Freizeit

Disziplin und Regelbruch, die Grenze ist fließend

Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.


Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.

Wie Finley meinen Mann im Sturm eroberte

Eigentlich wollte er ihn ja gar nicht … also mein Mann den Finley … ganz und gar nicht. Mit Hund sei man so gebunden, der würde zu viel Schmutz ins Haus bringen, hieß es.

Da musste ich schon kräftig in die Trickkiste greifen, um meinen Gatten davon zu überzeugen, dass ein Hund für uns alle eine Bereicherung sein würde.

Als feststand, dass Finley ein paar Wochen später einziehen würde, hatte mein Mann bereits ein raffiniert ausgeklügeltes Regelwerk erstellt, das der übrigen Familie und dem Hund klare Grenzen setzen sollte. Kleine Info am Rande, atmen durften wir tatsächlich noch, wann wir wollten.

Hier mal ein paar wesentlichen Auszüge aus der Gatten-Doktrin:

  • Ein Hund bleibt ein Hund, die Familie, kommt immer an erster Stelle.
  • Der Hund bekommt nur Hundefutter und zwar ausschließlich in den Hundenapf. Essensreste wie Nudeln, Kartoffeln oder anderes Naschwerk wird es nicht geben.
  • Der erste Stock bleibt Hundeverbotszone, keine Besuche in den Kinderzimmern oder im Elternschlafzimmer.

Und dann mein ganz persönlicher Favorit:

  • Das Tier wird nicht verhätschelt. Niemand von uns macht sich lächerlich, insbesondere reden wir vernünftig mit dem Hund, also keine Heitideiti-Sprache. Sitz, Platz, Fuss … fertig!

Tja, was soll ich sagen. Sobald Finley das erste Mal durch unsere Tür wuselte, eroberte er das Herz meines Mannes im Sturm. Die Verbote fielen eines nach dem anderen, wie sauber hintereinander, aufgereihte Dominosteine. Mein Mann höchst selbst gab dem ersten Steinchen einen freundschaftlichen Schubs. Kam er nach Dienstschluss nach Hause, lief Finley sofort zur Tür und wurde von ihm ausgiebig durchgeknuddelt. Mir winkte der Gatte freundlich zu, dann sagte er „Gut’nabend, Schatzi“ und meinte den Hund.

In kürzester Zeit mutierte mein Mann zum Hundeexperten. Jedenfalls behauptete er das. Während ich mich intensiv mit der „Sitz-Platz-Fuss-Grundausbildung“ beschäftigte, erweiterte er seine Kenntnisse auf einer anderen, eher spirituellen Ebene. Natürlich durfte Finley in den ersten Stock und Herrchen während seiner Lesestunden Gesellschaft leisten. Finleys Speiseplan erweiterte mein Hundeflüsterer heimlich um Hühnerfleisch, Kartoffeln, Gemüseallerlei und – obacht! – Mozzarella…


Weitere Themen:

Unsere Gespräche über Finley und seine Bedürfnisse begannen regelmäßig mit einer Säuseleinheit fein abgestimmter Heitideiti-Sätze, wie „JawoisserdennmeinfeinerBursche?“ oder „BistdumeinguuuterJungebisdudass?“ oder wenn der Gatte in Hochform war, „MeinFinleyundichsindjadasbesteTeamaufErdenjanichmeinsüsserknudddelbuddelschatzi“. Ich stand staunend daneben und ließ diese Liebe wachsen.

An dieser Stelle, liebe Grüße vom Poetry-Slam-Meister in der Kategorie „Heitideiti-Sprache“, also meinem Mann. Und ich höre in der Ferne das leise Klack-Klack-Klack umfallender Dominosteine. Da ist wohl gerade wieder eine Regel gebrochen worden…t und apportiert hatten, am Strand gelaufen waren und dann völlig verdreckt nach Hause gekommen waren. Diesen ganzen Spaß einer Nanny überlassen? Niemals, dachte ich, niemals.

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.

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