Leben

Toot – Die Frau, die Barack Obama das Rückgrat gebügelt hat


Alle reden immer von Barack. Dem Obama. Dem Präsidenten mit dem lässigen Lächeln und der Stimme wie warmer Kakao. Dem Mann, der Geschichte geschrieben hat, ohne dabei eine einzige Krawatte zu verrutschen.

Aber weißt du, wen kaum jemand kennt? Toot.
Nein, das ist kein Haustier. Keine Rapperin. Und auch keine Kosmetikmarke.

Toot ist – oder besser: war – Barack Obamas Oma. Und das mit einer Wucht und Wirkung, die man normalerweise nur Zitronenmelisse oder Großmutters Bratenrezept zutraut: unauffällig, aber lebensverändernd.

Toot, eigentlich Madelyn Dunham, war die Sorte Frau, die man heute in keinem Instagram-Feed findet, weil sie Selfies für Zeitverschwendung und Emotionsausbrüche für Privatsache hielt. Geboren 1922 in Kansas, studiert (!) in einer Zeit, in der Frauen noch nicht mal Hosen tragen durften (!!) – und später Bank-Vizepräsidentin auf Hawaii. Ganz ohne Mantras, Mindmaps oder Managementseminar. Einfach, weil sie’s konnte. Und weil sie nicht gewartet hat, bis jemand sie fragt.


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Während Obamas Mutter in Indonesien durch die Weltgeschichte düste, saß Toot in Honolulu und machte das, was die allerbesten Großmütter machen: Sie war da.
Sie machte Pausenbrote. Erklärte Multiplikation. Ertrug Pubertät. Förmliche Schulhefte. Und Barack. Den kleinen, verträumten, leicht orientierungslosen Jungen mit dem großen Verstand und der noch größeren Sehnsucht nach Halt.

Und Toot? War der Anker. Die, die nie laut wurde, aber immer da war. Die mit klaren Prinzipien, einem moralischen Kompass, der nicht beim ersten Gegenwind umkippte – und einem Lieblingsrezept für Coq au Vin (vermutlich, aber das dichten wir uns jetzt einfach dazu, weil’s schöner klingt).

Was ich sagen will: Ohne sie hätte es Barack Obama womöglich nie gegeben.


Also, klar – biologisch schon. Aber dieser Barack, der Redner, der Präsident, der „Yes we can“-Typ? Der wurde von einer Frau großgezogen, die nie „Yes we can“ gebrüllt hat – sondern leise dachte: Na klar kannst du.

Zwei Tage vor seiner Wahl zur Präsidentschaft starb sie. Ich könnte jetzt schreiben: Sie starb im Wissen, dass er es schafft. Aber vielleicht starb sie einfach in dem beruhigenden Gefühl, dass sie ihren Teil getan hatte. Und das ziemlich gut.

Toot, du stille Heldin.
Du hast einem Jungen die Welt gezeigt, ohne ein einziges Selfie davon zu machen. Du hast keine Reden gehalten, aber Werte vermittelt. Du warst nicht First Lady – aber erste Wahl.

Und ehrlich? Ich hätte dich gern gekannt.
Du hättest mir wahrscheinlich den Kopf gewaschen. Und dann Tee gekocht.
Und am Ende hätte ich gedacht: Wenn ich groß bin, will ich werden wie Toot.


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