Leben

Den musst du richtig auslasten

Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.


Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.

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Finley und ich tummelten uns auf unserer Hundewiese, umgeben von spielenden Hunden. Ihre Menschen redeten vorzugsweise über die Hunde der anderen. „Mit dem großen Schäferhund da, wird es auch nicht besser“ …. „das ist doch kein Schäferhund Ilse, das ist irgendein Mix“ … „ist aber bestimmt Schäferhund mit drinnen Monika, das erkenne ich sofort“… „dem müsste nur mal einer sagen wo’s lang geht“ … „ja, aber da ist Gertrud nicht die Richtige für“. Ihr merkt es sicherlich schon, die Wiese war übersät von „Hundeflüsterern“. Hundeweisheiten wurden verteilt, wie Konfetti auf dem Kölner Karneval.

Die meisten Hunde checkten ab, mit wem sie spielen wollten. Ein junger Aussie-Rüde stach hervor. Er hatte offenbar den Entschluss gefasst, sich einen Sparringspartner statt eines Spielkameraden auszusuchen. Er rannte laut kläffend auf Bobby, den Spaniel meiner Bekannten Christiane zu und rammte ihn an der linken Flanke.

Bobby flog auf den Rasen und jaulte auf. „Ach herrje, musste das jetzt sein“, rief Christiane und hielt Ausschau nach der Aussie-Besitzerin. Der Aussie, fletschte die Zähne, knurrte Bobby unvermindert an und bewegte sich langsam in geduckter Haltung in seine Richtung. Bobby sortierte noch seine Knochen. Finley hatte bisher alles ruhig beobachtet.

Nun schien er entschieden zu haben, dass sein Kumpel Bobby Unterstützung brauchen würde. Er stellte sich ruhig zwischen die Zwei und blockierte den Aussie. Er richtete seinen Blick auf den knurrenden Hund und wartete darauf, dass dieser sein Vorhaben aufgab und sich zurückzog.


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Die Expertenrunde sah das und bewegte sich bewundernswert synchron auf mich zu. „Ich gebe ihnen einen guten Rat“, meinte eine Frau mit roter Mütze und zeigte mit dem Finger auf Finley, „sie müssen ihren Hund besser auslasten, dann macht er sowas nicht mehr.“ Das Echo der Umstehenden folgte auf dem Fuße, „du musst ihn unterwerfen“, „mach Obedience mit ihm“, und mein Favorit, „schmeiß doch Bällchen für ihn“. Aha, eine Fachdiskussion also, bitteschön. „Was bringt euch zu diesen Einsichten“, fragte ich.

„Deiner blockt, weil du ihn nicht richtig beschäftigst“, antwortete das Rotmützchen. „Da sehe ich keinen Zusammenhang“, sagte ich. Und weiter: „Mein Rüde hat sich dazwischen gestellt, weil Bobby sich nie zur Wehr setzt und der Aussie viel zu aufgeregt war, um von allein aufhören zu können. Daran würden irgendwelche Aktivitäten außerhalb dieser Situation nichts verändern.“


 Inzwischen war die Besitzerin des Aussies gekommen und hatte ihren Rüden an der Leine von der Wiese geführt. Finley hatte sich entspannt.

Der Frau mit der roten Mütze gefiel meine Antwort nicht. Sie wandte sich entrüstet an ihre Begleiterinnen: „Tja, wer von meiner Erfahrung nicht profitieren möchte, dem ist eben nicht zu helfen.“ Vielleicht sollte der Ehemann vom Rotkäppchen, seine Ehefrau besser auslasten, dann würde sie in Zukunft hoffentlich keine falschen Ratschläge mehr geben.

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.

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