Freizeit

SIE SIND LÄUFIG!

Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.


Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.

Frei nach Goethe – Die Leiden des jungen Werth… des alten Rüden

In der Hamburger Vorstadt war gerade Karneval für Vierbeiner. ALLES war läufig und am Aschermittwoch war der Spuk noch nicht vorbei. Eine rosarote Wolke „Eau-de-Nimm-Mich“ waberte über unsere Wälder, über Straßen, in unsere Gärten hinein.

Finley war ein wenig … entrückt. Okay, er jaulte nicht, er litt still, stand morgens seufzend auf der Terrasse und zog sich den verführerischen Duft durch die Nase. Dann warf er mir einen verhangenen Blick zu, der sagte „Ich wüsste, was jetzt meine verdammte Pflicht wäre, Frauchen…“. Er tat mir so leid. Es gibt halt Wünsche, die kann ich ihm nicht erfüllen.

Es wurde uns von den Hündinnen und ihren Haltern auch nicht leichter gemacht, enthaltsam zu bleiben.

Auf unserem ersten Spießruten-Spaziergang waren wir gut vorbereitet. Ich hatte Finley ein Geschirr angelegt und die Drei-Meter-Schleppleine im Stahlring eingeklickt. Mein Hund hatte die Nase hart am Asphalt und roch dort die pure Versuchung. Ich hatte es längst aufgegeben, in Extremsituationen wie diesen auf die Einhaltung von Regeln zu pochen. Finleys Geist dümpelte im Nirvana, ich war chancenlos. Also beschränkte ich mich auf das, was ich in solchen Momenten leisten konnte, ich hielt ihn einfach fest.

Und dann kam sie, die Riege der hoffnungslos Unbekümmerten. Eine freilaufende Hündin mit Stehtagen, bretterte von rechts in meinen Bären hinein. Ich stieß die Hündin mit der Hand weg. Die fletschte mit den Zähnen, schnappte nach mir. Autsch! Finley war keine große Hilfe…


Weitere Themen:

Drei Yorkshire-Damen, jede an einer Rollleine, nicht eingerastet, tobten auf uns zu. „Vorsicht, die sind läufig!“, rief mir ihr Halter zu. Danke, sehr hilfreich. Finley legte sich hin. Nun muss man wissen, dass ein Golden-Rüde in der Lage ist, sein Gewicht spontan zu verdreifachen. Wenn er nicht gehen will, dann geht er nicht. Genau das tat meiner jetzt. Ich wartete…

„Wollen sie nicht mal woanders hingehen“, fragte der Yorkihalter.

Na klar dachte ich, ich habe gerade lüsterne 100 Kilogramm Retriever-Muskelmasse an der Leine, aber hey …

Laut sagte ich: „Könnten Sie nicht vielleicht einen anderen Weg einschlagen – BITTE?“ Nörgelnd zog er ab. Ich war langsam reif für ein Anti-Aggressions-Training.

Dann kam eine ältere Dame mit einer sehr willigen Spanieldame um die Ecke und führte ihre angeleinte Hündin, mit den Worten, „Na, du Armer, darfst du nicht? Das würde aber hübsche Babys geben. Schnuppern darfst Du schon, gell?“, zu meinem Rüden. Finley war völlig außer sich, riss wild an der Leine. Ich wurde zornig.

„Hören Sie auf! Das ist ja so, als würden Sie vor einem Verdurstenden mit einer Flasche Wasser herumfuchteln und sie im letzten Moment wieder wegziehen. Das ist grausam. Hau‘n Sie ab – JETZT!!“

Finley und ich, wir waren groggy. Ich wollte nur noch nach Hause. Finley schlief sofort ein und seufzte im Schlaf. 

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.

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