Psychologie

Der Mann, der Christina Block einfach auslöschte

Alle Welt schaut auf Christina Block, aber wer schaut auf ihn?

Seit Christina Block, Erbin des Block-House-Imperiums, wegen Kindesentziehung vor Gericht steht, überschlagen sich die Schlagzeilen. Doch während sich die Öffentlichkeit an der „verblendeten Mutter“ abarbeitet, bleibt eine zentrale Figur fast unsichtbar: Stephan Hensel, der Vater der Kinder und der Mann, dem es gelungen ist, die Mutter seiner Kinder vollständig aus ihrem Leben zu verdrängen. Wie konnte das geschehen? Und was sagt das über ihn, über uns, über unser Rechtssystem aus?

Der Unsichtbare: Ein Vater im Schatten

Stephan Hensel tritt in der öffentlichen Erzählung kaum in Erscheinung. Keine Interviews, keine Bilder, keine Erklärungen. Dennoch hat kaum jemand in diesem Fall folgenreichere Entscheidungen getroffen.

Er ignorierte ein rechtskräftiges Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts. Er verweigerte die Rückführung der Kinder nach Deutschland. Er schuf in Dänemark eine neue Lebenswirklichkeit – ohne die Mutter. Dieser Vater entschied sich bewusst dagegen, vor einem deutschen Gericht für seine Überzeugungen einzustehen. Stattdessen schuf er Fakten. Indem er die Kinder in ein anderes Rechtssystem brachte, entzog er sie nicht nur dem deutschen Recht, sondern auch der emotionalen Reichweite ihrer Mutter.


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Was treibt einen Menschen zu solchem Handeln?

Psychologisch betrachtet könnte man in Hensels Verhalten ein extremes Bedürfnis nach Kontrolle erkennen, insbesondere nach einer Beziehung, in der Macht und Öffentlichkeit durch die prominente Rolle Christina Blocks möglicherweise unausgewogen verteilt waren. Als alleiniger Ansprechpartner der Kinder kontrolliert er nun die Erzählung über ihre Mutter, über das Leben davor, über alles. Während die Kinder zuvor bei beiden Eltern Halt fanden, wurde die Mutter systematisch entfernt, nicht durch ein deutsches Gerichtsverfahren, sondern unter dem Deckmantel des „Kindeswohls”.

Dänemark hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert

Dänemark bietet Vätern in grenzüberschreitenden Konflikten einen paradoxen Schutzraum. Das Land erkennt ausländische Urteile nicht automatisch an und begnügt sich oft mit einer einseitigen Aktenlage. Für Hensel bedeutete das: „Wenn ich lange genug warte, wird aus einem Unrecht ein Alltag.“

In dänischen Gerichtsakten wird der erklärte Wunsch der Kinder zitiert, beim Vater bleiben zu wollen. Doch psychologisch stellt sich die Frage: Wann ist der Wille eines Kindes wirklich frei? Wie unabhängig können Gefühle sein, wenn eine Bezugsperson systematisch ausgeschlossen wird – und die andere die Deutungshoheit übernimmt?

Christina Block wurde nicht nur entfernt, sie wurde verwandelt: zur Unsicheren, zur Täterin, zur Fremden. Das geschieht nicht per Gerichtsbeschluss, sondern durch tägliche Wiederholung, durch feines Framing, durch emotionale Loyalität.

Fürsorge? Wirklich?

In unserer Gesellschaft genießen sich kümmernde Väter hohes Ansehen, besonders in Sorgerechtskonflikten. Das Bild vom liebevollen, beschützenden Vater steht unter moralischem Denkmalschutz. Genau das macht es schwer, Grenzüberschreitungen zu erkennen, wenn sie leise daherkommen.

Stephan Hensel entspricht dem, was viele als „fürsorglichen Vater” bezeichnen würden. Doch gerade das macht ihn zur Schlüsselfigur dieses Dramas: ein Mann, der das Sorgerecht ausübt und dabei den Kindern systematisch die Mutter entzieht. Wer steht bei dieser Aktion im Vordergrund? Das Wohl der Kinder? Oder etwas anderes?

Der blinde Fleck der Justiz

Christina Block steht heute vor Gericht. Stephan Hensel nicht. Aber vielleicht sollten wir genauer hinsehen. Der Fall Block ist kein Einzelfall. Er ist ein Fenster in das, was möglich wird, wenn Recht und Psychologie aneinander vorbeireden, wenn nationale Rechtssysteme gegeneinander ausgespielt werden können. Denn manchmal ist der gefährlichste Elternteil nicht derjenige, der zu laut liebt, sondern der, der leise löscht.

Der Kommentar von Nina, unserem Mental-Health-Guide „Die Beziehung gehört den Kindern, nicht den Erwachsenen.“

Kinder sind keine Waffen. Und keine Schutzschilde. Sie sind eigenständige Persönlichkeiten, die ein Recht darauf haben, mit beiden Eltern in Würde in Beziehung zu bleiben, auch wenn diese Eltern einander nicht mehr lieben oder respektieren können. Was mich besonders betroffen macht, ist die völlige Auslöschung der Mutter aus dem Leben ihrer Kinder. Das ist kein Ausdruck von Fürsorge. Ein Vater, der seine Kinder liebt, will sie nicht besitzen. Er will sie begleiten. Auch in der Beziehung zur Mutter. Und eine Gesellschaft, die solche Umgangsverbote akzeptiert, macht sich mitschuldig. Denn Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern authentische Beziehungen, in denen Konflikte benannt, Unterschiede ausgehalten und Verletzungen in Beziehung statt im Rückzug verarbeitet werden. Die wichtigste Frage in Trennungsfamilien ist nicht: Wer hat recht? Sondern: Wer ist bereit, für die Qualität der Beziehung zu kämpfen – auch wenn es schwer ist?

Und was ist mit Greta Block? Ein Kind, das bei der Mutter bleibt, freiwillig, stabil, über Jahre hinweg, widerlegt die pauschale Darstellung einer gefährdenden, instabilen Mutterfigur. Was das über Christina Block aussagt Es sagt vor allem eines: Dass sie Beziehungen zu ihren Kindern pflegen kann, wenn diese nicht durch juristische oder geografische Trennmechanismen unterbrochen sind. Und: Dass sie trotz öffentlicher Demontage und juristischer Niederlagen offenbar in der Lage ist, ein stabiles Zuhause zu bieten. Und die Kinder? Sie haben verloren, was sie nie hätten verlieren dürfen: die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie viel Nähe zur Mutter gut für sie ist.

Der Kommentar von Claudia aus dem Minerva-Vision-Team: “Manchmal reicht ein einziger Mensch, um ein ganzes Narrativ zum Wanken zu bringen. Greta!”

Alle Welt zeigt auf Christina Block, die angeblich durchgedrehte Mutter, die Erbin, die Gekränkte. Aber kaum jemand spricht über das, was am leuchtendsten gegen all diese Vorwürfe spricht: Eines der drei Kinder lebt bei ihr. Freiwillig. Und das seit Jahren. Man stelle sich das mal vor: Ein Kind, alt genug, um mit den Füßen abzustimmen, hätte doch jederzeit zum Vater gehen können, nach Dänemark, zum „sicheren“ Hafen. Aber sie bleibt. Bei dieser angeblich so instabilen Mutter. Da kann man die ganze Anklage eigentlich schon wieder einpacken. Denn wisst ihr, was Kinder besser können als alle Juristen, Gutachter, Journalisten? Spüren.

Sie spüren, wer es gut mit ihnen meint. Wer aushält. Wer zuhört. Wer morgens da ist, wenn der Tag schief beginnt und abends mit einem Glas Nutella am Küchentisch wartet. Diese Tochter hätte doch längst auch ihre Koffer packen können. Hat sie nicht. Und das sagt mehr über Christina Block als alle Paragraphen zusammen. Ich weiß schon, wie das jetzt wieder klingt in gewissen Kreisen: „Achja, Claudia wieder! Immer auf der Seite der Frauen!“ Ja. Und das mit voller Absicht. Weil ich schon zu viele gesehen habe, die in Trennungen nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Kinder verloren. Und oft nicht, weil sie versagt hätten, sondern weil einer besser taktiert hat. Und noch was: Es ist kein Ruhmesblatt für Dänemark, diese Demokratie der Hygge, dass eine Mutter nicht einmal angehört wurde und dass man ihr den Umgang komplett verbietet, während ein Kind ganz selbstverständlich weiter mit ihr lebt. Was ist das denn für ein Rechtsverständnis? Diese Tochter ist der Beweis. Der Beweis dafür, dass Christina Block keine gefährliche Mutter ist. Sondern eine Frau, die einen verdammt hohen Preis dafür zahlt, dass sie nicht kuscht. Vielleicht sollte man weniger fragen, was sie falsch gemacht hat und mehr bewundern, dass sie noch steht. Sind wir nicht alle ein wenig Christina?

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