
Babynamen-Trends 2025:
Wie werden die Babys 2025 heißen? Wir haben uns umgehört, in Geburtsstationen, Vornamensforen und bei Menschen, die wissen, was wirklich auf den Klingelschildern landet.
Neulich im Park. Ich höre eine Stimme rufen: „Lior-Eliah-Mondlicht! Runter da!“ Ich drehe mich um, suche ein kleines Elfenkind mit Leinenhemd und Holzspielzeug und sehe einen sehr entschlossenen Zweijährigen, der gerade einem Dackel Kekse in die Nase steckt. Willkommen im Jahr 2025. Die neuen Babynamen sind da. Und sie sind wunderschön. Zart, poetisch, naturinspiriert. Man möchte beim Lesen sofort die Fenster öffnen, Wildblumen pflücken und „Skye“ rufen, obwohl man eigentlich „Susanne“ heißt. Ich blättere durch die Listen und frage mich: Warum eigentlich nicht „Gustav“? Oder „Fenja“? Oder „Remi“, das klingt nach französischem Koch oder Hollywood-Kind. Es sind Namen, die nach Bedeutung suchen. Nach Einzigartigkeit. Nach einem besseren Leben vielleicht.
Und ich verstehe das.
Ich habe ja selbst fast meinen Sohn „Cassian“ genannt, weil ich dachte, das klingt wie jemand, der später mal achtsam mit Geld umgeht und regelmäßig beim Osteopathen war. Es wurde dann doch „Paul“. Weil der in jeder Lebenslage funktioniert, auf dem Spielplatz genauso wie bei der Steuererklärung.
Ich liebe, dass wir heute Namen wählen, die etwas sagen sollen.
Ich fürchte nur manchmal, sie sagen mehr über uns Eltern als über das Kind. Denn das Kind ist erst mal: ein Kind. Es möchte matschen, weinen, lachen, pupsen und „nein!“ rufen, egal ob es Flora oder Rüdiger heißt. Und irgendwann wird es einen Namen tragen wie einen Lieblingspullover. Aber bis dahin wird er 27-mal am Tag gerufen, falsch geschrieben und in der KiTa mit einem Spitznamen versehen.
Mein Tipp? Wählt mit Herz. Nicht mit Hashtags. Und fragt euch, bevor ihr euch auf „Maeve-Lotta“ festlegt: Kann ich das auch genervt durch die geschlossene Badezimmertür brüllen? Wenn ja, dann: Herzlichen Glückwunsch. Das wird wunderbar. Egal, wie das Kind heißt.
Zurück zur Wiese – Naturinspiration ist überall
Was früher nach Bauernhof klang, ist heute boho-chic: Vornamen wie Linn, Luan, Mira, Flora, Jaro oder Silvan feiern ein zartes Comeback – inspiriert von Wäldern, Bergen, Blumenfeldern. Natur-Vornamen wirken frei, pur, geerdet – so wie viele junge Eltern sich selbst (oder zumindest ihr Wochenendhaus) sehen. Trend-Namen mit Naturbezug: Elva, Fenja, Maris, Oleander, Leif, Aurel, Lilia, Skye, Yara, Thalio
Alte Namen, neuer Glanz
Was unsere Großeltern noch belächelten, tragen die Jüngsten jetzt mit Stolz – und das völlig zu Recht: Namen wie Frieda, Heinrich, Rosa, Kurt, Hedda oder Gustav kehren zurück – mit einer Mischung aus Nostalgie und Neuinterpretation. Nicht retro, sondern respektvoll romantisch. Sie sind wie Vintage-Möbel: handverlesen, stabil, mit Geschichte. Tipp: Kombiniert mit modernen Zweitnamen (z. B. „Rosa Liv“ oder „Frieda June“) wirken sie besonders zeitgemäß.
Ein bisschen verspielt darf’s schon sein
2025 ist auch das Jahr der Phantasie und Weichheit. Namen wie Nika, Noélie, Leano, Tilda oder Lio klingen wie Watte im Ohr und wirken dabei international und anschlussfähig. Die Namenswahl zeigt: Eltern wollen Individualität – aber bitte nicht schräg. Ungewöhnlich, ja. Aber nicht erklärungsbedürftig. Verspielte Lieblingsnamen: Enya, Juno, Leni, Elio, Feline, Kiano, Aluna, Néo
Unisex? Unverändert angesagt!
Ob Robin, Nika, Jamie, Mika oder Noa – Vornamen, die nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet sind, boomen weiter. Sie wirken modern, offen und ein bisschen wie das Versprechen: Mein Kind darf sein, wer es ist. Genderneutrale Vornamen 2025: Luca, Lior, Tavi, Eliah, Maris, Joni, Lou, Remi
Cowboy-Charme und Western-Vibes
Nicht zu übersehen: der Einfluss von Country-Ästhetik, Reitstiefel-Romantik und Serien wie Yellowstone. Namen wie Maeve, Colt, Wren, Cassidy oder Dakota bringen eine Prise Wildwest ins Kinderzimmer – cool, freiheitsliebend, mit Charakter. Western-inspired Vornamen: Nash, Bo, Ryder, Lane, Jolene, Sawyer, Belle, Quinn
Doch ganz egal, ob Flora, Finn oder Freya: Ein Name wird erst besonders, wenn ein Kind ihn trägt.
Der Kommentar von Karla Bergmann, Grundschullehrerin, 2b
„Bitte nicht alle gleichzeitig Lio heißen.“
Ich liebe meinen Beruf. Wirklich. Auch nach 17 Jahren, 34 Klassen und über 700 Kindern. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann das: Der Name sagt gar nichts – und gleichzeitig alles. Denn am ersten Schultag ist der Name das Einzige, was wir Lehrer:innen haben. Ein kleines Wort auf einem Klebestreifen, den wir auf ein Heft kleben. Ohne Bild, ohne Kontext, ohne Geschichte. Und dann schauen uns 26 Paar Augen an – und plötzlich ist Lio nicht nur Lio, sondern: zappelig, schlau, mitfühlend, laut, leise, einzigartig. Was ich in den letzten Jahren beobachte? Die Namen werden weicher. Verspielter. Internationaler. Ich habe Elianas, Milans, Yaras und Tjorvens unterrichtet. Und ja: zwei Mal Juna, drei Mal Leano, vier Mal Elias – in einer Klasse.
Es ist schön, wie viel Liebe Eltern in die Namenswahl legen.
Aber ich frage mich manchmal: Wie klingt der Name, wenn ich ihn 3000-mal sagen muss?
Nicht alle Eltern denken daran, dass wir den Namen auch rufen müssen, in der großen Pause, bei Wind, mit belegter Stimme. „Cassian-Phil!“ ist zum Beispiel wunderschön – aber braucht in der Turnhalle drei Sekunden länger als „Ben“. Und dann sind da die Kinder, die schüchtern flüstern: „Ich heiße übrigens lieber Anna.“ Obwohl auf dem Schild etwas ganz anderes steht. Und dann denke ich: Gut so. Du darfst du sein. Nicht dein Name muss besonders sein – du bist es. Gebt eurem Kind einen Namen, der ihm nicht zu groß ist wie ein zu weiter Mantel. Einen Namen, den es selbst ausfüllen darf – leise oder laut. Lasst Platz für Persönlichkeit. Und vergesst nicht: Am Ende macht nicht der Name das Kind – sondern das Kind den Namen.
Und egal ob es Lio, Linus oder Ludwig heißt: Ich lerne es sowieso auswendig. Versprochen.