Gesundheit

Er ist unschuldig. Wirklich!

Die Wissenschaft spricht ihn von jeder Schuld frei. Wir reden? Vom Vollmond.

Guter Mond, du gehst so stille… so geht ein ganz bekanntes deutsches Kinderschlaflied. Wir besingen ihn, bedichten ihn und schreiben ihm sogar gewaltige Kräfte zu. Kaum steht ein Vollmond am Himmel, und schon schwärmen Hobbymystiker, Astrologen und „Mondfühlige“ aus, um sich über Schlafstörungen, außergewöhnliche Unfälle und die angeblich geheimnisvolle Wirkung des nächtlichen Lichts zu beklagen. Morde, Suizide, Unfälle – immer ist der Mond Schuld. Leute, jetzt ist Schluss: Der Trabant ist unschuldig – das zumindest sagen Wissenschaftler. Und die müssen es ja wissen.

Der Mond regelt die Gezeiten – und angeblich auch unseren Schlaf?

Dass der Mond Einfluss auf die Erde hat, ist unumstritten. Ohne ihn gäbe es keine Ebbe und Flut, und selbst die Kontinente bewegen sich in einem Takt von bis zu 26 Zentimetern rauf und runter. Warum sollte der Mensch also außen vor bleiben? Schließlich bestehen wir zu 60 Prozent aus Wasser, und da wäre es doch nur logisch, dass auch unser Innerstes von der Mondanziehungskraft hin- und hergewogen wird wie die Nordsee bei Sturmflut, oder?

Falsch gedacht! Laut einer Umfrage glauben zwar beeindruckende 40 Prozent der Deutschen, sie seien „mondfühlig“, aber die Wissenschaft sagt: Mond, du bist raus.


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Wissenschaftlicher Freispruch für den Mond

Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München aus dem Jahr 2014 untersuchte den Zusammenhang zwischen Mondphasen und Schlafmustern. Die Forscher analysierten Schlafdaten von 1.265 Probanden über 2.097 Nächte hinweg. Ergebnis: Kein Zusammenhang zwischen Mondphase und Schlafqualität.

Aber wie lässt sich dann erklären, dass viele Menschen trotzdem das Gefühl haben, bei Vollmond schlechter zu schlafen? Hier springt die Psychologie ein. Die selbsterfüllende Prophezeiung, bei Vollmond schlechter zu schlafen, lässt uns dann auch wirklich schlechter schlafen, so die Experten. Wer also überzeugt ist, bei Vollmond wachzuliegen, tut es auch. Wer glaubt, dass der Mond ihn beeinflusst, wird garantiert davon beeinflusst – auch wenn der Mond davon nichts weiß.


Noch mehr Vollmond-Entlastung

Doch was ist mit all den anderen Behauptungen? Mehr Notrufe, mehr Morde, mehr Unfälle? Auch hier: keine Beweise. Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Vollmond und menschlichem Verhalten zeigen, scheiterten entweder an methodischen Mängeln oder hatten so viele Ausreißer, dass seriös keine Aussagen möglich waren.

Und das vermeintlich „helle“ Mondlicht? Lächerlich, sagen die Forscher. Der Vollmond hat eine Lichtstärke, die selbst von einer durchschnittlichen Straßenlaterne locker überstrahlt wird. Vielleicht sollten wir also den Schlafkiller lieber im Schlafzimmer suchen – etwa in Form eines blinkenden Smartphones, das wir heimlich unter dem Kissen verstecken.


Lieber Mond, wir entschuldigen uns

Der Vollmond ist nicht der Übeltäter, für den wir ihn gehalten haben. Vielleicht sollten wir uns entschuldigen und den Trabanten endlich für das feiern, was er ist: ein wunderschönes, geheimnisvolles Stück Himmelskörper, das uns nicht nur nachts begleitet, sondern uns auch davon ablenkt, dass wir eigentlich selbst schuld sind, wenn wir nicht schlafen können.

Also: Danke, Mond, für die Gezeiten. Und dafür, dass du dir unsere Beschwerden seit Jahrtausenden schweigend anhörst. Wir hoffen, du bist uns nicht böse.

Praktische Tipps für besseren Schlaf bei Vollmond

Unabhängig von den wissenschaftlichen Erkenntnissen können folgende Maßnahmen helfen, den Schlaf während des Vollmonds zu verbessern:

Fernseher und PC-Entzug: Reduziert die Nutzung elektronischer Geräte mit hellem Bildschirmlicht vor dem Schlafengehen, da dieses das Einschlafen erschweren kann.

Raum abdunkeln: Verwendet Verdunkelungsvorhänge oder Schlafmasken, um das helle Mondlicht auszusperren und eine dunkle Schlafumgebung zu schaffen.

Schlafhygiene beachten: Haltet regelmäßige Schlafenszeiten ein, vermeidet Koffein und schwere Mahlzeiten vor dem Zubettgehen und schafft eine entspannende Abendroutine.

Entspannungstechniken nutzen: Ein bisschen Ohmmmm schadet auch nicht: ob progressive Muskelentspannung oder Meditation, alles, was Körper und Geist auf den Schlaf vorbereitet, wirkt auch so.

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