Gesundheit

Könnte mein Kind mutiger sein?

Der Wunsch an meine Kinder: „Werdet Leuchttürme. Scheint hinaus, weit in die Welt. Groß, stark und mit hellem Licht.“ Was dabei helfen kann, ist das Superheldenprogramm, entwickelt von Therese Schedifka. Wir wollten wissen, wie Kindern Mentaltraining helfen kann. 

„Kinder wachsen in einer sehr schnelllebigen und hektischen Welt auf, die von Krisen und Herausforderungen im großen geopolitischen Bereich, aber auch im kleinen individuellen Raum geprägt ist. Die Hektik des Alltags ist für uns Erwachsene schon häufig sehr ermüdend und erschöpfend, umso mehr aber noch für unsere Kinder.  So erregte beispielsweise die Kita-Studie 2022 des paritätischen Gesamtverbandes große mediale Aufmerksamkeit (Kemper et al., 2022). Das Thema der Studie ist Stress, Anspannung und Reaktion von Kleinkindern sowie Erwachsenen innerhalb ihres Arbeitsalltags in deutschen Kitas. Die Beobachtungen ergaben, dass die 2 bis 3-jährigen Kinder durch Kitabelastungen wie lange Betreuungszeiten, Personalmangel und Stress der Erziehungspersonen ernsthafte Stresssymptomatiken und deutliches Unwohlsein aufwiesen. 20 von 140 Kindern reagierten, indem sie Teilnahmslosigkeit, Anspannung und Niedergeschlagenheit zeigten und damit auf eine alarmierende Situation hindeuteten. Unser Alltag ist geprägt von massivem Stress. 

Kleinkinder können diesen wesentlich schlechter kompensieren als Erwachsene. 

Auch im Schulkindalter wird diese Belastung nicht weniger, denn hier kommen noch Leistungsdruck, Prüfungsängste oder sozialer Druck dazu. So haben in einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2021 von 1.002 befragten Kindern zwischen 6 und 18 Jahren 32% angegeben, sehr häufig bis häufig gestresst und angespannt zu sein (dpa Niedersachsen, 2023). Bei diesen Ergebnissen verwundert es nicht, dass immer mehr Kinder und Jugendliche an ernsthaften Erkrankungen wie Depression oder Burnout sowie psychische Belastungen, die sich in Form von Antriebslosigkeit, Rückzug, Aggression oder Mutlosigkeit ausdrücken können, leiden. Doch auch nach der Betreuung und Schulzeit geht es oft für die Kinder stressig weiter. Ihr Termindruck, aber auch der der Erwachsenen, überträgt sich nicht selten auf die gesamte Familie. Muße, Freispiel und Ruhe werden mit zunehmendem Alter eine Seltenheit. Vorbild dafür sind die Erwachsenen, die sich selbst häufig dabei erwischen, durch ihren Tag zu hetzen und ihn viel zu wenig erleben. Auch Pausen im Alltag werden immer mehr durch To-Do’s, Erledigungen und den intensiven Hobbyzeitplan der Kinder verdrängt. Aufreibend wird dies vor allem dann, wenn es mehrere Kinder in der Familie gibt, die zeitgleich oder hintereinander zu ihren Freizeitaktivitäten gebracht werden müssen. Dazu kommen dann noch die täglichen Erledigungen nach der Arbeit wie Arztbesuche, Einkäufe, Haushalt, oder Ähnliches. 


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So wandelt sich selbst die Freizeit zum Hamsterrad. 

Der Tagesablauf scheint ein einziger Dauerlauf zu sein, der die Kinder mehr und mehr funktionieren lässt und kaum mehr Raum für Selbstfindung und Entspannung bereithält. Die Benutzung elektronischer Medien wie Handys, Tablets oder Fernsehen kommen hinzu. Schwerwiegend ist, dass der passive Konsum dieser Medien sich oft wie eine Trance auf die Kinder auswirkt und ihnen dabei hilft, vollständig aus ihrem Alltag zu entkommen und stattdessen in das Geschehen im Computerspiel, dem Film sowie Serien oder Folgen anderer medialer Plattformen einzusteigen. Diese stellen dann eine eigene Welt dar, in die sich die Kinder zurückziehen können und fernab ihres Alltags sind. Nur leider ist dies kein wohltuender Rückzug, keine ruhige Pause oder ein In-Sich-Hineinfühlen, um einmal zu spüren, wie es einem heute eigentlich geht. Diese Form der Trance ist also keine entspannende für den Geist. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren, verarbeitet die vorgegebenen Bilder und erzeugt Emotionen zu dem Gesehenen. Die eigene Kreativität geht dabei vollständig verloren. Auch die Ruhe im Kopf zu bewahren wird unmöglich, weil die permanente Beschäftigung letztlich nur eine Ablenkung vom Stress bleibt.

Kreativität statt Ratio: Statt in unserer stark vernunftbetonten Welt eine logische Handlung abzuleiten, darf es kreative Lösungen aus dem Gefühl herausgeben 

Mentaltraining führt die Kinder in Fantasiewelten, in denen deutlich mehr möglich ist, als in der realen Welt. Hier gibt es Freunde und Helfer für belastende Themen. Es gibt weise Gestalten, oft sind es Tiere, kreative Wesen und allerlei andere Begleiter. Diese wissen und kennen meist Antworten auf Fragen, die tief aus dem Unterbewusstsein kommen. Durch ganz oberflächliche Trancezustände und Fantasiereisen wird den Kindern ein Zugang zu dieser kreativen Welt gewährt, der eine unendliche Ressource für innerlich stimmige Lösungen bietet. Innerlich stimmig aus diesem Grund, da es meist Lösungen sind, die aus dem Gefühl, der Emotion und der Intuition stammen. Wenn wir erneut das Bild des Eisbergs heranziehen, könnte man sagen, dass sie von unterhalb der Wasseroberfläche kommen. Dank der mentalen Technik von Entspannung und Fantasiereise beruhigen sich Geist und Verstand, und das konstante Denken pausiert für einen Moment. Glaubenssätze und Erwartungshaltungen von außen stehen damit im Abseits und Kinder dürfen auf ihre tiefsten inneren Bedürfnisse blicken. Stellvertreter dafür sind die Wesen und Fantasiebilder, die sie dabei sehen. Während dieser Reisen ins Zauberland ergeben sich nicht selten Lösungen für Probleme, die die Kinder vorher nicht zugelassen haben oder nur diffus empfinden konnten. Am Ende gibt es also einen Ort in ihnen, der immer eine Antwort auf die brennendsten Fragen hat, sie müssen nur wissen, wie sie ihn besuchen können. 


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Stärkung des Bauchgefühls: Selbstvertrauen fördern allein durch die Technik 

Erfahren die Kinder erst einmal, wie leicht sich auch herausfordernde Situationen durch das Mentaltraining anfühlen können und wie viel entspannter, leichter und gelassener sie werden, zieht es sie unweigerlich in die mentale Arbeit zurück. Dabei können sie nach Hilfe suchen und sich im Zauberland mit ihren Helfern austauschen. Sie können dann so gut wie alles bewältigen und schaffen, da sie konkrete Handlungsweisen und Techniken an der Hand haben, die sie bereits erfolgreich angewendet haben. Damit werden sie zu starken Menschen, die wissen, wie sie an ihren individuell belastenden Themen arbeiten können. Das schenkt ihnen viel Selbstvertrauen in die eigene Kraft. Dabei werden die äußeren Themen nicht weniger, noch werden sie objektiv betrachtet leichter. Nur wissen sie jetzt, dass sie auf ihre Gefühle und ihren Körper hören und dadurch im Einklang mit sich sein können. Sie dürfen ihrem Bauchgrummeln vertrauen, denn ihre Empfindungen sind richtig und wichtig. Dafür sollen sie sich im Außen einsetzen. 

Stärken wir dieses Vertrauen in die Empfindungen der Kinder, stärken wir sie und führen sie langfristig in ein gesundes Leben. 

Es gibt mehr als einen guten Grund, Kinder in ihrem Alltag und in ihrer Entwicklung durch regelmäßiges Training zu unterstützen. Die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer kann gute erste Übungen, Alltagsimpulse und Zielorientierung bringen. Dank steigender Gruppenangebote für Kinder und auch digitaler Formen des Trainings wird es einfacher, auch von zu Hause und in regelmäßigen Übungseinheiten dabei zu bleiben. Das Training sollte jedoch nicht zu einem weiteren belastenden Termin der Kinder werden. Oft ist es schon hilfreich, viele kleine Impulse im Alltag einzuführen, die am Ende des Tages jedoch einen großen Unterschied machen. So können mehrfach am Tag je nach Alter ein bis drei Minuten Atemübungen, Körperwahrnehmungs- und Entspannungstechniken in den Alltag eingebaut werden. Dabei ist es besonders zu empfehlen, früh mit kleinen Impulsen anzufangen, denn es wird für den Rest des Lebens einen großen Unterschied machen. 

Mentaltrainern und Achtsamkeitscoach Therese Schedifka ist die Geschäftsführerin von Planet Animal in Münster. Dort bietet sie die Superhelden-Kurse für Kindergarten-Kinder, Schulkinder und Teenager an. 

Du möchtest Therese live hören? Sie war zu Gast im Podcast der Hundewelt und Dog`s Avenue: “Tierisch gut”

Du möchtest das Programm mit deinem Kind durchführen? Therese hat ein Buch darüber geschrieben. Ein Erziehungsratgeber zur Stärkung der mentalen Gesundheit von Kindern mit tierischer Unterstützung.

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