Spirit

Waldbaden: Die kleine Auszeit für Kopf und Seele



Wir alle kennen das Gefühl: Ein Spaziergang durch den Wald, das Rascheln der Blätter, der Duft von Moos und frischer Erde und plötzlich atmen wir tiefer durch. Der Stress fällt ab, wir fühlen uns irgendwie leichter. Aber was tun, wenn der nächste Wald weit weg ist, wir im Büro festsitzen oder einfach keine Zeit haben? Die Antwort: Wir holen uns den Wald einfach virtuell ins Wohnzimmer!

Waldbaden für die Seele, jetzt auch digital

Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hat jetzt herausgefunden: Virtuelles Waldbaden wirkt tatsächlich! Und zwar besonders gut, wenn gleich mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden, also Sehen, Hören und Riechen.

Die Forscher:innen haben dazu ein 360°-VR-Video im größten Douglasienwald Europas gedreht. Dazu gab es Original-Waldgeräusche und den Duft ätherischer Douglasienöle. Das Ergebnis? Mehr als 130 Teilnehmer:innen waren nach dem digitalen Waldbad deutlich entspannter, besser gelaunt und fühlten sich sogar verbundener mit der Natur.

Warum wir den Wald so dringend brauchen

Waldbaden, in Japan als „Shinrin Yoku“ bekannt, ist dort schon lange Teil von Therapieprogrammen gegen Stress, hohen Blutdruck und sogar Depressionen. Kein Wunder: Die Natur hat eine fast magische Wirkung auf Körper und Geist. Das Neue an der Studie: Auch wenn wir den Wald „nur“ digital erleben, kann unser Gehirn abschalten. Kombinieren wir dabei Bild, Ton und Duft, tauchen wir noch tiefer ein.

Großes Potenzial, auch für Kinderärzte und Städte

Die Forschenden sehen viele Einsatzmöglichkeiten: In Kliniken, Wartezimmern oder in urbanen Räumen ohne viel Grün könnten VR-Wälder das Wohlbefinden stärken und für kleine mentale Pausen sorgen. Gerade wenn der Alltag laut und hektisch ist, können solche Mini-Auszeiten wahre Wunder wirken.


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Minerva-Tipp: Kleine Naturinsel für zu Hause

Auch ohne Hightech-Brille kannst du dir ein Stück Wald nach Hause holen:

  • Stell dir eine schöne Grünpflanze ins Zimmer.
  • Hör dir Naturgeräusche an (es gibt tolle Apps oder Playlists).
  • Zünde eine Duftkerze mit Waldduft an oder verwende ätherische Öle.
  • Schließ die Augen, atme tief durch und stell dir vor, du gehst barfuß über weiches Moos.

Virtuelles Waldbaden kann die echte Natur nicht ersetzen — aber es kann uns helfen, zwischendurch mal den Kopf frei zu bekommen und neue Kraft zu tanken.


Also: Kopf aus, Wald an — und einfach mal durchatmen. Wir haben’s uns verdient!

Der Kommentar von Peter Warendorf, unserem Biogarten-Experten:

Wir Menschen sind Waldwesen. Auch wenn wir heute in Betonburgen wohnen und unsere Hände öfter über Tastaturen als über Baumrinden gleiten, spüren wir tief in uns: Der Wald ist unser Zuhause.

Deshalb ist es für mich überhaupt nicht überraschend, dass virtuelles Waldbaden uns guttut. Der Wald spricht alle unsere Sinne an. Wir hören das Rauschen der Blätter, wir riechen den würzigen Duft von Harz und feuchter Erde, wir fühlen die weiche Moosdecke unter den Füßen.

Natürlich kann ein digitales Waldbad die echte Natur nicht ersetzen. Kein Bildschirm dieser Welt kann den kühlenden Schatten einer alten Buche oder den Gesang eines Eichelhähers so vermitteln, wie wir es draußen erleben. Aber: In einer Zeit, in der viele Menschen kaum noch Gelegenheit haben, in einen echten Wald zu gehen, ist jede Annäherung wertvoll.

Mein Wunsch ist trotzdem: Geht hinaus, so oft ihr könnt. Berührt die Bäume, lauscht dem Wind, nehmt den Duft der Erde in euch auf. Denn der Wald ist nicht nur Kulisse, er ist ein lebendiger Freund.


Lasst uns unsere Wurzeln nicht vergessen, denn sie sind es, die uns wirklich stark machen.


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