten laufen. Wir haben nie wieder über diesen Vorfall gesprochen. Ich verspreche, Fortsetzung wird folgen.

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.

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