
Nordic-Mobbing, der Kampf gegen die Marshmallows
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.

Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Nordic Walker, bei uns machte eine Frauentruppe die Gegend unsicher.
Ich gestehe, die Damen brachten mein Blut zum Kochen. Egal wo und egal wann Finley und ich spazieren gingen, wir trafen „Die nervigen Vier“.
Gekleidet in Puderosa, ausgestattet mit Stirnbändern und Schweißbändern an den Handgelenken, sahen sie aus wie vier wohlproportionierte Marshmallows.
Abgesehen vom Outfit teilten sie eine tiefsitzende Abneigung gegen Hunde miteinander. Diese Abneigung brauchte keinen Anlass um sich Bahn zu brechen. Die bloße Existenz eines Hundes reichte ihnen aus, für bissige Kommentare oder Zurechtweisungen. „Immer diese Viecher…“ oder „Aus dem Weg du Köter…“ war noch das Harmloseste.
Neulich trafen wir sie, morgens um 7.00 Uhr, auf unserem Wanderweg am Bahndamm. Ich sah die kleine Marshmallow-Truppe schon von weitem und nahm Finley zu mir heran. Wir hatten Bodennebel, weshalb sie Finley wohl erst relativ spät entdeckten. „Iiiihhhh, Töle auf der anderen Seite, Mädels“, kreischte die erste Marshmallow-Frau den anderen zu. Die Drei pressten die Pobacken zusammen, schauten angewidert auf Finley und gingen demonstrativ am gegenüberliegenden Zaun entlang.
Mir schwollen die Adern am Hals. Ich gehörte beileibe nicht zu den Menschen die erwarteten, dass alle Menschen Hunde lieben. Mir hätte es gereicht, wenn sie uns ignoriert hätten, meinen Hund zu beleidigen war inakzeptabel. Was soll ich sagen, es war noch vor meinem ersten Kaffee, also verdammt früh. Dementsprechend fragil war meine Frustrationstoleranz. Ich beugte mich also zu Finley herunter und sagte, „Achtung, mein Süßer, erziehungsfreie Zone auf der anderen Seite“ und wollte einfach weitergehen.
„Waaaaas?“ Die rosafarbene Truppe stand wie angewurzelt auf dem Wanderweg und sah mich empört an. Ich drehte mich um. Finley saß neben mir. Ich fragte: „Was genau haben sie denn nicht verstanden?“ Die mittlere Dame kam stockwedelnd auf mich zu und sagte: „Sie haben erziehungsfrei gesagt.“ „Dann haben sie ja doch alles verstanden“, antwortete ich, „sollten sie mich oder meinen Hund mit ihren Stöckern treffen, bekommen wir Zwei ein handfestes Problem miteinander. Bleiben sie also lieber stehen. Überlegen sie sich beim nächsten Mal lieber mit wem sie sich anlegen wollen.“ Und: „So und nun zähle ich bis 50, das ist ihr Vorsprung. Danach lasse ich meinen Höllenhund frei. Eins, zwei, drei…“
Wutschnaubend legten die Puderwölkchen den Turbogang ein und verschwanden im Nebel. Finley saß neben mir, ich schwöre, er grinste über beide Lefzen. Ich schüttelte nur mit dem Kopf, hatten sie das wirklich geglaubt?

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.