
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus‘ …
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.

Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Eigentlich kann ich mich auf Finley verlassen.
Ableinen ist in der Regel kein Problem. Er bleibt bei mir. Na ja, sagen wir mal, er bleibt auf Sichtweite. Bei der Gelegenheit: Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich weitsichtig bin?
Einmal, das war noch zu Finleys Sturm-und-Drang-Zeit, da ist er mir mal abgehauen. Er war zwei Stunden lang verschwunden und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Verzweiflung trifft nicht einmal annähernd das, was ich damals empfunden habe. Ich war noch neu in unserer wunderbaren Hundewelt, meine Unerfahrenheit ließ meine Fantasie Purzelbäume schlagen. Würde er jagen gehen, auf die nahegelegene Straße rennen?
Ich fantasierte mir zusammen, dass mein streunender Jungspund von einem Jäger auf der Pirsch erwischt werden würde. Der Jäger in meiner Vorstellung war – natürlich – bis an die Zähne bewaffnet und jederzeit bereit, meinen Dicken aus dem Hinterhalt niederzustrecken.
Ich hatte diese Möglichkeit noch gar nicht zu Ende gedacht, da stand er auch schon vor mir, unser Revierförster. War ja klar, wenn bei uns etwas schiefgeht, dann richtig. Ich schilderte ihm zerknirscht, was passiert war und
bat ihn zum Schluss kläglich: „Oh, bitte erschießen Sie meinen Hund nicht, er ist ja noch so jung.“ Er lachte laut und antwortete: „Na, so schnell schießen wir hier nicht.“ Und weiter: „So, jetzt setzen wir uns erst mal auf die Baumstümpfe dort und Sie beruhigen sich. Der kommt schon wieder.“
Von Finley war noch immer nichts zu sehen. Dafür wuselte Lotte, seine Bayerische Gebirgsschweißhündin, um uns herum.
Wer hätte das gedacht, unser Förster, den ich seitdem Fritz nennen durfte, entpuppte sich für mich als große Stütze in der Not. Vielleicht wollte er auch nur seine Wildtiere vor einer unerfahrenen, leicht aus der Spur geratenen Hundehalterin schützen, egal. Fritz brachte mich an die Stelle zurück, an der Finley durchgestartet war. Dort warteten wir … lange …
Lotte, seine Hündin, streifte durch das Dickicht, schnupperte und machte sich dann auch davon. „Jo, so üs dat manchmol …“, sagte Fritz und zuckte mit den Schultern. Wir blieben einfach sitzen und warteten noch etwa eine halbe Stunde, bis wir ein Rascheln hinter uns hörten. Zuerst kam Lotte hinter ein paar abgesägten Baumstümpfen hervor, lief auf Fritz zu und legte sich zu seinen Füßen ab.
Dann brach Finley durchs Dickicht. Er war mit Kletten übersäht und hatte sich zudem in einer ockerbräunlichen Masse gesuhlt. Er stank bestialisch. Was ihn aber nicht daran hinderte, seiner Wiedersehensfreude freien Lauf zu lassen. Während er herzerweichende Juchzer von sich gab, bewegte sich sein Stert wie ein Propeller. Er tänzelte wild um mich herum und presste sich zwischendurch immer wieder an meine Beine.
In kürzester Zeit gingen Finley und ich im olfaktorischen Partnerlook. Ich hatte genug seines „Eau de Modder“ aufgenommen, um als gesellschaftsunfähig eingestuft zu werden. Förster Fritz hatte sich dann auch relativ schnell von uns verabschiedet. Wir sahen uns ab und an im Wald und irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass er zuerst probeschnupperte, bevor wir dann ein Stück zusammen gingen.

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.