
Warum Machtmenschen heute keine Chance haben
Kennst du Menschen, die glauben, dass der Zweck die Mittel heiligt? Die manipulieren, täuschen und andere ausnutzen, um ihre Ziele zu erreichen? Psychologen nennen sie Machiavellisten – nach dem italienischen Philosophen Niccolò Machiavelli. Doch während diese Strategie früher vielleicht funktioniert hat, zeigt die aktuelle Forschung: In unserer heutigen Welt haben Machiavellisten schlechte Karten. Und das ist eine gute Nachricht für uns alle.
Die dunkle Seite der Macht
Machiavellisten sind faszinierende und zugleich beunruhigende Persönlichkeiten. Sie sind “von ihrem Temperament her berechnend, hinterhältig, betrügerisch” und sehen “das ganze Leben als ein Spiel um Macht”. Diese Menschen “missachten moralische Prinzipien und nutzen die Schwäche und Leichtgläubigkeit von anderen aus”.
In der Psychologie wird Machiavellismus als Teil der sogenannten “Dunklen Triade” betrachtet – zusammen mit Narzissmus und Psychopathie. Etwa 1% der Bevölkerung weist machiavellistische Züge auf, doch Menschen mit machiavellistischen Zügen sind häufig erfolgreich und machen meist schnell Karriere. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Machiavellisten häufiger in Führungsfunktionen und ganz oben in den Unternehmenshierarchien anzutreffen sind.
Warum Machiavellisten heute scheitern
Hier kommt die gute Nachricht: Die Zeiten haben sich geändert. Was früher als clevere Machtpolitik durchgehen mochte, wird heute schneller entlarvt und bestraft. Moderne Führungsforschung zeigt eindeutig: Führungskräfte sind zu 70% für das Engagement bzw. die Kündigungsbereitschaft ihrer Mitarbeiter verantwortlich.
Die Gallup-Studie 2024 offenbart ein dramatisches Bild: Nur noch 9% der Mitarbeitenden sind hochgradig engagiert und nur 21% der Angestellten vertrauen ihrer Führungskraft. Diese Zahlen sind ein direktes Resultat schlechter Führung – und machiavellistisches Verhalten gehört definitiv dazu.
Die neue Realität: Transparenz als Machtbremse
Unsere moderne Welt ist von Transparenz geprägt. Österreich hat im Korruptionswahrnehmungsindex 2024 von Transparency International so schlecht abgeschnitten wie noch nie. Transparenz sei der Schlüssel, um Machtmissbrauch zu verhindern und Vertrauen in die Integrität der Entscheidungsträgerinnen und -träger zu fördern.
In einer Welt der sozialen Medien, der Whistleblower und der zunehmenden Rechenschaftspflicht haben Machiavellisten es schwer. Ihre Methoden werden schneller aufgedeckt, ihre Reputation leidet, und die Konsequenzen sind gravierend.
Positive Führung als Gegenentwurf
Während Machiavellisten auf Manipulation setzen, zeigt die moderne Führungsforschung einen völlig anderen Weg auf: Positive Leadership. Positive Leadership ist ein Führungsstil, der darauf abzielt, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern zu maximieren.
Die Forschung ist eindeutig: Empirische Studien fanden positive Einflüsse auf die Gesundheit der Mitarbeiter, die Arbeitsleistung und das Commitment, während im Gleichklang damit eine Verminderung des Absentismus und des Burnouts ausgewiesen wurden.
Was du von erfolgreichen Führungskräften lernen kannst
Echte Führungsstärke zeigt sich heute in ganz anderen Qualitäten:
1. Verantwortung als Privileg begreifen 41 Prozent der Führungskräfte schätzen vor allem die Aspekte von Freiraum und der Möglichkeit, gestalterisch im eigenen Unternehmen tätig zu werden. An zweiter Stelle liegt “Verantwortung übernehmen” mit 16 Prozent.
2. Authentizität statt Manipulation Gute Führungskräfte wissen, dass Positivität und Respekt viel bewirken. Sie verstehen, dass jeder ihr Partner beim Erreichen ihrer Vorhaben ist.
3. Stärken fördern statt Schwächen ausnutzen Mitarbeitende arbeiten produktiver, wenn sie ihre Stärken einsetzen können. Statt Schwächen zu bekämpfen, geht es darum, Potenziale zu entfalten.
4. Vertrauen schaffen statt Angst verbreiten Vertrauen und Eigenverantwortung fördern. Kontrolle und Misstrauen bremsen Motivation.
Die Kosten des Machtmissbrauchs
Für Organisationen und Gesellschaften ist Machtmissbrauch verheerend. Machtmissbrauch und Fehlverhalten sind im Wissenschaftsbetrieb an der Tagesordnung. Die Deutschen Gesellschaft für Psychologie warnt vor den Persönlichkeitsmerkmalen der Dunklen Triade (Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie), die bei der Auswahl für akademisches Führungspersonal systematisch erfasst werden sollten.
Macht als Geschenk verstehen
Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis: Macht ist kein Werkzeug der Unterdrückung, sondern ein Geschenk – eine Chance, Positives zu bewirken. Als Führungskraft haben Sie die Macht und die Verantwortung, den Wandel hin zu einer positiveren Führungskultur in Ihrer Organisation anzustoßen.
Praktische Schritte für eine bessere Führungskultur
Hinterfrage regelmäßig deine eigenen Motive und Methoden. Handelst du aus Ego oder zum Wohl des Teams? Kommuniziere offen über Entscheidungen, Ziele und Herausforderungen. Geheimniskrämerei schadet mehr als sie nützt. Führungskräfte erhalten zu wenig ehrliches und konstruktives Feedback von ihren Mitarbeitenden. Ändere das aktiv.
Die Zukunft gehört den Dienenden
Die Forschung zeigt eindeutig: Studien zeigen, dass gute Führung einer der stärksten Schutzfaktoren gegen psychische Belastungen ist. Unternehmen, die auf positive Führung setzen, reduzieren krankheitsbedingte Fehlzeiten signifikant – und sorgen gleichzeitig für mehr Wohlbefinden, Motivation und Produktivität.
Der Wandel ist da
Machiavellisten mögen kurzfristig Erfolg haben, aber sie sind Dinosaurier in einer sich wandelnden Welt. Die Zukunft gehört Führungskräften, die Macht als Geschenk verstehen – als Chance, anderen zu dienen, sie zu entwickeln und gemeinsam Großes zu schaffen.
In einer Zeit, in der die durch mangelndes Engagement verursachten Produktivitätsverluste zwischen 113 und 135 Milliarden Euro pro Jahr betragen, können wir es uns nicht leisten, an veralteten Machtkonzepten festzuhalten.
Die Botschaft ist klar: Echte Macht entsteht nicht durch Manipulation, sondern durch Inspiration. Nicht durch Angst, sondern durch Vertrauen. Nicht durch Nehmen, sondern durch Geben. Macht ist ein Geschenk – und die besten Führungskräfte wissen, wie man es würdig trägt.