Gesund

Keuchhusten: Warum die “harmlose” Kinderkrankheit plötzlich wieder gefährlich wird

Dein Baby hustet nachts immer wieder – anfangs denkst du dir nichts dabei. Doch was, wenn hinter diesem scheinbar harmlosen Husten eine Krankheit steckt, die lebensbedrohlich werden kann? Keuchhusten erlebt gerade ein erschreckendes Comeback. Mit über 25.000 gemeldeten Fällen im letzten Jahr erreichte Deutschland einen traurigen Rekord. Besonders dramatisch: Ausgerechnet diejenigen, die uns am liebsten sind – unsere Babys – sind am stärksten gefährdet.

Der Virus-Angriff auf unsere Kleinsten

Stell dir vor: Du kuschelst mit deinem neugeborenen Baby, doch unbemerkt überträgst du dabei eine gefährliche Krankheit. Genau das passiert immer häufiger. Keuchhusten hat sich gewandelt – früher eine typische Kinderkrankheit, trifft sie heute vor allem Erwachsene. Etwa 60 Prozent aller Fälle betreffen mittlerweile Menschen über 18 Jahre.

Das Tückische dabei: Bei Erwachsenen zeigt sich Keuchhusten oft nur als hartnäckiger Husten, der wochenlang anhält. Du merkst gar nicht, dass du hochansteckend bist. Währenddessen haben Neugeborene einen entscheidenden Nachteil – sie besitzen keinen natürlichen Nestschutz durch Antikörper der Mutter. Jeder Kontakt mit einer erkrankten Person führt praktisch zur Ansteckung.

Wenn aus Husten ein Überlebenskampf wird

Was als harmloser nächtlicher Husten beginnt, kann sich schnell zu einem medizinischen Notfall entwickeln. Ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung startet die Krankheit unscheinbar – mit einem Husten, der sich mit normalen Mitteln nicht lindern lässt.

Dann beginnt das Drama: Ganze Serien kurzer, harter Hustenstöße folgen aufeinander. Dein Kind bekommt kaum noch Luft, läuft rot oder sogar blau an. Das charakteristische krähende “Hi” beim mühsamen Einatmen durch die verkrampfte Stimmritze ist ein Alarmzeichen. Oft endet der Anfall erst durch Erbrechen – eine quälende Erfahrung für Kind und Eltern.

Die unterschätzte Langzeitkrankheit

Keuchhusten ist kein Schnupfen, der nach einer Woche vorbei ist. Die Krankheit zieht sich über Monate hin – bei Erwachsenen durchschnittlich 48 Tage, in extremen Fällen sogar bis zu 72 Wochen. Nicht umsonst wird Keuchhusten auch “100-Tage-Husten” genannt.

Besonders heimtückisch: Auch nach dem akuten Stadium kann jeder kleine Reiz – ein Luftzug, Aufregung oder körperliche Anstrengung – neue Hustenanfälle auslösen. Manche Kinder entwickeln sogar einen regelrechten “Keuchhusten-Tic”, der noch lange nach der eigentlichen Erkrankung anhält.


Weitere Themen:

Warum jetzt so viele erkranken

Die Corona-Pandemie hatte einen unerwarteten Nebeneffekt: Durch Masken und Abstandsregeln gingen auch andere Infektionskrankheiten wie Keuchhusten stark zurück. Jetzt, wo diese Schutzmaßnahmen weggefallen sind, schlägt die Krankheit mit voller Wucht zurück.

Zusätzlich lässt der Impfschutz bei vielen Erwachsenen nach. Die Bakterien verbreiten sich beim Husten, Niesen oder Sprechen über winzige Tröpfchen und können bis zu einem Meter weit fliegen. In geschlossenen Räumen ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch.

Dein Schutzschild: Die richtige Impfstrategie

Die gute Nachricht: Du kannst dich und deine Familie effektiv schützen. Die Grundimmunisierung für Babys erfolgt im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Doch das reicht nicht aus – der Impfschutz muss regelmäßig aufgefrischt werden.

Besonders wichtig: Wenn du schwanger bist, solltest du dich unbedingt im dritten Schwangerschaftsdrittel impfen lassen. So überträgst du Antikörper auf dein ungeborenes Kind und schützt es in den ersten Lebenswochen. Alle engen Kontaktpersonen – Eltern, Großeltern, Geschwister – sollten ihren Impfschutz alle zehn Jahre auffrischen lassen.

Denk daran: Keuchhusten ist längst nicht mehr nur eine Kinderkrankheit. Es ist eine ernste Bedrohung für die ganze Familie. Doch mit der richtigen Vorsorge kannst du deine Liebsten schützen und dafür sorgen, dass aus einem harmlosen Husten kein Kampf ums Überleben wird.

Teilen