
Sammelleidenschaft … die Geschichte einer Selbstheilung
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.

Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Hundeleinen kann man immer brauchen. Oder? Dieser Meinung war Birgit Jaklitsch auch. Bis Finley sie eines besseren belehrte …
In der Ausgabe von 1965 des Brockhaus Lexikons wird die Sammelleidenschaft als krankhafte Neigung bezeichnet, Gegenstände ohne praktischen Bedarf anzuhäufen.
Ich könnte jetzt ja versuchen, mich herauszuwinden und behaupten, dass Hundeleinen ein sehr hoher praktischer Bedarf anhaften würde. Doch mal ehrlich, ab einer gewissen Anzahl im Schrank darf man an der Steuerungsfähigkeit der Besitzerin zweifeln. Ich nehme das Niemandem übel.
Bei mir fing das alles an, noch bevor Finley bei uns einzog, eigentlich noch bevor er auf der Welt war. Überschwemmt von Vorfreude auf den Welpen, der gerade noch ausgetragen wurde, schlenderte ich durch die Fachmärkte und ließ mich inspirieren. Schließlich hatte mein Züchter gesagt, unser Haushalt müsse sich gut vorbereiten auf den Kleinen. Wir sicherten also alle Steckdosen, verschlossen den Zugang zur Innentreppe und stellten uns einen Vorrat an Welpenfutter in den Keller, mit dem wir den gesamten Wurf hätten durchfüttern können.
Beim Shoppen glitt mein Blick immer wieder zu den Hundeleinen: blaue, grüne, bunte, Nylon, Leder, handgeklöppelt, kurz, mittel, länger, ganz lang, heruntergesetzt, teurer, sündhaft teuer – HER DAMIT! Am Ende lauerten rund 20 unterschiedliche Leinen in meinem Hundevorbereitungsschrank (ja, den gab es wirklich) und warteten darauf, dass Finley bei uns einzog. Mein Mann schüttelte nur noch ratlos den Kopf.
Und dann kam Finley. Ihm war es total egal, wie seine Leine aussah oder sich anfühlte, denn alle Leinen waren per se sowieso erst einmal ein Mittel zur Freiheitsberaubung. In unbeobachteten Momenten pflegte er sie durchzubeißen, zerlegte sie in handliche Stücke, um danach auf diesen Überbleibseln herum zu kauen. Ich lernte sehr schnell, dass weder Material, Optik noch der monetäre Wert die Leine davor bewahren konnten, von meinem kleinen Terrorpaket durch Pfützen und Schlamm gezogen zu werden.
Mein Fazit, die Ausgaben hatten sich nicht gelohnt. Mein Anspruch an die Optik einer Hundeleine wich einer praktischen Abwägung. Wie leicht ist die Leine zu reinigen? Wie haltbar und vor allem robust ist sie? Es gibt sie in drei Farben – prima, eine wird schon gehen.
Am Ende habe ich viele meiner Fehlkäufe in den Second-Hand-Shop gegeben.
Und immer wenn es in unserer Hundewelt einen neuen Leinentrend gibt und ich in Versuchung geraten könnte, blicke ich auf mein eigenes, kleines Mahnmal in meinem Büro. An der Wand hängt ein knorpeliger Birkenast. Um ihn herumgeschlungen windet sie sich wie eine Anaconda eine aus Seemannstau handgeklöppelte Führleine – Bohostyle, die Enden mit buntem Garn verziert. Die fluffigen, farbenfrohen Bommel, die am Karabinerhaken befestigt sind, tanzen lustig in der Zugluft unseres alten Hauses hin und her und scheinen zu sagen „Tu es nicht, Birgit …“

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.