Der Automat
Moin Miau, hier ist wieder Kater Socke. Vor ein paar Tagen kam meine Menschin mit einem großen Paket nach Hause. Nicht nur ich sah ihr neugierig dabei zu, wie sie es auf dem Küchentisch abstellte.
„Was ist denn da drin?“, wollte ihr Mann stirnrunzelnd wissen.
Normalerweise ist er es, der irgendwelche neuen Gerätschaften ins Haus schleppt.
„Etwas, das uns allen das Leben erleichtern wird. Ein Futterautomat.“ Sie förderte einen kleinen Kasten zutage und machte sich sogleich daran zu schaffen. Der Mann schnappte sich die beiliegende Bedienungsanleitung, aber die Menschin winkte ab. Sie hält nichts von dem Schriftkram, sie meint, solche Apparate müssen selbsterklärend sein. In der Zwischenzeit hüpfte ich in den Karton. Gar nicht übel. Wie allerdings dieser Kasten unser aller Leben erleichtern sollte, das konnte ich mir nicht so recht vorstellen. Ich befragte die anderen Katzen dazu:
„Ein Automat, der die Fütterung übernehmen soll?“ Clooney war entsetzt. „Das ist die Aufgabe unserer Menschen. Wozu heißen sie denn Dosenöffner?“
„So ein Gerät kann durchaus nützlich sein“, schlug sich Suleika mal wieder auf die Seite der Menschen. „Wenn eine Katze pünktlich ihre Mahlzeiten benötigt.“
„Aber woher weiß der Automat, wann ich mein Futter haben möchte?“
Die Antwort der Perserin war eher vage. „Das müssen die Menschen selbstverständlich programmieren.“
Ob sie das schaffen würden?
Ich hatte so meine Zweifel. Zu Recht, wie sich bald herausstellen sollte.
Am späten Abend nämlich stand plötzlich dieser komische Automat dort, wo normalerweise mein Napf steht. Das Futter, das ich riechen konnte, befand sich, nicht zugänglich, unter einer Plastikhaube. Das fing ja gut an. Ich versuchte eine Weile erfolglos den Deckel zu öffnen und legte mich dann frustriert schlafen.
Am nächsten Morgen hatte sich an der Situation nichts geändert. Wollten die mich verhungern lassen? Ich begab mich ins Schlafzimmer und beschwerte mich. Lautstark und unter Einsatz meiner Krallen!
Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Menschen endlich das Ausmaß der Katastrophe begriffen.
Schließlich saßen sie ratlos vor dem Automaten, während ich eine Extraportion von Hand serviertes Premiumfutter verspeiste.
„Irgendwas haben wir falsch gemacht“, meinte die Menschin.
„Wir?“ Ihr Mann schien wütend zu sein. „Vielleicht hättest du einfach mal die Bedienungsanleitung lesen sollen!“
Es folgte ein längeres Wortgefecht, das sie nur zweimal kurz unterbrachen, um mir Nachschlag zu servieren. Erst als ich schon eine ganze Weile satt in meinem Karton gedöst hatte, kamen sie zu dem Entschluss, dass der Automat fürs Erste nicht benötigt wurde. „Schließlich sind wir ja da und können Socke regelmäßig selbst füttern“, meinte die Menschin.
Dann scheuchte sie mich aus dem Karton, um den Automaten wieder darin zu verstauen. Also eine Erleichterung für uns alle stelle ich mir anders vor.

Dieser Artikel stammt aus Our Cats – dem etwas anderen Katzenmagazin. Mit allen Themen, die Katzenliebhaber beschäftigen – und mehr.
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