Gesundheit

Geheimnisse im Schweiß

Wissenschaftler finden heraus, dass der Schweiß von Schizophrenie-Patienten nach Essig riecht. Dafür verantwortlich ist trans-3-methyl-2-hexensäure. Kann man dieses Molekül im Schweiß nachweisen, scheint die Diagnose sicher. Wir erklären, warum das gut ist. 

Es sind die Stimmen im Kopf…  

Menschen, die an Schizophrenie erkranken, verlieren den Bezug zur Realität. Und das macht sie gefährlich, sagt Seena Fazel, Psychiater an der Universität Oxford. Er untersuchte in einer großen Studie das Schicksal aller schwedischen Schizophrenie-Patienten seit den 70er Jahren, insgesamt 25.000 Schicksale. „Innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose waren 14 Prozent aller männlichen Patienten entweder gestorben oder wegen eines Gewaltverbrechens verurteilt.“  Deshalb ist es wichtig, die Hilfe möglichst früh beginnen zu lassen. Doch dazu braucht es eine frühzeitige Diagnose. Denn wenn die Menschen bereits Stimmen im Kopf hören, sind sie für eine Therapie oft nicht mehr erreichbar. „Ihr stehlt mein Gehirn“, kann man dann hören, und ja, manche ziehen sich dann tatsächlich einen Aluhut über den Kopf, um zu verhindern, dass „der Geheimdienst meine Gedanken liest“. Soweit muss es aber nicht kommen, wenn man frühzeitig eingreift. Dann, wenn noch Selbstkontrolle und Einsicht vorhanden ist. 

Warum die Diagnose von Schizophrenie so schwierig ist

Schizophrenie ist eine der komplexesten und vielschichtigsten psychischen Störungen. Es gibt eine breite Palette von Symptomen. Sie reichen von Antriebslosigkeit und sozialem Rückzug bis hin zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen. 

Ähnlichkeit mit anderen Störungen: 

Hinzu kommt, dass sich viele Symptome der Schizophrenie mit denen anderer psychischer und medizinischer Störungen überschneiden. Zum Beispiel können Schilddrüsenerkrankungen, Hirntumoren und Anfallskrankheiten ähnliche Symptome wie Psychosen hervorrufen. Dies erfordert umfangreiche diagnostische Untersuchungen, um andere mögliche Ursachen auszuschließen. Aber wer geht schon zum Arzt, wenn er beginnt, sich von der Welt zurückzuziehen?

Schleichender Beginn: 

Oft beginnt die Schizophrenie schleichend und die anfänglichen Symptome können leicht übersehen werden. Betroffene wirken vielleicht nur ein wenig zurückgezogen, unorganisiert oder „komisch“. Das ist nichts Ungewöhnliches. Viele Menschen, die gerade eine Krise durchleben, ziehen sich zurück. Auch in der Pubertät ist so ein Verhalten nichts Ungewöhnliches. Vielleicht liegt es daran, dass diese Symptome nicht sofort als Beginn einer schweren psychischen Störung erkannt werden. Zudem ist der Verlauf sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Während einige Betroffene plötzlich und heftig erkranken, entwickelt sich die Krankheit bei anderen langsam über Jahre hinweg. Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind noch immer nicht vollständig verstanden. Und weil man nicht weiß, was es auslöst, ist es auch schwer, zu diagnostizieren. 

Ich bin doch nicht verrückt! 

Wir wissen heute viel zu viel über Krankheiten des Körpers und viel zu wenig über Krankheiten der Psyche. Wir alle. Und deshalb fällt es Menschen leicht, über Rückenschmerzen und Schnupfen zu sprechen und so schwer, geistige und psychische Erkrankungen zu akzeptieren.  Dabei kann niemand dafür, wenn er krank wird. Es ist Schicksal – und es kann jeden treffen. Aufgrund der sozialen Stigmatisierung und des fehlenden Verständnisses für psychische Störungen suchen deshalb viele Betroffene und ihre Familien erst spät professionelle Hilfe. Und das ist fatal. Wenn die Früherkennung versagt, erhalten die, die am meisten Hilfe brauchen, oft viel zu wenig davon. 

Bis jetzt fehlten Biomarker!

Bislang gab es keinen Biomarker, der Schizophrenie eindeutig diagnostizieren kann. Die Diagnose basierte auf der gründlichen Beurteilung der Symptome und des Krankheitsverlaufs durch Fachärzte. So etwas ist halt fehleranfällig, weil es subjektiv ist und reichliche Erfahrung des Diagnostikers voraussetzt. Der normale Hausarzt kann damit überfordert sein. Und genau das hat sich jetzt geändert. Bei Verdacht auf Schizophrenie sorgt in Zukunft ein einfacher Labortest für diagnostische Klarheit. 

Niemand kann etwas dafür, wenn er krank wird. 

Und das ist gut. Hilft er doch Betroffenen, frühzeitig Hilfe an die Hand zu bekommen, also in einem Stadium, in denen noch eine gewisse Krankheitseinsicht möglich ist. Hat man den Menschen an seinen Wahn verloren, wird es schwierig. Wie will man jemanden dazu bringen, Hilfsangebote aus einer generell als feindlich empfundenen Welt anzunehmen? Man kann ihn ja nicht zur Therapie zwingen. Deshalb ist der neue Biomarker ein Meilenschritt, mit dem wir den Betroffenen die Unterstützung bieten können, die sie benötigen, um ein möglichst normales und erfülltes Leben zu führen. Es ist wichtig, sich über die Schizophrenie-Symptome zu informieren. Das hilft uns, auf unsere eigene psychische Gesundheit zu achten und frühzeitig Hilfe zu suchen, wenn wir ungewöhnliche Symptome bei uns oder anderen bemerken. So verbessert sich das gesellschaftliche Verständnis und das macht die Krankheit genauso akzeptabel, wie ein grippaler Infekt. 

Woran du eine Schizophrenie erkennst

Hier sind die Hauptmerkmale, anhand derer Schizophrenie erkannt werden kann:

  1. Wahnvorstellungen:
    • Feste Überzeugungen, die nicht der Realität entsprechen (z. B. Verfolgungswahn, Beziehungswahn, Gedankeneingebung).
  2. Halluzinationen:
    • Wahrnehmungen von Dingen, die nicht existieren, wie das Hören von Stimmen oder das Sehen von nicht vorhandenen Personen oder Objekten.
  3. Desorganisiertes Denken und Sprechen:
    • Sprunghafte, zusammenhanglose oder unlogische Redeweisen und Gedanken.
  4. Bizarres Verhalten:
    • Ungewöhnliches oder unangemessenes Verhalten, wie z. B. kindliche Albernheit, Erregung oder starre Körperhaltungen.
    • Abnahme oder Verlust normaler Funktionen, wie z. B.: verminderter Gefühlsausdruck, Spracharmut, verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden, fehlendes Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen.
  5. Kognitive Defizite:
    • Probleme mit Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Organisation und Problemlösung.
  6. Rückzug aus dem sozialen Leben:
    • Isolation von Familie, Freunden und sozialen Aktivitäten.
  7. Verminderte Selbstversorgung:
    • Schwierigkeiten bei der Pflege der persönlichen Hygiene und beim Erledigen alltäglicher Aufgaben.
  8. Unfähigkeit, einer Arbeit nachzugehen:
    • Schwierigkeiten, beruflichen oder schulischen Anforderungen gerecht zu werden.
  9. Veränderte Wahrnehmung der Realität:
    • Schwierigkeiten, zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden.
  10. Emotionale Labilität:
    • Schnelle Stimmungsschwankungen oder flacher, unangemessener emotionaler Ausdruck.
  11. Psychomotorische Störungen:
    • Ungewöhnliche Bewegungen oder Haltungen, Verharren in bestimmten Positionen (Katatonie).
  12. Verminderte Motivation:
    • Antriebslosigkeit und fehlende Zielstrebigkeit.
  13. Probleme im Denken und der Sprache:
    • Schwierigkeiten, klare und logische Gedanken zu formulieren.
  14. Selbstmordgedanken und -versuche:
    • Erhöhtes Risiko für Selbstmordgedanken oder -versuche

Quelle: Sweat in schizophrenic patients: identification of the odorous substance. Smith K, Thompson GF, Koster HD.Science. 1969 Oct 17;166(3903):398-9. doi: 10.1126/science.166.3903.398.PMID: 5818039

Teilen