Spirit

Schluss mit dem Kopfkino: Wie du aufhörst, dir auszumalen, was andere über dich denken

Von Julia Klimt

Es ist schon wieder passiert: Du hast dich im Gespräch mit der Nachbarin verhaspelt und denkst jetzt den ganzen Abend darüber nach, was sie wohl von dir denkt. Oder du warst in einem Meeting still und malst dir aus, dass alle glauben, du hättest keine Ahnung. Kennst du das? Dann läuft bei dir ein Film ab, den fast jeder von uns kennt – das endlose Kopfkino darüber, was andere über uns denken könnten.

Wenn die Gedanken Karussell fahren

Hast du Angst vor einer Ablehnung anderer, dann kreist dein Denken ständig wie ein Karussell um diese quälenden Fragen: Was werden die anderen von mir denken? Wie komme ich an? Was mache ich falsch? Stehe ich irgendwann allein da?

Das Problem ist, dass diese Fragen schnell an Raum gewinnen und dich bald pausenlos beschäftigen – immer wenn du mit anderen zusammen bist und auch zu Hause, wenn du dich gedanklich mit der Meinung anderer über dich auseinandersetzt. So wirst du schüchtern, unsicher und gehemmt.

Du findest immer, was du suchst

Das Kopfkino nimmt schnell Fahrt auf: Du legst jedes deiner Worte und jedes Wort der anderen auf die Goldwaage. Du fragst dich permanent, was andere mit ihren Äußerungen gemeint haben könnten, und suchst nach Hinweisen auf eine Ablehnung.

Hat sie mich komisch angeschaut? Warum hat er nicht zurückgelacht? War das ein abwertender Blick? Du wirst zur Detektivin deiner eigenen Befürchtungen und findest – klar – immer genau das, wonach du suchst: vermeintliche Beweise dafür, dass andere schlecht über dich denken.

Warum dein Kopfkino immer den gleichen Film zeigt

Die Annahme hinter all diesen quälenden Gedanken ist immer die gleiche: “Die anderen werden furchtbare Dinge über mich denken, wenn ich mich so oder so verhalte, und das könnte ich nicht ertragen.” Aber woher kommt diese Annahme?

Ein negatives Selbstbild ist die wahre Ursache für das endlose Kopfkino. So wie du von dir selbst denkst, so glaubst du, dass auch andere von dir denken. Wenn du dich selbst für unattraktiv, langweilig, nicht liebenswert oder minderwertig hältst, dann überträgst du diese Meinung automatisch auch auf die Menschen in deinem Umfeld.

Der Teufelskreis

Hier entsteht ein Teufelskreis: Aus Angst vor Ablehnung verleugnest du dich und deine Bedürfnisse, was zur Folge hat, dass du dich noch weniger leiden kannst und dich selbst noch mehr verachtest und ablehnst. Das Kopfkino wird immer lauter, die Filme immer dramatischer.

Du denkst dir Dialoge aus, die nie stattgefunden haben. Du interpretierst Gesichtsausdrücke, die vielleicht nur Müdigkeit waren. Du erfindest ganze Geschichten darüber, was andere über dich denken könnten – dabei weißt du es gar nicht.


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Wie du dem Kopfkino den Stecker ziehst

Wenn du dein Kopfkino stoppen willst, musst du bei der Ursache ansetzen: bei deiner Meinung über dich selbst. Du musst aufhören, dein schlimmster Gegner zu sein, und lernen, dich zu akzeptieren.

Solange du selbst schlecht von dir denkst und dich für jede Schwäche kritisierst, so lange hast du Angst vor Ablehnung und malst dir aus, dass andere nichts für dich übrig haben.

Stopp dem Gedankenkarussell: So gehts

Du musst deine Meinung ändern, die du von dir hast. Und zwar sofort und immer wieder aufs Neue. Das musst du trainieren, weil dein altes Verhaltensmuster in der Regel tief in dir verankert ist und dir eine vermeintliche Sicherheit vorspielt.

Merkst du etwas? Das Problem bist du selbst. Aber die gute Nachricht ist: Die Lösung bist auch du selbst.

Wenn die Gedanken anfangen zu kreisen, halte inne und frag dich: “Weiß ich das wirklich? Oder denke ich mir das nur aus?” Du wirst überrascht sein, wie oft die Antwort ist: “Ich denke es mir nur aus.”

Die Wahrheit über das, was andere denken

Hier ist eine befreiende Wahrheit: Die meisten Menschen sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ständig über dich zu urteilen. Sie führen ihr eigenes Kopfkino – über sich selbst.

Du hast keinen Ruf zu verlieren, den du nicht selbst aufgebaut hast, und niemand kann dir etwas wegnehmen, das du nicht selbst erschaffen hast. Du bist der Mensch, der die Maßstäbe für sich setzt und darüber entscheidet, wer und was du bist.

Der Weg aus dem Gedankenlabyrinth

Nur wenn du selbst davon überzeugt bist, dass deine Fehler und Mängel nichts an deinem Wert als Mensch ändern, und erst wenn du dich für liebenswert hältst, berührt es dich nicht mehr so sehr, was andere über dich denken. Denn dann bist du nicht mehr von ihnen abhängig und musst nicht alles glauben und annehmen, was sie über dich sagen oder denken könnten.

Dann weißt du es nämlich besser: Du bist liebenswert. Punkt.

Deine neue Kopfkino-Regel

Statt dir auszumalen, was andere über dich denken, fang an, dir auszumalen, wie du dich selbst siehst – mit all deinen Stärken, deinen liebenswerten Eigenarten und ja, auch mit deinen Schwächen, die dich menschlich machen.

Das ist das einzige Kopfkino, das zählt. Und bei diesem Film führst du selbst Regie.



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