Elvis rockt das Ledertaschen-Gefängnis
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.
Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Neulich habe ich Elvis gesehen.
Doch, wirklich … Elvis lebt! Er lebt inkognito in einer Citybag aus gelbem Lederimitat. Die Tasche ist nach Auskunft seines Frauchens so etwas wie ein Safehouse, damit er bei seinen Streifzügen durch das örtliche Einkaufscenter unerkannt bleibt und keine Autogramme geben muss. Augenblicklich stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich Finley in einem schicken Reisekoffer auf Rollen durch das Einkaufszentrum schieben würde. Na, da wäre aber was los.
Elvis, ein stolzer Chihuahua, sah das leider auch ganz anders als sein Frauchen. Er hätte sich seinen Fans gerne gezeigt. Unter uns, ich glaube ja, er wäre einfach nur gerne an die frische Luft gekommen. Deshalb machte er auch ordentlich Remmidemmi in der Tasche. Sein Frauchen stand derweil in der Kassenschlange vor mir und sah verzweifelt aus. Sie mühte sich redlich ab, den King in der Tasche ruhig zu stellen.
Im Dreivierteltakt drückte sie die Citiybag mit dem Ellenbogen an ihren Körper. Etwa so, wie es die schottischen Dudelsackspieler der Queen beim morgendlichen Weckruf mit dem Blasebalg ihres Instruments taten. Immer wenn der Ellenbogen in Busennähe kam, hörte ich ein gedämpftes „Tadaadadapftttt! ÖffÖffÖffÖff, Tadaadadapftttt! ÖffJapsÖffÖff“ aus dem Innenraum.
Free Elvis!
Bei mir lief gedanklich die Aktion #FreeElvis an. „Lassen sie ihn doch einfach raus aus der Tasche“, sagte ich zu der Frau. Die Frau, nennen wir sie hier Soraya, erklärte mir daraufhin, ihr Hund würde seine Tasche lieben und wolle gar nicht frei herumlaufen, was von Elvis aus dem stickigen Inneren seines Gefängnisses heraus, mit lauten Protesten quittiert wurde. Schließlich gab Soraya nach und zog den Rock’n Roller an seinem mit Strass besetzten Geschirr aus der Tasche und setzte ihn auf den Boden.
Elvis schnüffelte ein wenig am Boden, sah sich in Ruhe um, einen Moment lang erinnerte er mich tatsächlich an Finley. Dann war Elvis plötzlich ganz still. Wir mussten an der Kasse leider noch länger warten, was für mich bedeutete, ich kam um ein Gespräch mit Elvis Frauchen nicht herum. „Sehen sie jetzt ist er ganz zufrieden“, sagte ich zu ihr. Soraya zog die Stirn kraus und flüsterte: „Hier ist alles so schmutzig, sowas mag er?“
Sowas mag er?
Natürlich gab ich bereitwillig Auskunft: „Chihuahuas sehen zwar klein und niedlich aus, sind aber im Grunde ganz kernige Kerlchen. Die wollen spielen und herumlaufen. Üben sie doch mal ein paar Tricks mit Elvis ein. Sowas wie Pfötchen geben oder lassen sie ihn Futter suchen. Dann bleibt er auf solchen Shopping-Ausflügen sicher auch ruhiger.“
Dann kam der Satz, von dem ich heute noch Albträume habe. Soraya versuchte ihre Botox unterspritzte Stirn zu runzeln, sie sah fast nachdenklich aus, und dann sagte sie mit Nachdruck: „Das kann seine Nanny mal mit ihm machen. Ich gehe lieber mit ihm shoppen.“ Ich dachte an die vielen Stunden in denen Finley und ich uns durch die Wälder geschlagen haben, Dummys gesucht und apportiert hatten, am Strand gelaufen waren und dann völlig verdreckt nach Hause gekommen waren. Diesen ganzen Spaß einer Nanny überlassen? Niemals, dachte ich, niemals.
Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.