Freizeit

Ist Bed-Sharing gut oder schlecht?

Wie das gemeinsame Schlafen mit Kindern wirklich wirkt

Als Alexa mit ihrer frisch entbundenen Tochter aus der Klinik nachhause kam, legte sie die Kleine neben sich ins Ehebett. Zwischen ihren Partner und sich, weil es einfach bequemer war beim Stillen. Mittlerweile ist ihre Tochter 16 und liegt dort immer noch. War es ein Fehler? Sie ist zumindest ein Einzelfall, meint Dr. Ayten Bilgin. Sie hat das “Bed-Sharing” und seine Folgen für Eltern und Kinder wissenschaftlich untersucht.

Gemeinsam im Familienbett


Das Bild ist vertraut: ein Baby, sicher geborgen zwischen seinen Eltern, schlafend und zufrieden. Doch genau dieses Szenario sorgt immer wieder für Diskussionen. Ist das sogenannte „Bed-Sharing“ schädlich für die psychologische Entwicklung eines Kindes? Eine neue Studie der University of Essex schafft nun Klarheit: Die gemeinsame Nachtruhe hat keinerlei negative Auswirkungen auf die emotionale oder verhaltensbezogene Entwicklung von Kindern. Im Gegenteil, sie zeigt: Nähe schadet nicht – wenn sie sicher gestaltet ist.

Nähe oder Risiko? Die Debatte um das Familienbett


Das Thema „Bed-Sharing“ ist emotional aufgeladen. Manche Experten warnen vor möglichen Entwicklungsstörungen oder riskantem Verhalten, während andere die Vorteile betonen: Die Nähe erleichtert das nächtliche Stillen und beruhigt, wenn das Baby nachts aufwacht. Doch belastbare wissenschaftliche Belege fehlten bisher – ein Dilemma für Eltern, die oft zwischen Instinkt und Unsicherheit hin- und hergerissen sind.

Was die Forschung jetzt zeigt


Die Studie der University of Essex, die in Attachment and Human Development veröffentlicht wurde, untersucht erstmals langfristig den Zusammenhang zwischen Bed-Sharing und der psychologischen Entwicklung von Kindern. Sie begleitete knapp 17.000 britische Kinder über elf Jahre hinweg. Das Ergebnis? Kein Zusammenhang zwischen dem Schlafen im Elternbett mit neun Monaten und späteren emotionalen oder verhaltensbezogenen Problemen wie Ängsten, Depressionen, Aggression oder Hyperaktivität.

„Trotz der anhaltenden Debatte über potenzielle Langzeitschäden und -vorteile des Bed-Sharings gibt es nur wenig wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema“, erklärt Dr. Ayten Bilgin, die Hauptautorin der Studie. Sie betont: „Eltern können beruhigt sein – solange das Bed-Sharing sicher praktiziert wird, ist es unwahrscheinlich, dass es negative Auswirkungen auf die emotionale und verhaltensbezogene Entwicklung von Kindern hat.“

Mehr Gelassenheit, weniger Scham


Die Forschungsergebnisse sind eine Erleichterung für viele Eltern, die sich für das Familienbett entscheiden. Denn oft wird diese Entscheidung mit Schuldgefühlen und Scham behaftet. „Es gibt viel Schuld und Scham rund um das Bed-Sharing – dabei ist es eine elterliche Entscheidung“, so Dr. Bilgin. Ihre Botschaft ist klar: Bed-Sharing ist kein Entwicklungsrisiko, sondern eine Frage der persönlichen Präferenz und der individuellen Familiensituation.

Was Eltern wirklich brauchen


Eltern brauchen keine starren Regeln, sondern Unterstützung bei Entscheidungen, die zu ihrem Lebensstil und ihrer Familie passen. Die Studie unterstreicht: Nähe und Sicherheit stehen nicht im Widerspruch zueinander. Solange das Bed-Sharing sicher gestaltet wird – ohne Decken oder Kissen, die das Baby gefährden könnten, und in einer sicheren Schlafumgebung –, können Eltern darauf vertrauen, dass sie ihrem Kind mit dieser Praxis weder schaden noch seine Entwicklung behindern.

Fazit: Die Freiheit, zu entscheiden


Die Ergebnisse der Studie geben Eltern ein wichtiges Stück Gelassenheit zurück. Das Familienbett ist keine universelle Lösung – aber auch keine Gefahr. Es bleibt eine intime Entscheidung, die jede Familie für sich treffen kann. Und das Wichtigste: Wenn Eltern ihrem Bauchgefühl folgen und dabei die Sicherheit im Blick behalten, tun sie genau das Richtige. Denn manchmal ist Nähe das Beste, was wir unseren Kindern geben können – nachts wie tagsüber. Und wenn daraus ein Dauerzustand wird? Alexa hat den Rat ihres Kinderarztes gesucht. Der empfahl, mit der Tochter gemeinsam das Jugendzimmer neu einzurichten und mit ihr zusammen ein Bett auszusuchen. Danach war die Angelegenheit erledigt und die Tochter zog mit Freuden in ihr neues Reich. Manchmal ist die Lösung so einfach.

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