Essen + Trinken

Für echte Prinzessinnen

Kandierte Rosenblätter

Ich habe ein gutes Händchen für Rosen. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es an meiner Art, sie nicht zu unterschätzen. Rosen brauchen nämlich keine große Bühne, nur einen Platz mit Sonne, ein wenig Rückschnitt und jemanden, der ihnen zuhört. Ich pflanze sie tief ein, ich dünge sie regelmäßig, und sie danken es mir mit einem ganzen Sommer voller Blüten. Für den Garten. Für die Vase. Für die Seele.

Bei mir wachsen nur Strauchrosen, und zwar nur solche, die duften. Alles andere, diese stummen Schönheiten aus dem Baumarkt ohne Geruch, kommen mir nicht ins Beet. Eine Rose ohne Duft ist wie ein Liebesbrief ohne Handschrift. Hübsch, aber leer.

Was kaum jemand weiß: Aus den Rosenblüten kann man auch Köstlichkeiten zaubern. Kandierte Rosenblätter zum Beispiel. Ein Gedicht! Und eine Kindheitserinnerung.

Meine Oma machte sie zu besonderen Gelegenheiten und wenn ich zu Besuch kam, war das natürlich eine. Ihre Küche roch dann nach Vanille, Puderzucker und irgendwie nach Aufregung. Sie füllte einfache kleine Törtchenböden mit Vanillepudding und streute kurz vor dem Servieren die zart glitzernden Rosenblätter darüber. Ich stand auf Zehenspitzen am Tisch, schaute mit großen Augen und fühlte mich wie eine kleine Prinzessin. Nicht kitschig, sondern still. So wie man sich fühlt, wenn jemand sich Mühe gibt, nur für dich.

„Immer erst kurz vor dem Servieren“, sagte Oma streng. „Sonst werden sie weich.“ Auf Zuckerguss dagegen, da halten sie sich. Das wusste sie. Sie wusste so vieles, ohne je ein Aufhebens darum zu machen.

Wenn ich heute meine Rosen schneide, denke ich an sie. Ich koche Vanillepudding, streiche Zuckerguss auf Kekse, und manchmal – an Tagen, die es verdienen – kandierte ich wieder Blätter. Ich tue das nicht für Gäste, nicht für den Sommer, nicht fürs Foto. Ich tue das für das Mädchen, das ich einmal war. Für das, das auf Zehenspitzen stand. Für das, das geglaubt hat, dass ein Rosenblatt aus Zucker ein echtes Wunder ist.

Und weißt du was? Das glaube ich immer noch.


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Zutaten:

Frische Rosenblütenblätter von Bio-Rosen, es müssen duftende Sorten sein

1 Eiweiß (von einem frischen Ei, bei Raumtemperatur)

100 g feiner Zucker (z.B. Puderzucker oder sehr fein gemahlener Kristallzucker)

Backpapier

Zubereitung:

Rosenblätter vorbereiten: Pflücke die Rosenblätter vorsichtig ab und achte darauf, dass sie sauber und trocken sind. Wähle Blätter, die unversehrt und frei von Flecken sind.

Eiweiß aufschlagen: Gib das Eiweiß in eine kleine Schüssel und schlage es leicht auf, bis es schaumig wird, aber noch nicht steif ist. Es sollte eine gleichmäßige, leicht flüssige Konsistenz haben.

Rosenblätter bestreichen: Nimm ein Rosenblatt und bestreiche es vorsichtig mit dem Eiweiß, entweder mit einem feinen Pinsel oder durch vorsichtiges Eintauchen ins Eiweiß. Achte darauf, dass beide Seiten des Blattes gleichmäßig bedeckt sind.

Zucker auftragen: Streue den feinen Zucker gleichmäßig auf eine Backpapier und lege das Rosenblatt darauf. Auch die andere Seite mit Zucker bestreuen. Alternativ kannst du das Rosenblatt in einer Schale mit Zucker wälzen, bis es rundum bedeckt ist.

Trocknen lassen: Bei 60 Grad im Ofen trocknen lassen. Die Blätter sind fertig, wenn sie vollständig trocken und knusprig sind.

Lagern: Die Rosenblätter sind knusprig und sollten trocken gelagert werden. 

Der Geschmack ist unvergleichlich, wer schon einmal Rosenwasser verwendet hat, wird ihn erahnen können. Sie schmecken, wie sie riechen. Deshalb bringen gut duftende Rosen auch die intensivsten Aromen. Da rohes Eiweiß verwendet wird, würde ich die Blätter immer frisch zubereiten. Ich mache das immer am Vortag.

Das Rezept funktioniert auch mit Veilchenblüten.

Dazu werden die ganzen Veilchenblüten gewaschen, getrocknet und dann in Eiweiß und Zucker gewälzt. Das Waschen ist bei Veilchen sehr wichtig. Die niedrigen Blüten duften stark und werden deshalb gerne von Tieren markiert. Deshalb sehr gründlich in heißem Wasser waschen und in einem Sieb trocknen lassen. 

 

Hier schreibt Claudia vom Minerva-Vision-Team.
Als echtes Omakind hat sie früh gelernt: Gute Antworten brauchen kein Coaching, manchmal reicht ein Platz am Küchentisch. Heute schreibt sie über das, was uns wirklich guttut: gute Fragen, einfache Antworten, leckeres Essen – und das Glück, wenn jemand einfach da ist.

Das Rezeptfoto ist KI-generiert.

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