Lulu schont sich! Wie wir die Schmerzpunkte finden
Lulu ist eine 12-jährige französische Bulldogge, die auf Grund ihrer Arthrose regelmäßig zur Tierärztin geht. Diese überprüft, wie weit die Arthrose fortgeschritten ist und ob die Therapie angepasst werden muss. Zuerst wird sie dazu gründlich abgetastet und währenddessen erzählt ihre Halterin Luisa, wie es der älteren Hundedame geht. Dabei stellt die Tierärztin fest, dass Lulu Schmerzen am rechten Ellenbogen hat.
Klar, denn schließlich sitzt da die Arthrose. Doch nicht nur da. Sie tastet auch den Rücken und die Hinterbeine ab.
Dabei fällt ihr auf, dass der Vierbeiner auch hinten links eine schmerzhafte Abwehrreaktion zeigt. Dabei hat sie dort keine Arthrose, sagt das Röntgenbild. Woher kommt dann der Schmerz? Durch Überlastung und Fehlhaltung. Lulu versucht, das von Arthrose betroffene Gelenk zu entlasten. Zuerst werden die umliegenden Gelenke stärker beansprucht und wenn das nicht reicht, wird die Belastung umgelenkt.
Ist ein Bein betroffen, meistens auf das diagonal Gegenüberliegende. Lulu hat Schmerzen vorne rechts und hinten links. Hätte ein Hund eine Arthrose vorne links, würde ich auch immer hinten rechts genauer abtasten. Logisch – der Hund hat an einer Stelle Schmerzen und versucht, das Körpergewicht von dem schmerzenden Gelenk zu verlagern – und nutzt als Vierpföter dazu das diagonal gegenüberliegende. Und dieses, eigentlich gesunde Gelenk trägt nun die zusätzliche Last des Körpergewichts. Die Muskulatur solcher Gelenke reagiert darauf mit Verkrampfungen und Verspannungen. Die sind für den Hund ebenfalls schmerzhaft und irgendwann meidet er einfach alles, was ihm weh tut.
Hier kann man nun wirklich als Halter sehr viel machen.
Die schmerzhaft verspannte Muskulatur kann man durch Massagen lösen und danach beginnen, die Entlastungsmuskulatur durch Kraftübungen gezielt zu stärken. Denn Verspannungen verschwinden nicht von selbst, wenn man sie ignoriert. Das ist beim Menschen genauso. Haben wir uns den Rücken verspannt, so hilft ein Gegendruck, um die Muskulatur aus der verspannten Haltung zu lösen und wieder zu lockern. Wir wissen das und machen es instinktiv. Der Hund weiß das nicht und vermeidet einfach alles, was weh tut.
Halter wie Luisa sollten dies bei der Behandlung wissen, um darauf eingehen zu können. Dazu ist es ratsam, den Vierbeiner selber zu Hause auf Schmerzen abzutasten. Sie sind wahre Meister darin, diese zu verstecken.
Wie man die Schmerzpunkte findet
Um die Schmerzlage einschätzen zu können, muss man die Schmerzpunkte finden. Dazu kann man seinen Hund selbst abtasten. Man beginnt am Rücken und verwendet Daumen und Zeigefinger einer Hand. Der Daumen wird links von der Wirbelsäule aufgesetzt, der Zeigefinger rechts. Zusammen bilden sie eine Zange, welche den Wirbel umschließt. Nun übt man etwas punktuellen Druck neben einem Wirbel aus. Danach löst man diesen und wandert ein kleines Stück weiter den Rücken entlang und wiederholt das Vorgehen auf Höhe des nächsten Wirbels. Stück für Stück arbeitet man sich so bis zum Rutenansatz vor. Dabei achtet man genau auf von Schmerzen ausgelöste Reaktionen wie das Zucken von Haut und Fell, das kurze Wegsacken des Beines, seitliches Ausweichen, schmerzvolle Lautäußerungen und das plötzliche Herumschnellen des Kopfes.
Wie stark der Druck ausgeübt wird, hängt von Gemüt und Empfinden des Hundes ab.
Anschließend geht man zu den Beinen über. Auch hier übt man etwas Druck auf die verschiedenen Gelenke aus und achtet auf Reaktionen seitens des Hundes. Entzieht er das Bein oder werden die Augen schmal? Aber auch das Anstarren der betroffenen Stelle, Einfrieren in der Bewegung und Zuckungen von Haut oder Muskeln sind in diesem Zusammenhang als Anzeichen von Schmerzen zu bewerten. Danach hebt man das Bein an und beugt die einzelnen Gelenke 2-3 Mal. Setzt der Hund diese sofort ab oder zögert er und belastet das Bein erstmal nicht? Dann könnte eine Blockade vorliegen.

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Ein glückliches und langes Leben trotz Arthrose | 20 TIPPS FÜR HUNDE, DIE HELFEN | Behandlungsmethoden im Überblick!
Minerva Verlag, Mönchengladbach
Format 17 x 24 cm
ISBN 978-3-910503-13-7
116 Seiten mit Bildern.