
Kompressionskleidung im Sport – Was bringt sie?
Immer mehr Sportler im Profi- und Freizeitbereich tragen Kompressionskleidung. Ob Socken, Shorts, lange Hosen , Oberteile oder Ganzkörperanzüge – inzwischen ist ein ganzer Markt entstanden. Doch hat das Tragen dieser Spezial-Kleidung überhaupt einen Effekt? Messbar ist er nicht, sagt Orthopädin.
Amanda Magosch, Assistenzärztin der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie hat dazu eine klare Meinung. Die Popularität begann im Laufsport mit den Socken und weitete sich dann auf andere Körperregionen und Sportarten aus. Die Sportler versprechen sich von der Kompression vor allem eine bessere Durchblutung der Muskulatur. Diese soll dadurch warmgehalten werden und die umgangssprachlich „schweren Beine“, also die Müdigkeit der Muskulatur in der Aktivität und der Muskelkater im Anschluss, sollen verhindert oder zumindest verzögert werden.
Kompressionsbekleidung gegen schwere Beine
Entsprechend greifen vor allem Athleten in Ausdauersportarten gern zur Kompressionskleidung der Beine. Neben dem Laufsport hat Kompressionskleidung z.B. auch im Triathlon und im Radsport Einzug gehalten. Im Wintersport tragen z.B. Skilangläufer immer wieder einen Ganzkörper-Kompressionsanzug unter der Kleidung. Magosch: „Einige nehmen diese Kleidung, soweit zugelassen, für den Wettkampf. Andere tragen sie in der Regenerationsphase, um diese zum Beispiel durch eine abschwellende Wirkung oder auch einen schnelleren Abtransport von Abfallprodukten aus dem Muskel zu beschleunigen.“
Hält Kompressionskleidung, was sie verspricht?
Seit 2010 gibt es verschiedenste Studien zur Kompressionskleidung. Amanda Magosch wertete große wissenschaftliche Arbeiten aus, die sehr viele Studien inkludierten. Der Effekt von Kompressionskleidung kann an verschiedenen Parametern gemessen bzw. untersucht werden. Neben Untersuchungen zu Kraft und Schnelligkeit werden auch Faktoren wie beispielsweise Blutfluss, Hauttemperatur, Laktatkonzentration und vieles andere analysiert. Das Fazit der Ärztin fällt nüchtern aus: „Ein deutlicher Effekt war bislang nicht nachzuweisen. Ein Problem ist, dass es kaum auf den Sportler zugeschnittene, individuell gefertigte Kompressionskleidung gibt. Bei einer personalisierten Kompressionskleidung könnte die Sache anders aussehen.“
Dazu einen Kommentar von Fitness-Coach Florian: „Ob die Kompressionssocken wirklich was bringen? Naja, das ist wie mit dem Schläger: Am Ende musst du den Ball trotzdem selbst schlagen.“
Wir reden hier von Kompressionskleidung, die angeblich Wunder wirken soll. Weniger Muskelkater, schnellere Beine, mehr Ausdauer. Das klingt alles toll, fast wie ein Zaubertrick. Aber ganz ehrlich: Wenn du nicht vorher schon fit warst, macht dich auch kein enges Hemd zur Rakete.
Die Wissenschaft sagt ja selbst: Einen deutlichen Effekt konnte man bisher nicht nachweisen. Klar, die Beine fühlen sich vielleicht ein bisschen leichter an, der Kopf denkt: „Ich bin super vorbereitet!“ Und genau das ist der Punkt.
Im Sport spielt der Kopf mindestens genauso mit wie der Körper. Wenn du glaubst, dass dir die Socken helfen, dann helfen sie vielleicht auch — Placebo-Effekt nennt man das. Aber sie ersetzen kein Training, keine Disziplin und keinen Biss.
Ich sage: Wer’s mag, soll sie tragen. Hauptsache, man glaubt an sich selbst. Und am Ende gilt immer: „You have to earn it!“
Kommentar von Jonas, unserem Experten für Neurobiologie: „Kompressionskleidung? Die Umarmung für die Wade!“
Man könnte fast sagen: Kompressionssocken sind die moderne Version der guten alten Stützstrümpfe. Nur klingt „Kompression“ einfach sportlicher als „Stütz“. Und wer will schon zugeben, dass er im Prinzip mit Rentnerstrümpfen den Halbmarathon läuft? Die Idee dahinter ist ja durchaus charmant: Die Muskeln besser durchbluten, die Beine warm halten, den Muskelkater verscheuchen. Aber Hand aufs Herz (oder besser: Hand auf die Wade): Die Studienlage ist so dünn wie eine Yogamatte nach 20 Jahren Dauereinsatz. Ja, vielleicht fühlt man sich ein bisschen fitter, ein bisschen schneller. Vielleicht auch, weil man so viel Geld für die schicken Dinger ausgegeben hat, dass man denkt: „Jetzt muss ich auch abliefern!“ Und das ist doch schon ein schöner psychologischer Effekt. Ich finde: Wenn dir die Strümpfe Freude machen — super! Denn Laufen soll Spaß bringen, nicht nur Strumpfabdrücke. Aber der wichtigste Muskel sitzt immer noch zwischen den Ohren. Und den kann keine Kompression der Welt in Form bringen, nur du selbst. Also: Bleib locker, auch wenn’s eng anliegt.