Psychologie

Heute mache ich mal nichts – und warum das die beste Entscheidung war

Lenas Welt

Hier schreibt Lena Martens – 38 Jahre alt, Mutter, ganz gut im Job und Liebhaberin von extra starkem Kaffee, guter Musik und tiefgehenden, aber unterhaltsamen Gesprächen über das Leben.

Neulich stand ich in der Küche, den Blick auf meine endlose To-do-Liste gerichtet. Wäsche waschen, E-Mails beantworten, einkaufen, Sport machen, den Boden wischen, eine gesunde Mahlzeit kochen (statt wieder Nudeln mit Pesto) – und dann fiel mir plötzlich auf: Ich will das heute alles gar nicht machen.

Ich meine, wer sagt eigentlich, dass man jeden Tag produktiv sein muss? Gibt es irgendwo eine geheime Regel, dass Stillstand gleich Scheitern ist? Ich beschloss also, etwas Radikales zu tun: Ich mache heute einfach mal nichts.

Warum es so schwerfällt, nichts zu tun

Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich Menschen dafür feiern, wenn sie keine Zeit haben. Wer viel zu tun hat, ist wichtig. Wer beschäftigt ist, wird bewundert. Aber wann genau haben wir beschlossen, dass Pausen ein Zeichen von Schwäche sind? Warum ist „Ich hab heute nichts geschafft“ schlimmer als „Ich hab mich komplett überarbeitet und bin jetzt völlig erledigt“?

Und dann gibt es dieses unterschwellige Schuldgefühl, wenn man einfach mal faul ist. Also saß ich da auf meiner Couch, der Kaffee dampfte vor mir, mein innerer Antreiber schrie „Steh auf, tu was!“, aber ich tat… nichts. Ich widerstand sogar dem Impuls, eine Doku über Selbstoptimierung zu gucken – so weit war ich bereit zu gehen.


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Was passiert, wenn man wirklich nichts tut?

Am Anfang war es ungewohnt. Ich lag auf dem Sofa und wartete fast darauf, dass ein geheimes Produktivitätspolizei-Kommando meine Wohnung stürmt und mich dazu zwingt, zumindest die Geschirrspülmaschine auszuräumen. Ich ertappte mich dabei, gedanklich durch meinen Kalender zu scrollen – dann hielt ich inne. Nein. Heute nicht.

Ich schaute aus dem Fenster. Ich blätterte wahllos durch ein Magazin. Ich trank meinen Kaffee langsam und bewusst. Und mit jeder Stunde merkte ich: Mein Kopf wurde leichter, mein Körper entspannter. Ich wurde nicht von einer dunklen Wolke der Faulheit verschlungen – im Gegenteil, ich fühlte mich… gut. Fast so, als hätte ich endlich begriffen, dass das Leben nicht nur aus abgehakten To-do-Listen besteht.

Warum wir öfter mal nichts tun sollten

Es gibt uns Klarheit – Wenn wir ständig beschäftigt sind, haben wir gar keine Zeit nachzudenken. Ein freier Kopf hilft, das Wesentliche zu erkennen. Denn dauerhafte Aktivität hält unser Nervensystem auf Hochtouren. Einfach mal nichts tun hilft, den Reset-Knopf zu drücken und die Gedanken schweifen zu lassen. So entstehen auch die besten Ideen. Einfach mal treiben lassen. Pausen sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für unsere mentale und körperliche Gesundheit.

Es fühlt sich verdammt gut an!

Wann hast du das letzte Mal wirklich genossen, einfach nur dazusitzen und nichts zu tun, ohne dass du dabei auf dein Handy geschaut hast?Ich habe nichts Weltbewegendes getan, nichts „Produktives“ erreicht – und trotzdem fühlte ich mich am Ende des Tages glücklicher als sonst. Denn manchmal ist das Beste, was wir tun können, einfach mal nichts zu tun.

Also, falls du heute noch eine Lücke in deinem Tag hast, versuche es doch mal: Leg dich hin, schau in den Himmel oder lausche deiner Lieblingsmusik – ohne Ablenkung, ohne Ziel. Und spüre, wie gut das tut. Du hast ein schlechtes Gewissen? Dann spreche ich dich höchstpersönlich frei davon. Denn vielleicht ist das wahre Geheimnis der Produktivität nicht, immer mehr zu tun – sondern ab und zu einfach mal weniger.

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