Freizeit

Entspannt mit Kind und Hund

In vielen Haushalten bereichern Hunde heutzutage das Familienleben. Um für den Menschen wie für die Hunde eine entspannte und harmonische Struktur im Alltag zu schaffen, gibt es einige Tipps und Regeln, mit deren Hilfe sich eine gute Grundlage für ein friedliches und problemloses Zusammenleben schaffen lässt. Wichtig ist, dass alle Familienmitglieder sich an diese Regeln halten. Gleichbleibendes konsequentes und faires Handeln schafft Vertrauen und Sicherheit beim Hund. Hier liegt die Basis für eine freundschaftliche Bindung. Wenn die Bedürfnisse des Hundes und der Familie zusammenpassen, ist eine gute Voraussetzung geschaffen, um Probleme von vornherein zu minimieren. 

Inhalt:

  1. Behandle deinen Hund wie einen Freund, höflich und freundlich.
  2. Unterschiedliche Bedürfnisse im Hundealtersabschnitt 
  3. Missverständnisse oder fehlende Kenntnisse im Ausdrucksverhalten der Hunde können eine Mensch-Hund-Bindung negativ belasten.
  4. Türgitter können hilfreich sein, den Alltag mit Kind und Hund gesichert zu gestalten.
  5. Loben und belohnen
  6. Tägliche Routine

Behandle deinen Hund wie einen Freund, höflich und freundlich.

Wenn wir unsere Kinder für die Kommunikationsformen unserer Hunde sensibilisieren, legen wir den Grundstein für eine vertrauensvolle entspannte Beziehung miteinander. Denn unsere Hunde haben ein Anrecht auf eine respektvolle und gewaltfreie Behandlung.

Im Zusammenleben von Kind und Hund innerhalb einer Familie ist es wichtig, das Alter des Hundes und das Alter des Kindes zu berücksichtigen. Einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebewesen Hund können Eltern ihren Kindern vorleben, indem sie ihnen zeigen, dass Hunde genau wie Menschen mit Verständnis Respekt und Fairness behandelt werden müssen. Hunde sind kein Spielzeug, haben Gefühle und empfinden Schmerz. Wichtig sind Rückzugsräume und ausreichende Auszeiten für den Hund.

Liegt unsere Fellnase auf seinem Ruheplatz, so muss schon das Krabbelkind lernen, dass der Hund jetzt nicht gestört werden darf.

Unterschiedliche Bedürfnisse im Hundealtersabschnitt 

Ein Welpe oder ein Junghund stellt andere Anforderungen als ein alter Hund. Bei Hundesenioren zeigen sich die ersten Wehwehchen. War gestern noch ausgiebiges Toben möglich, so brauchen sie vielleicht am nächsten Tag mehr Ruhe. Gelenke und Knochen bereiten Schmerzen. Hunde können, wie auch Menschen, im Alter von Hör- und Sehverlust betroffen sein. Diese Hunde nehmen die Annäherung eines Kindes eventuell nicht sofort wahr, hier kann es beispielsweise durch Erschrecken zu Übersprungshandlungen oder Knurren kommen. Die Kinder müssen wissen, dass man mit einer Hundeoma oder einem Hundeopa besonders rücksichtsvoll umgehen muss.

Beliebt und besonders reizvoll sind bei Kindern Hundewelpen. Für diese Hunde besteht ein höheres Verletzungsrisiko durch falsches Anheben, Umhertragen, Festhalten oder gar Fallen lassen. Das noch nicht ausgereifte Skelett des Welpen kann durch zu wildes Herumtollen mit Kindern und durch ständige Überlastung Schäden davon tragen. Spiele mit Welpen sollten ruhig gestaltet und zeitlich begrenzt sein. Bei einem Welpen reichen unter Umständen schon ein paar Minuten intensiven Spiels. Ein rechtzeitiges Beenden vermeidet ein Überdrehen des jungen Hundes. Ein überdrehter Welpe oder heranwachsender Junghund, der durch Überforderung nicht zur Ruhe kommt, kann im Übersprung mit Beißeln oder Abschnappen reagieren.

Knurren oder Zähnefletschen des Hundes sind soziale Kommunikation und dürfen nicht bestraft oder verboten werden. Der Hund will damit etwas sagen.

Neben Knurren oder Zähnezeigen, aber auch mit Fixieren (Anstarren) oder Einfrieren, (ein Steifwerden des ganzen Hundes), das Aufrichten des Nackenfells kann unser Hund signalisieren, dass er sich in einer Konfliktsituation befindet. Meist zeigt der Hund in seinem Ausdrucksverhalten schon vor einem Knurren, dass er sich unwohl fühlt. Dies kann häufiges Gähnen sein oder den Kopf abwenden, wie häufiges über die Nase lecken oder Pföteln, ein Anheben der Pfote. In diesem Moment kommuniziert der Hund deutlich: „Stopp, Ich fühle mich in diesem Moment überfordert.” Ein normales Ausdrucksverhalten unserer Hunde. Unterdrücken oder bestrafen wir dieses Verhalten, z.B. Knurren, immer wieder, so kann es sein, dass der Hund lernt: Eine Warnung ist nicht erwünscht. Dies könnte dazu führen, dass der Hund unter Umständen direkt und ohne Vorwarnung abschnappt oder gar zubeißt. Kinder für die Signale unserer Hunde zu sensibilisieren kann verhindern, dass Situationen eskalieren. 

Gute Fachliteratur, ein Hundepsychologe oder Hundetrainer helfen, den Hund besser zu verstehen.

Missverständnisse oder fehlende Kenntnisse im Ausdrucksverhalten der Hunde können eine Mensch-Hund-Bindung negativ belasten.

Die Körpersprache eines Erwachsenen verstehen Hunde bedingt, die Körpersprache von Kindern könnte von Hunden falsch interpretiert werden. Kinder haben ein anderes Bewegungsmuster als erwachsene Menschen. Ihre Bewegungen sind oftmals sehr ausladend und impulsiv. Ist ein Hund das Zusammenleben mit Kindern nicht gewohnt, so kann es vorkommen, dass er verunsichert reagiert und Meideverhalten, Angst oder Abwehrreaktionen zeigt. Der Hund muss lernen, dass die impulsiven Lautäußerungen und spontanen Bewegungen der Kinder völlig normal sind. Als Hundehalter müssen wir unsere Hunde gut beobachten. 

Begegnungen zwischen Kindern und Hunden sollten kurz und entspannt stattfinden, eine Pause danach hilft beiden, die neugewonnenen Eindrücke zu verarbeiten.

Kinder zeigen ihre Zuneigung, zuweilen spontan, durch Streicheln, Tätscheln oder Umarmen. Die wenigsten Hunde genießen dieses allerdings. Hier kann es wieder zu Konflikten kommen. Gerade kleinere Kinder, die ihre Motorik noch nicht gezielt dosieren können, greifen oft unerwartet schnell und fest zu.

Kleine Kinder und Hunde sollten niemals ohne Aufsicht, auch nicht für kurze Zeit, miteinander allein gelassen werden. 

Türgitter können hilfreich sein, den Alltag mit Kind und Hund gesichert zu gestalten.

Meine Tochter Lena hatte Probleme, ihrer Tochter in Ruhe die Windeln zu wechseln. Zu attraktiv war der Duft für ihren Vierbeiner, der ständig den Windeleimer umwarf. Ein Türgitter half, Fido aus dem Kinderzimmer fernzuhalten.

Der Hund kann riechen und beobachten, ohne sich ausgesperrt zu fühlen, und er kann für gewünschtes Verhalten belohnt und angesprochen werden.

Sinnvoll sind Tabuzonen für den Hund, aber auch für das Kind. Dies ist zum Beispiel der Bereich, in den sich der Hund zur Ruhephase zurückziehen kann, hierzu zählt auch der Futterplatz. Andererseits könnte die Babykrabbeldecke oder das Kinderbett für den Hund eine Tabuzone sein. Welche Regeln und Veränderungen getroffen werden, sollten alle Familienmitglieder gemeinsam entscheiden.

Loben und belohnen

Wir neigen eher dazu, bei unseren Hunden unerwünschtes Verhalten zu kommentieren, als ein gewünschtes Verhalten zu honorieren. Gezieltes Belohnen bei erwünschtem Verhalten des Hundes festigt dieses und somit wird er das gewünschte Verhalten öfter und zuverlässiger ausführen. Freundliche Worte oder Streicheln sind ebenso ein Lob, wie ein Leckerchen oder das Lieblingsspielzeug.

Bieten wir dem Hund also ein artgerechtes Umfeld und belohnen ihn für richtiges und gewünschtes Verhalten, so geben wir ihm keinen Grund für Aggressionen.

Dies nennt man positive Verstärkung.

Tägliche Routine

Die allermeisten Hunde lieben einen geregelten und strukturierten Tagesablauf und kennen ihre Zeiten. War der Hund schon vor dem Kind in der Familie, ist es wichtig, dass die Gassigänge mit ihm nach Möglichkeit nicht gekürzt werden. Wenn es das persönliche Zeitmanagement nicht zulässt, könnte ein positiv arbeitender „Dogwalker“ eine Option sein, dem Hund weiterhin seinen täglichen Auslauf zu ermöglichen und damit Frustration zu vermeiden.

Frust ist neben Krankheit und Schmerzen der häufigste Grund für Probleme und Verhaltensauffälligkeiten.

Babytragegestelle oder Tragetücher können weiterhin Spaziergänge im Wald oder auf einer Wiese ermöglichen. Viele Hunde freuen sich über eine solche Abwechslung als Alternative zu Gassigängen mit dem Kinderwagen. 

Ganz gleich, wie lieb oder souverän ein Hund auch sein mag, er sollte niemals am Kinderwagen befestigt werden. Unvorhersehbare Ereignisse könnten einen Umsturz des Kinderwagens herbeiführen.

Verständnis und ein respektvolles Miteinander, das Vermeiden von belastenden Stresssituationen und eine vertraute Routine schaffen den Rahmen für eine entspannte Basis. 

Nicht immer sind die Handlungen unserer Hunde, was Alltags- oder Wohnungsgestaltung betrifft, mit den unseren zu vereinbaren. Bei Familienfesten oder Ausflügen ließ uns ihre gewollte oder ungewollte Kreativität schon mal verzweifeln. Ein gefressener Kuchen, zerlegte Schuhe oder Kinderspielzeug sind neben ausgeräumten Mülltonnen nur einige Beispiele. Mit dem Wissen, dass unser Hund dieses Verhalten nicht zeigt, um uns zu ärgern, sondern er mit den Möglichkeiten lebt und lernt, die wir bereit sind ihm zu zeigen, war unser Ärger jedoch schnell wieder verflogen. 

Für meine Familie und mich sind Hunde eine Bereicherung, auch in Herz und Heim meiner Töchter haben Fellnasen einen Platz gefunden.

Hunde, diese wunderbaren Wesen.

Spielerischer Bindungsaufbau Kind und Hund: Spiele und gemeinsame Erlebnisse fördern die Bindung zwischen Mensch und Hund. Ein spannendes Spiel für Kind und Hund können Leckerchensuchspiele sein. Das Kind versteckt kleine Leckereien z.B. in der Baumrinde oder Astlöchern oder unter Laubhaufen. Die Stellen sollten für den Hund leicht erreichbar sein. Futtersuchspiele sollten von kleinen Kindern nicht ohne Aufsicht durchgeführt werden.

Hier schreibt: 

Sylvia Lübke, Jahrgang 1967, hat zwei Töchter und ein Enkelkind. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Hunden in Unna. Seit 2001 finden Hunde bei ihr eine Pflegestelle. Um diesen Hunden bei ihrem Start ins neue Leben besser helfen zu können, begann sie 2012 ihre kynologische Ausbildung. Seit 2013 arbeitet sie als Hundetrainerin, Verhaltensberaterin und Autorin. Der Beitrag erschien in der Dog`s Avenue.

Teilen