
Aus gegebenem Anlass … GLÜCK!
Mein Leben mit MS:
Hallo und herzlich willkommen bei MS-Voices! Ich bin Irene, und hier dreht sich alles um das Leben mit Multipler Sklerose (MS). Als ich vor einigen Jahren die Diagnose erhielt, hat sich mein Alltag auf den Kopf gestellt – und ich war plötzlich mit unzähligen Fragen, Ängsten und Herausforderungen konfrontiert. In diesem Blog möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit euch teilen und Menschen eine Stimme geben, die unter MS leiden. Wie ist das wirklich, mit MS zu leben? Wie verändert es den Alltag, die Beziehungen und die Zukunftsplanung? Hier gibt es ehrliche Einblicke, praktische Tipps und die ein oder andere Anekdote aus meinem Leben – direkt aus dem Herzen einer Betroffenen.
Wenn ich an die Zeiten meines Berufslebens bei der großen Tageszeitung denke, für die ich vor dem Eintritt in meine volle Erwerbsminderungsrente 25 Jahre lang gearbeitet habe, hatten Mails mit dem Textanfang „Aus gegebenem Anlass …“ nie etwas Gutes.
Meistens war es ein „Abputzer“ für die ganze Abteilung. Der erhobene Zeigefinger: „Du, du, du!“. Ausrufezeichen. Am besten waren dann diejenigen, die eine schriftliche Bestätigung wollten, dass der Inhalt auch gelesen wurde. Meistens waren die Absender neue Key Account Manager; frisch von der Uni, keine Berufserfahrung, keine Erfahrung in Personalführung. Ich habe so viele von ihnen kommen und gehen gesehen in meinen 25 Jahren. Aber okay, gut – des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Bestätigung geschrieben und im Geiste in der Betreffzeile hinzugefügt: „Du mich auch“. Zum Glück habe ich die Mentalität, solche „Du, du, du“s generell nicht so ernst zu nehmen.
Lustigerweise sind mir diese Worte heute morgen wieder in den Sinn gekommen:
Aus gegebenem Anlass: GLÜCK!
Ja, ich bin glücklich! Mir ist, gerade in der vergangenen Woche und ganz besonders am vergangenen Wochenende so viel Gutes widerfahren, dass ich am liebsten die ganze Welt umarmen und herausschreien möchte: „Ich bin glücklich!“
Neue berufliche Projekte in Sachen MS – und ihr werdet schon bald davon erfahren, für die ich regelrecht brenne. Irgendwie fühlt es sich für mich so an, als würde man mir die Zügel lockern und sagen: „Los! Lauf! Mach erst Halt, wenn du angekommen bist!“, und: „Mach!“.
Herrlich. Denn das kann ich am besten. Allerdings würde ich jetzt am liebsten alles auf einmal machen, weil es so spannend und aufregend ist. Da sowas leider immer in die Buxe geht, muss ich mich nun selbst zurücknehmen, das Ganze von oben betrachten und die Prioritäten setzen. Erstmal sortieren, was da alles kommt. Das schaffe ich: Ich bin gut – ich bin stark – Ich bin ich!
Aber das alleine reicht natürlich nicht, um diese Glücksgefühle in mir hervorzurufen, wie ich sie jetzt gerade habe. Und das Glück hat einen Namen: Jens. Mein Jens.
Nach einem schlimmen Jahr aufgrund seiner schweren PTBS (PostTraumatische BelastungsStörung) sehe und spüre ich, wie er immer mehr zurück ins Licht kommt. Wie er lacht und wieder anfängt Pläne zu schmieden, wie zum Beispiel jetzt die Mission „Funkenherz“. In seiner dunklen Zeit hat er mich immer als sein Funkenherz bezeichnet, diejenige, die seinem Herzen einen Grund gegeben hat weiterzumachen. Der Funke, der ein Feuer entfachen kann und auch der Funke, der ein Feuer am Leben hält. Und glaubt mir: Wenn ein Ex-Soldat etwas plant, dann hat das Hand und Fuß. Jens plant derzeit (generalstabsmäßig, um in seiner Sprache zu bleiben) unser Zusammenziehen. Ich lasse ihn machen, denn ich sehe, welche Freude es ihm macht; ich vertraue ihm. Und wenn ich ihm helfen will: „Lass mal Käferchen, das ist so ein Männerding. Das liegt in meinen Genen.“
Aber das allerschönste? Was mich so glücklich macht?
Jens lacht wieder und zwar aus tiefstem Herzen. Er lässt los. Er pfeift in der Küche ein Liedchen, während er das Rührei für unser Frühstück macht. Viele mögen jetzt sagen: „Ja. Und? Was ist daran besonders?“ Ich sage: es ist besonders, denn ich habe Jens an einem Tiefpunkt seines Lebens gesehen. Ich habe seine Verzweiflung gesehen, gehört, dass er „nicht mehr will“.
Und jetzt will er wieder. Und wie er will! Manches kostet ihn noch Überwindung, aber das Leben fällt ihm wieder leichter. Ich bin einfach nur irrsinnig froh, dass ich den Glauben an ihn und uns und vor allem an unsere Liebe nie aufgegeben habe.
Und was hat mein persönliches Glück nun mit diesem Blog zu tun?
Ich habe mir überlegt, welche Auswirkungen Glück, Glück in der Partnerschaft Freude und Zufriedenheit auf die Diagnose MS haben bzw. haben können.
Die Macht des Glücks: Wie positive Emotionen den MS-Verlauf beeinflussen
Die Diagnose MS schmeißt unser so schön geplantes Leben durcheinander. Ihr wisst ja: Leben ist das was passiert, wenn wir eigentlich etwas anders vor haben. Doch neben den medizinischen Aspekten gibt es einen Faktor, der oft unterschätzt wird: die Macht der positiven Emotionen. Glück, eine erfüllte Partnerschaft, Freude und Zufriedenheit sind nicht nur angenehme Begleiter unseres Lebens; die schönsten meiner Meinung nach, sondern können auch einen direkten Einfluss auf den Verlauf unserer Erkrankung haben.
Die Wissenschaft hinter dem Glück
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass positive Emotionen das Immunsystem stärken und Entzündungsprozesse im Körper reduzieren können. Das könnte wiederum bedeuten, dass ein glückliches und erfülltes Leben dazu beiträgt, Schübe seltener und weniger schwerwiegend zu machen.
Wenn ich zurück blicke, dann ist das auch bei mir so. In der Zeit mit meinem Ex-Mann hatte ich mindestens einen, meistens zwei Schübe im Jahr. Der letzte war so schwer, dass ich auf einmal keinen Boden mehr unter den Füßen hatte – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe für ein paar Wochen mehr oder weniger im Rollstuhl gesessen. Seit ich mich aber von ihm getrennt, mein Leben neu geordnet und nach einiger Zeit meinen Jens kennengelernt habe, glücklich mit ihm bin, hatte ich in der Zeit von sechs Jahren keinen nennenswerten Schub mehr. Ich bin zwar jetzt im schleichenden Verlauf, aber keine von diesen schlagartigen Veränderungen bzw. Verschlechterungen, die dann leider geblieben sind. Innerhalb von sechs Jahren nur eine einzige Kortison-Stoßtherapie.
Die Bedeutung einer glücklichen Partnerschaft
Eine liebevolle und unterstützende Partnerschaft ist in schwierigen Zeiten besonders wichtig. Gemeinsame Aktivitäten, Gespräche, Intimität und vor allem viel Lachen können nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch Stress reduzieren, der bekanntlich ein Auslöser für MS-Schübe sein kann.
Freude und Zufriedenheit im Alltag
Es sind oft die kleinen Dinge, die Freude bereiten: ein Spaziergang in der Natur, ein gutes Buch oder ein Treffen mit Freunden. Diese Momente der Zufriedenheit helfen, den Fokus auf das Positive zu lenken und die Herausforderungen der MS besser zu bewältigen.
Verändert Glück den Krankheitsverlauf?
Auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass Glück den MS-Verlauf direkt beeinflussen kann, so ist es doch erwiesen, dass positive Emotionen die Lebensqualität (nicht nur von MSlern) deutlich verbessern. Und das ist schließlich das, worauf es ankommt: ein erfülltes und glückliches Leben trotz MS.
Meine persönlichen Erfahrungen
Positive Emotionen geben mir Kraft und motivieren mich, meinen Alltag aktiv und mit Freude zu gestalten. Mein Jens, unsere Liebe füreinander und die Freude an den kleinen Dingen des Lebens helfen mir, meine Diagnose zwischenzeitlich einfach mal zu vergessen und mein Leben in vollen Zügen zu genießen.
Also: Lasst uns darauf achten, die positiven Momente im Leben bewusst wahrzunehmen und zu genießen. Denn:
Glück ist nicht nur ein Gefühl. Liebe und Glück sind das Feuer für unser Herz.
Was macht dich glücklich? Was feuert dein Herz an?
Irene hat das Buch geschrieben, das sie selbst gebraucht hätte. Als sie die Diagnose MS bekam, zog ihr das den Boden unter den Füßen weg – und zwar wortwörtlich. Ihr Weg zeigt im Rückblick, dass auch das Klinikpersonal oft nur unzureichend ausgebildet ist. Physiotherapie in warmem Wasser? Wohltuend, aber bei einer Entzündung im Gehirn nicht sehr förderlich. Ehrlich schreibt sie, welche Medikamente und Therapien ihr geholfen haben und welche nicht. Was einem Menschen mit MS zusteht, wo man sich Unterstützung holt und wie man eine gute Klinik erkennt. “Spring, damit du fliegen kannst” ist Irenes Beitrag für alle, die unter MS leiden. Mit dem Podcast MS-Voices gibt sie Betroffenen eine Stimme und kämpft um Sichtbarkeit und Relevanz der Erkrankung.