
Die Traumreise zu deinem wahren ICH
Wie du dich neu erfindest und der Mensch wirst, als der du gedacht bist.
Manchmal fühlt sich das eigene Leben fremd an. Als würde man eine Rolle spielen, die jemand anderes geschrieben hat. Angepasst, funktioniert, durchgehalten – aber nicht wirklich angekommen bei sich selbst. Doch tief in dir gibt es einen Anteil, der nie vergessen hat, wer du wirklich bist. Der weiß, was dich lebendig macht. Was dir entspricht.
Aber wir können alten Ballast abzustreifen, innere Stimmen sortieren und Schritt für Schritt zurückzukehren – zu dem Menschen, der wir sein wollen und als der wir gedacht waren.
Übung: Was du geglaubt hast – und was heute gilt
Diese Übung hilft dir, alte Zuschreibungen zu erkennen, die dir in deiner Kindheit gegeben wurden – und sie bewusst zu hinterfragen. Sie ist kein Angriff auf deine Eltern, sondern ein Akt der Befreiung für dich selbst.
Schritt 1: Alte Zuschreibungen erkennen
Schließe deine Augen. Stell dir vor, du sitzt als Kind an einem Tisch.
Und nun tauchen Sätze auf, die du gehört hast – direkt oder zwischen den Zeilen.
Schreibe in die erste Spalte:
Was man mir gesagt oder vermittelt hat: | Was ich heute dazu sage: |
---|---|
„Du bist zu empfindlich.“ | „Meine Sensibilität ist ein Geschenk.“ |
„Du machst alles kompliziert.“ | „Ich denke tief – das ist meine Stärke.“ |
„Du bist Schuld, wenn ich traurig bin.“ | „Ich bin nicht verantwortlich für die Gefühle anderer.“ |
„Du bist egoistisch.“ | „Ich habe gelernt, auf mich zu achten – das ist gesund.“ |
Fülle die Tabelle mit deinen eigenen Sätzen. Nimm dir Zeit. Manche Sätze wirst du körperlich spüren – als Enge, Groll oder Traurigkeit. Lass sie kommen. Du bist jetzt stark genug, um sie zu sehen.
Schritt 2: Neue Wahrheiten erschaffen
Frag dich bei jedem Satz:
- Glaube ich das heute noch?
- Wem gehört dieser Satz wirklich – mir oder jemand anderem?
- Was will ich heute stattdessen über mich glauben?
Du darfst dich neu definieren. Du darfst dein inneres Narrativ umschreiben.
Alte Sätze dürfen gehen – damit du mit deiner eigenen Stimme sprechen kannst.
Schritt 3: Abschlussimpuls
Wenn du möchtest, kannst du dir zum Abschluss einen Satz schreiben, der dich in deiner Kraft verankert. Ein innerer Leitsatz. Zum Beispiel:
- „Ich bin mehr als das Bild, das andere von mir hatten.“
- „Ich erlaube mir, ich selbst zu sein – ohne Schuld.“
- „Meine Geschichte beginnt jetzt – mit meiner Wahrheit.“
Geführte Meditation: Die Traumreise zu deinem Ich:
Mach es dir bequem – im Sitzen oder Liegen, ganz so, wie du dich sicher fühlst. Lass die Schultern sinken, das Gesicht weich werden. Atme tief ein … und langsam wieder aus. Lass mit jedem Atemzug etwas mehr los. Den Tag. Den Lärm. Die Anforderungen. Jetzt bist nur du da. Du – und dein Atem und der Frage: wie geht es mir gerade?
Stell dir jetzt vor: In deinem Inneren liegt ein tiefer See. Still. Klar. Dunkelblau. Die Oberfläche ist glatt wie Glas. Kein Wind. Keine Wellen. Nur du – und dieser See. Du näherst dich. Setzt dich an sein Ufer. Und spürst: Dieser See ist nicht fremd. Er ist dein Innerstes. Ein Ort, den du lange nicht besucht hast. Vielleicht wirkt der See zunächst leer. Still. Fast unheimlich in seiner Tiefe.
Doch du schaust genauer hin. Und siehe da unter der glasklaren Oberfläche siehst du es leuchten. Es sind viele Lichtpunkte. Und du weißt: es sind deine Gefühle, die du lange nicht brauchen durftest. Aber nun bist du bereit. Du fragst: „Wie geht es mir?“, und du öffnest deine Hände und siehst, wie das passende Gefühl leuchtend durch die Oberfläche bricht. Ein wunderschönes glitzerndes Licht, es landet in deinen Händen, es kribbelt und es will gespürt werden. Schau hin, fühle hinein und dann lass das Licht an die Stelle in deinen Körper, wo es hinmöchte. Wie geht es dir? Horche in dich hinein und erlaube, dass das Gefühl in deinem Körper heimisch werden darf. Es wird dich von nun an begleiten, wenn du es möchtest. Atme noch einmal tief ein. Und aus. Und du weißt, dass du immer an diesen See zurückgehen kannst, um dich besser und besser kennenzulernen.
Warum die Meditation wirkt:
Sie schafft einen sicheren Raum, in dem sich etwas zeigen darf, das sonst im Lärm des Lebens untergeht: das wahre innere Erleben. Der See ist ein archetypisches Symbol für das Unbewusste – für Tiefe, Gefühl, Intuition.
Die glatte Oberfläche steht für das Abgetrenntsein von den Gefühlen – nichts stört, aber auch nichts berührt. Und doch: Unter der Oberfläche schlummert das Eigentliche. Der See steht für dein wahres inneres Selbst, das lange unbeachtet war – vor allem bei Menschen, die sich anpassen mussten, statt sich zu spüren.Die Farbe dunkelblau steht für Ruhe, Tiefe, aber auch für mögliche Traurigkeit, die nun in etwas Schönes verwandelt wird.
„Unter der glasklaren Oberfläche siehst du es leuchten … Lichtpunkte … deine Gefühle, die du lange nicht brauchen durftest.“
Das ist unglaublich wichtig: Die Gefühle werden nicht als Last oder Problem dargestellt, sondern als Lichtpunkte – als etwas Wertvolles, das nur verborgen war. Sie „durften nicht gebraucht werden“ – ein Satz, der für viele Kinder aus narzisstischen Familiensystemen bittere Wahrheit ist: Nur funktionale, angepasste Anteile waren erlaubt. Hier wird das Innere rehabilitiert – deine Gefühle sind nicht störend oder falsch, sondern kostbar. Und sie waren nie weg – nur verdeckt.
„Du öffnest deine Hände … das passende Gefühl bricht durch die Oberfläche … landet in deinen Händen … will gespürt werden.“
Das ist der entscheidende Moment: Du erlaubst dir, zu empfangen – nicht nur intellektuell zu erkennen, was du fühlst, sondern das Gefühl einzuladen. Das Licht (das Gefühl) ist nicht bedrohlich, sondern angenehm, sogar kribbelnd. Der Körper wird hier zum Zuhause für das Gefühl. Gefühle werden nicht mehr als Feinde erlebt, sondern als innere Wegweiser, die zurückkehren dürfen.
„Lass das Licht an die Stelle im Körper, wo es hinmöchte … erlaube, dass das Gefühl heimisch wird.“
Das ist Körperarbeit im besten Sinn: Du gibst dem Gefühl einen Raum im Körper – damit es nicht mehr ausagiert oder weggedrückt werden muss. Es darf bleiben, statt verdrängt zu werden.
Das ist ein zutiefst bindender Akt dir selbst gegenüber. Du wirst zur sicheren Bezugsperson für dein Inneres.
„Du kannst jederzeit an diesen See zurückkehren …“
Der See ist nicht nur ein Bild – er wird zur inneren Heimat. Zur immer zugänglichen Quelle deiner Gefühle, deiner Wahrheit, deiner Identität. Du verankerst Selbstregulation, Selbstverbindung und Vertrauen in deine eigene Tiefe.
Was macht diese Meditation so besonders?
Sie ermöglicht Integration – nicht durch Worte, sondern durch Spürenedene Gefühlzustände durchtanzen, ohne in der Angst oder der Trauer zu verharren.
Sie führt in die Tiefe, ohne zu überfordern.
Sie entlastet von der Angst vor dem „Nichts“ – und zeigt, dass dort das Wertvollste schlummert.
Sie entkoppelt Gefühle von Bedrohung und macht sie zu Lichtquellen.

Zum Weiterlesen: “Aschenkind” von Livia Brand. Viele Kinder narzisstischer Mütter wachsen äußerlich „gut“ auf. Sie sind gepflegt. Werden pünktlich zur Schule gebracht. Haben eine Brotdose mit geschnittenem Obst. Was fehlt, ist nicht das Sichtbare – es fehlt das Gesehenwerden. Betroffene wissen im Inneren, dass etwas nicht stimmt, haben aber keine Worte dafür. Ein Selbsthilfe-Ratgeber für alle, die glauben, nicht richtig zu sein. Es kann sein, dass die Ursache gar nicht in dir liegt.