Gesundheit

Heuschnupfen: „Heute kann ich wieder durchatmen“

Juckende Augen, laufende Nase? Eine Hyposensibilisierung kann helfen – und ist in jedem Alter möglich.

Wenn im Frühling die Natur aufblühte, begann für Sabine S. (63) die schwierige Zeit. Schon seit ihren Dreißigern litt sie unter Heuschnupfen. „Es fing ganz harmlos an – ein bisschen Niesen, juckende Augen“, erzählt sie. „Ich dachte, das geht von allein wieder weg.“ Doch die Symptome wurden mit jedem Jahr stärker. „Irgendwann habe ich schon morgens gespürt, wenn Pollen unterwegs waren. Die Nase lief, die Augen waren rot, ich konnte kaum schlafen – und fühlte mich tagsüber wie zerschlagen.“ An Medikamente wollte sie sich nicht dauerhaft gewöhnen. „Ich habe zwar Antihistaminika genommen, aber die machten mich oft müde.“ Als ihr HNO-Arzt vorschlug, eine Hyposensibilisierung zu machen, zögerte sie zunächst. „Ich dachte: In meinem Alter lohnt sich das doch nicht mehr.“


Gegen Birkenpollen

Doch sie informierte sich genauer – und begann im darauffolgenden Herbst mit der Therapie. Über drei Jahre ließ sie sich regelmäßig eine kleine Dosis des Birkenpollen-Allergens spritzen. „Am Anfang war ich skeptisch – aber nach der zweiten Saison merkte ich, dass ich viel weniger Symptome hatte. Ich konnte draußen spazieren gehen, ohne gleich zu niesen. Und ich konnte riechen – Gras, Heu, den Sommer. Das war früher so nicht möglich, die Nase war ja zu.“ Heute ist sie beschwerdefrei – ohne Medikamente. „Es war eine Entscheidung für meine Lebensqualität“, sagt sie rückblickend. „Ich hätte mir gewünscht, dass mir früher jemand gesagt hätte, dass man das auch mit 60 noch machen kann.“


Allergien schaden der Lunge

Rund 15 Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter Heuschnupfen. Besonders in den Frühlings- und Sommermonaten macht ihnen der Blüten- und Gräserpollenflug zu schaffen. Doch was viele nicht wissen: Heuschnupfen ist nicht nur lästig – unbehandelt kann er chronisch werden oder sogar zu Asthma führen. Die gute Nachricht: Eine sogenannte spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, kann helfen. Und zwar nicht nur bei Kindern oder jungen Erwachsenen – sondern auch noch im fortgeschrittenen Alter.


Wie entsteht Heuschnupfen?

Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion auf bestimmte Eiweißstoffe in Pollen. Das Immunsystem stuft diese als „gefährlich“ ein – und startet eine Abwehrreaktion. Typisch sind Niesanfälle, verstopfte Nase, juckende Augen oder auch Hustenreiz. Bei manchen Menschen kommen Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme hinzu. Bleibt die Allergie unbehandelt, kann sich die Reaktion mit der Zeit verstärken – und sich auf die unteren Atemwege ausweiten. Fachleute sprechen dann vom „Etagenwechsel“ – es kann sich allergisches Asthma entwickeln. Deshalb ist es ein Irrtum, dass es gut wäre, eine Allergie einfach auszusitzen. Langfristig ist es besser, wenn sie behandelt wird.


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Hyposensibilisierung: Den Körper an die Pollen gewöhnen

Die Hyposensibilisierung ist derzeit die einzige ursächliche Therapieform bei Allergien. Sie setzt an der Wurzel des Problems an: dem fehlgeleiteten Immunsystem. Ziel ist es, den Körper langsam und kontrolliert an den allergieauslösenden Stoff zu gewöhnen. Dazu bekommt der Patient über einen längeren Zeitraum geringe Mengen des jeweiligen Allergens verabreicht – entweder als Spritze, Tablette oder Tropfen. Die Dosis wird allmählich gesteigert. So „lernt“ das Immunsystem, die Pollen als harmlos zu akzeptieren. Eine Hyposensibilisierung dauert in der Regel drei Jahre. Erste Verbesserungen zeigen sich jedoch oft schon nach einigen Monaten.


Auch für Menschen über 50 geeignet

Eine Immuntherapie ist keineswegs nur etwas für junge Menschen. Auch Menschen über 50 können davon profitieren. Vorausgesetzt, es bestehen keine schweren Grunderkrankungen wie unkontrolliertes Asthma oder schwere Autoimmunerkrankungen. Ältere Patientinnen und Patienten sollten die Entscheidung gemeinsam mit ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem Arzt treffen. Studien zeigen: Auch im fortgeschrittenen Alter kann eine Hyposensibilisierung die Symptome deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern. Wichtig ist es jedoch, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Es macht wenig Sinn, die Hyposensibilisierung dann zu beginnen, wenn die Allergie auf dem Höhepunkt ist.


Was hilft

Neben der ärztlichen Behandlung hilft es, die Belastung durch Pollen möglichst gering zu halten:

  • Informiert euch über den aktuellen Pollenflug (z. B. über Apps oder im Internet).
  • Lüftet möglichst in pollenarmen Zeiten (früh morgens in der Stadt, spät abends auf dem Land).
  • Wascht euch abends die Haare und wechselt täglich die Kleidung.
  • Nutzt ggf. Pollenschutzgitter oder Luftreiniger für das Schlafzimmer.
  • Vermeidet unnötige Aufenthalte im Freien an Tagen mit hoher Pollenbelastung.
  • Trocknet die Wäsche lieber im Trockner, als sie draußen aufzuhängen. Besonders Handtücher und Bettwäsche!
  • Achtet auf Kreuzallergien und passt eure Ernährung an.
  • Ein Aufenthalt an der See kann helfen, die Schleimhäute zu beruhigen und abheilen zu lassen. Wer seinen Urlaub klug plant, kann sich Linderung verschaffen.

Besser leben mit Allergie

Eine Pollenallergie muss kein dauerhafter Begleiter sein. Die Hyposensibilisierung bietet eine gute Chance, die Beschwerden langfristig zu lindern oder sogar ganz loszuwerden. Auch im höheren Lebensalter kann sich die Therapie lohnen – für mehr Lebensqualität und weniger Beschwerden in der Pollensaison.

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