Was wird es denn das nächste Mal?
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.
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Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Man wird ja noch mal fragen dürfen…
Eine der ersten Erkenntnisse, die ich über die Hundewelt und ihre Bewohner gewinnen konnte war, dass Empathie gegenüber Menschen proportional eher unterrepräsentiert war. Was bedeuten soll, steht ein Fettnapf irgendwo im Wald herum, dann treten Fünf von Dreien hinein und zwar mit Schmackes.
Da gab es viele Themen für einen Fettnapf-Boogie-Woogie. Der Hund ist zu dick oder zu dünn, „wie, du klickerst nicht…“, das Fell ist nicht richtig getrimmt, „dein Hund trägt Geschirr, kein Halsband…“. Oder, der Hund ist älter und wird von Menschen, die man kaum kennt, mental schon mal ersetzt, noch bevor er das Zeitliche gesegnet hat.
Genau das passierte Finley und mir in letzter Zeit des Öfteren. Meistens begann es mit einem ganz harmlosen Gespräch. Man trifft sich, so wie Katrin mit ihrer Hündin Frieda und uns. Wir gingen ein Stück zusammen. Katrin beugte sich zu Finley herüber und sagt: „Mensch Junge, auch nicht mehr der Jüngste was?“ Und an mich gewandt: „Und? Soll es denn wieder ein Golden werden, wenn Finley mal nicht mehr ist?“
Der Gedanke, dass Finley eines Tages nicht mehr bei mir sein könnte ist schmerzhaft für mich. Auch wenn ich Katrin sehr mochte und ich wusste, dass sie es nicht böse meinte, ich fand es immer etwas unpassend so etwas zu fragen, wenn der teure, zukünftig Verblichene hechelnd neben einem stand. „Pssst, er kann dich doch hören“, sagte ich zu Katrin.
Ich glaube fest daran, dass Finley sie verstanden hatte. Denn er schnaubte entrüstet auf, wandte sich ab und ging demonstrativ ins Dickicht zum Schnüffeln. Er sieht es wohl so: Einen vollwertigen Amtsnachfolger gäbe es ohnehin nicht für ihn, was für ein lächerlicher Gedanke. Thema erledigt!
In den sozialen Medien wird die Frage nach dem Nachfolgemodell unverblümt offen diskutiert. Insbesondere scheint es interessant zu sein, welche Rasse das nächste Mal in den Haushalt einziehen soll. Kaum war so ein Thread online, füllten sich die Kommentarspalten mit Beiträgen wie: „Einmal Aussie, immer Aussie …“. Die Rassenamen konnte man beliebig austauschen. Gleich darauf folgten Aussagen wie „… ich möchte mal was Kleines/Größeres …“, …“nie wieder ein Jagdhund/Hütehund …“ oder auch “… wieder sowas Durchgeknalltes …“, „…muss Knallbirne draufstehen, dann nehme ich ihn/sie mit …“, „Bin Plattnasenfan …“ und so weiter.
Für mich war das Älterwerden und Finleys irgendwann, in weiter Ferne einmal eintretendes Ende, etwas sehr Persönliches. Ich habe dieses Thema, in die entlegenste Schublade meines Bewusstseins gepackt. Diese Schublade hat drei Sicherheitsschlösser, deren Schlüssel ich in die offene See geworfen habe. Außerdem habe ich den Schubkasten zusätzlich noch mit Silikon abgedichtet, damit sich die üblen Vibes nicht durch Seitenritzen nach draußen stehlen können. Kurz gesagt, sprecht mich ruhig darauf an aber rechnet bitte nicht mit einer vernunftbetonten Antwort.
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Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.