
Wer bin ich zwischen WLAN und Selbstzweifel?
Wir leben in seltsamen Zeiten.
Noch nie konnten so viele Menschen so oft sagen: „Ich bin da“ und sich gleichzeitig so leer dabei fühlen.
Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter, Spiegel und Richter in einem. Es misst unseren Wert in Likes, Klicks, Followern. Wir vergleichen uns mit anderen – und schneiden dabei fast immer schlechter ab. Warum? Weil wir unser Innen mit dem Außen der anderen vergleichen. Und weil der Mensch dazu neigt, sich mit dem zu identifizieren, was andere über ihn sagen – oder eben nicht.
Digitaler Selbstwert ist wie ein Luftballon: groß, sichtbar, aber extrem leicht zum Platzen zu bringen.
Ich poste, also bin ich?
Einmal wurde ich gefragt: „Jonas, wie viele Selfies braucht man, um sich selbst zu finden?“
Meine Antwort: Gar keins. Aber viele brauchen ein Selfie, um überhaupt zu glauben, dass sie da sind. Wir leben in einer Welt, in der viele erst dann das Gefühl haben, etwas erlebt zu haben, wenn sie es gepostet haben. Aber das wahre Leben findet nicht im WLAN statt – sondern zwischen zwei Menschen, die sich wirklich sehen.
Selbstwert kommt von innen – nicht aus der Cloud
In meiner Arbeit habe ich viele Menschen gesehen, die sich selbst verloren hatten – in der Arbeit, in Beziehungen, im Perfektionismus. Heute sehe ich: Social Media hat diesen Trend turboisiert. Aber die Lösung ist nicht, alle Geräte wegzuschmeißen. Die Lösung ist Bewusstheit. Und eine Warnung.
Du bist mehr als dein Profil.
Du bist ein Mensch – mit Fehlern, Fragen, Falten.
Und das ist keine Schwäche. Das ist Wahrheit.
Drei kleine Übungen für echten Selbstwert (funktionieren ohne WLAN):
- Sag dir selbst jeden Tag einen Satz, den du sonst nur anderen sagst.
Zum Beispiel: „Ich bin froh, dass es dich gibt.“ - Lach über dich.
Nichts entlarvt den inneren Kritiker so charmant wie ein aufrichtiges Lachen über die eigene Eitelkeit. - Such echte Nähe statt digitaler Resonanz.
Ruf jemanden an, statt zu scrollen. Geh spazieren. Schenk einem Menschen deine Aufmerksamkeit und nicht nur deinem Bildschirm.
Selbstwert entsteht nicht durch Aufmerksamkeit. Sondern durch Achtsamkeit.
Wer sich selbst gut behandelt, muss nicht dauernd von außen bestätigt werden. Und wer sich selbst aushalten kann, muss sich nicht dauernd beweisen. Das größte Like ist, wenn du dir selbst wohlwollend begegnest – auch offline.