Psychologie

Der größte Beziehungskiller…

…sind schöne Märchen und Pilcher-Filme

Und dann lebte die Prinzessin mit ihrem Prinzen in seinem Schloss, glücklich bis an ihr Lebensende. So enden die meisten Märchen aus gutem Grund. Denn das Zusammenkommen mit dem Partner ist oft gar nicht so schwer. Die wahre Feuertaufe ist der Alltag. Und der größte Beziehungskiller sind die eigenen Erwartungen, die wir uns aus Märchen und Geschichten rosarot zusammenbauen. Bist auch du gefährdet? 

„Wenn du mich kennen würdest, dann wüsstest du, dass ich kein Marzipan mag!“ Hab ich das gerade wirklich gesagt? Oder vielmehr gezischt? Das Gesicht meines Freundes fror jedenfalls ein und er verzog sich mit seinen Dominosteinen in die Küche. Was war nur gerade los mit mir? Ich habe das Gefühl, er versteht mich einfach nicht, dabei sind es doch nur ein paar blöde Dominosteine. Die stehen aber symbolisch für etwas ganz anderes. Hast du auch schon einmal das Gefühl gehabt, dein Partner versteht dich einfach nicht? Oder dass er nicht das erfüllt, was du von ihm erwartest? Oft sind es genau diese Erwartungen, die unbewusst wie unsichtbare Mauern zwischen uns und unseren Partnern stehen. Sie können unsere Beziehungen belasten, ohne dass wir es wirklich bemerken, bis es vielleicht zu spät ist. 

„Do it like the Pilcher-Way, darling!“

Jeder von uns hat bestimmte Vorstellungen davon, wie eine Beziehung sein sollte. Diese Vorstellungen entstehen durch unsere Erziehung, gesellschaftliche Normen, klar. Aber viel stärker wirken romantische Filme mit eingebautem Happy-End. Rührselig schmachten wir dem neuesten Pilcher hinterher und fragen uns unwillkürlich, ob wir auch jemals so uneigennützig und selbstlos geliebt werden, wie Amy aus Newshire-of-heaven in ihrem romantischen, blitzeblank geputzen Cottage-Traum. Solche harmlosen Filme verzücken uns, und die banale Alltagsrealität, in der wir uns danach wiederfinden, kann uns dann in tiefe Unzufriedenheit stürzen. Vorher waren wir zufrieden. Jetzt aber denken wir, dass unser Partner uns auf eine bestimmte Weise lieben, behandeln oder verstehen sollte. Do it like the Pilcher-Way, honey. „Er sollte doch wissen, dass ich heute seine Unterstützung brauche!“ oder „Warum hat er nicht gesehen, dass es mir schlecht geht?“ – solche Gedanken kennen viele von uns.  Frustration, Enttäuschung und das Gefühl, nicht genug zu bekommen, machen sich breit.  

Der gefährliche Kreislauf der Enttäuschung

Manche Filme schrauben unsere Erwartungen in schwindelnde Höhen. Sie gaukeln uns ein Glück vor, dass es so nicht gibt. Denn wo sind sie- die jungen, strahlend schönen, dynamischen Millionäre mit britischer Upper-Class-Erziehung und bescheidenem Understatement? Gibt es nicht so häufig, soviel kann ich euch verraten. Egal, welche Erwartungen wir pflegen, wenn sie nicht erfüllt werden, fühlt es sich oft an, als würde der Partner uns nicht genug schätzen. Aber das Problem liegt meistens in unserem Spielfeld. Oft wissen wir selbst gar nicht genau, was wir wirklich wollen oder brauchen. „Warum hat er nicht gemerkt, dass ich heute seine Unterstützung brauche?“ – diese Frage schleicht sich dann schnell in unsere Gedanken.

Warum es wichtig ist, Erwartungen loszulassen

Erwartungen loszulassen bedeutet nicht, in einer Beziehung auf alles zu verzichten, was uns wichtig ist. Es geht vielmehr darum, unrealistische Vorstellungen zu erkennen und zu hinterfragen. Denn sie bauen oft Druck auf – sowohl auf uns selbst als auch auf den Partner. Und das kann langfristig die Beziehung belasten. Frage dich also: Was erwarte ich eigentlich von meinem Partner? Und sind diese Erwartungen wirklich realistisch?

Mache dir klar, dass dein Partner nicht die Aufgabe hat, alle deine Wünsche zu erfüllen oder deine Gedanken zu lesen. Vielleicht erwartest du von ihm, dass er sich immer genauso verhält, wie du es dir in einem bestimmten Moment vorstellst – aber Menschen sind unterschiedlich. Und genau darin liegt die Schönheit einer Beziehung: Beide Partner dürfen sie selbst bleiben.

Erwartungen loslassen heißt nicht, sich selbst aufzugeben

Manchmal haben wir Angst, dass wir uns selbst verlieren, wenn wir Erwartungen loslassen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Indem du dich von den starren Vorstellungen löst, gibst du der Realität eine Chance. Denn ganz ehrlich: du verhältst dich ja auch nicht immer, wie eine Märchenprinzessin, oder? Loslassen bedeutet, den Partner so zu akzeptieren, wie er ist – mit all seinen Eigenheiten, Stärken und Schwächen. Und selbst genau so bedingungslos angenommen zu werden. Und genau das führt zu mehr Zufriedenheit in der Beziehung, weil du nicht ständig versuchst, jemanden zu ändern oder zu formen. 

Fazit: Weniger erwarten, mehr erleben

Erwartungen können eine unsichtbare Last in jeder Beziehung sein. Denk daran, wenn du das nächste Mal zur Fernbedienung greifst. Filme sind Filme und haben mit der Realität nichts zu tun. Wenn du lernst, sie zu hinterfragen und loszulassen, wirst du feststellen, dass du mehr Raum für echte Nähe und Zufriedenheit schaffst. 

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