Es ist alles Empathie …
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.
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Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Finley spiegelt sein Gegenüber
Es heißt ja, dass unsere Hunde unsere Gemütszustände spiegeln. Also wenn ich da auf Finley schaue, denke ich, da ist etwas dran. Natürlich wäre Finley nicht Finley, wenn seine Spiegelungen nicht einem individuellen Twist unterliegen würden.
Neulich zum Beispiel trafen wir meine Freundin Lore an den Mülltonnen vor ihrem Haus. Als wir da so standen und uns unterhielten, kam Herr Rabatz um die Ecke.
Sekunden schnell analysierte er die Situation: Nachbarin mit Wohnrecht (Lore), blockiert den Weg zur Müllentsorgung, zusammen mit Nachbarin ohne Wohnrecht (ich), erschwerendes Momentum, der Begleithund (Finley). „Treten sie zur Seite und nehmen sie das Viech da weg“, donnerte er mir entgegen. Meine Halsschlagadern schwollen auf Wasserschlauchdicke an.
Und weil Finley in seinem Leben ja noch nie ein Stichwort verpasst hatte … spiegelte er. Mit Schmackes sprang er an Herrn Rabatz hoch. Dabei leckte er dem alten Mann über die Hand, den Unterarm, bis hoch zum Ellenbogen und auf dem Rückweg zum Boden, alles noch einmal rückwärts. Ja, manche Hunde können Ironie!
Ich gebe zu, der Durschnitts-Hundehalter hätte etwas anderes von seinem Hund erwartet. Ich hingegen musste schmunzeln. „Iiigittigiiiitt“, entfuhr es Herrn Rabatt. Ich tat, was jeder an meiner Stelle getan hätte und schauspielerte, was das Zeug hergab: „Ja, igittigitt Finley, wo zur Hölle ist dein guter Geschmack … äh, deine Erziehung geblieben?“
Herr Rabatz, nun vollständig auf Krawall gebürstet, brüllte: „Ich muss schon sehr bitten … Gisela, was sagst du dazu!“ Inzwischen hatte sich Frau Rabatz zu uns gesellt. Sie hielt sich nicht zurück. Ein ganzer Wortschwall ergoss sich über Finley und mir, sie beschimpfte mich und meinen Hund und endete mit den Worten: „… Sie zahlen die Reinigung.“ Ich wollte den Hinweis mit der Reinigung gerade aufgreifen, da kam Coco, die Rabatz-Familienkatze auch noch um die Ecke und FAUCHTE.
Tusch! Fanfare! Richtig, Finley spiegelte wieder. Bevor ich eingreifen konnte nutzte er die volle Länge seiner Schleppleine, machte einen Satz auf Rabatzens Terrasse und verklickerte Coco, dass er von überfütterten Katzen in seinem Hoheitsgebiet gar nichts hielt. Coco, fuhr die Krallen aus und Zack, hatte sie Finleys Ohr eine Riefe verpasst. Bedröppelt kam er zu mir, sein Ohr blutete. Ich wollte das hier nur noch beenden.
„So“, sagte ich an Herrn Rabatz gewandt, „jetzt ziehen sie mal ihr Hemd aus, damit ich es waschen kann. Wir müssen jetzt zum Tierarzt, ihre Katze hat meinen Hund verletzt, also bitte etwas hurtig.“ „Die Hemden meines Mannes wasche NUR ich“, fuhr mich Frau Rabatz an. Tja, also wenn sie meint.
Seit gestern schützt ein lebensgroßer Rottweiler aus Keramik die Terrasse der Familie Rabatz, vor fremden Hunden. Für mich funktioniert es prima, Coco wurde seitdem nicht mehr gesehen….
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Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.