Bitter macht den Magen sauer
Wie bittere Nahrungsbestandteile die Magensäureproduktion beeinflussen. | Brandend steigt das Gefühl der Magensäure in die Speiseröhre hinauf. Das Gefühl kennen viele Deutsche. Ebenso geläufig ist der tägliche Griff zu Protonenpumpenhemmern (PPI) wie Pantoprazol oder Omeprazol. Diese Säureblocker unterdrücken die Bildung von Magensäure fast vollständig und werden häufig verordnet. Jährlich werden rund 3,7 Milliarden Tagesdosen Magenschutzmittel verschrieben. Der tatsächliche Verbrauch dürfte noch größer sein, da viele dieser Wirkstoffe auch rezeptfrei erhältlich sind.
Risiken bei der Langzeitanwendung von Säureblockern
Ein saurer Magen kann erhebliche Beschwerden verursachen. Zu den Symptomen zählen Magendruck, Magenbrennen, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen. Protonenpumpenhemmer gelten als Alleskönner und werden selbst bei Magenproblemen ohne klare Diagnose oder Reizdarm eingesetzt. Allerdings gibt es Hinweise auf Risiken bei der Langzeiteinnahme. Darunter ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs, Knochenbrüche, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenentzündungen und Darminfektionen. Die Stiftung Warentest empfiehlt sie bei anhaltendem Sodbrennen, Speiseröhrenentzündung sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Bei stressbedingten Magenbeschwerden oder prophylaktischer Einnahme ist ihr Nutzen nicht belegt. Besser ist es, die Ernährung umzustellen und auf Bitterstoffe zu verzichten, zeigt das Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München.
Wann der Magen sauer wird
Geschmacksrezeptoren für Bitteres finden sich nicht nur auf der Zunge, sondern auch im Magen. Die gleichen Zellen, die für die Produktion der Magensäure verantwortlich sind, schmecken auch die Bitterstoffe, wie z.B. in Koffein. Phil Richter konnte zeigen, dass bittere Lebensmittel die Magensäureproduktion erhöhen. „Wir haben diesen Mechanismus erfolgreich mit den beiden Bitterstoffen Koffein und L-Arginin getestet. Beide stimulierten nachweislich die Protonensekretion der Magenzellen.“ Wer also seinen übersäuerten Magen ganzheitlich heilen will, sollte Bitterstoffe in seiner Nahrung reduzieren. Natürliche Bitterstoffe stecken vor allem in Rucola, Radicchio, Chicorée, Kaffee, Bitterschokolade, grünem Tee, Grapefruitsaft und Bitterkräutern, wie Wermut. In der Vergangenheit haben wir oft über die Kraft der Bitterstoffe gelesen. Aber wie so oft hat jedes Ding zwei Seiten. Bitterstoffe helfen bei der Verdauung, indem sie die Magensäureproduktion ankurbeln. Empfindlichen Mägen können mit Bitterstoffen jedoch schnell überfordert sein. Die Erkenntnisse über die Wirkung von Bitterstoffen auf die Magensäureproduktion könnten langfristig die Abhängigkeit von Säureblockern reduzieren.