
Lipödem: Endlich Hoffnung für Tausende Frauen
Operation wird Kassenleistung
Ein medizinischer Meilenstein für betroffene Frauen: Das operative Absaugen krankhaft veränderter Fettzellen bei Lipödem wird künftig für alle Betroffenen zur Regelleistung der Krankenkassen. Was bislang oft nur mit viel Eigeninitiative und hohem finanziellem Aufwand möglich war, soll nun für jede Frau zugänglich werden – unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung.
„Wir kämpfen seit zehn Jahren dafür“, sagt Prof. Tobias Hirsch, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie am Universitätsklinikum Münster (UKM) und Vorstand der LipödemGesellschaft e.V. „Jetzt liegen endlich die Daten vor, die diese Entscheidung ermöglichen.“
Lipödem ist schmerzhaft
Beim Lipödem leiden die Patientinnen unter einer Fettverteilungsstörung, die mit starken Schmerzen zumeist der Beine und seltener auch der Arme einhergeht. Die Medizin teilt die Erkrankung in drei Stadien ein. „Die Stadieneinteilung richtet sich rein nach der Fettverteilung. Wir wissen aber, dass die Schmerzempfindung unabhängig von der Fettverteilungsstörung ist. Das heißt, eine Patientin in Stadium I kann mitunter sogar stärkere Schmerzen haben, als eine Patientin in Stadium III. Die operative Versorgung dient vor allem dazu, diese Schmerzen zu reduzieren und ist kein Schönheitsgriff“, so Hirsch.
Lipödeme können erfolgreich behandelt werden
Bisher übernahmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nur in Stadium III. Viele Frauen mussten lange kämpfen oder zahlten die mehrere tausend Euro teuren Eingriffe selbst. Damit soll nun Schluss sein: Die Entscheidung stützt sich auf erste Ergebnisse der vom G-BA in Auftrag gegebenen LIPLEG-Studie, die die Wirksamkeit der Liposuktion eindeutig belegt. Der Starttermin für die neue Regelung ist für Januar 2026 vorgesehen.
Um das Lipödem zu behandeln, braucht es Spezialwissen
Damit die Eingriffe künftig flächendeckend und sicher durchgeführt werden können, sollen spezielle Qualitätsrichtlinien greifen – etwa für die ärztliche Erfahrung, die Indikationsstellung oder vorherige konservative Therapieversuche. Hirsch dazu: „Selbstverständlich müssen Anamnese und Diagnose weiter qualitätsbasiert sein, ebenso wie die Indikation zur Operation und der Eingriff selbst. Das screenen wir und schauen, ob die jeweilige Patientin für die Lipsuktion infrage kommt“. Der Plastische Chirurg rechnet infolge des Beschlusses nun mit vielen Patientinnen, die sich Hilfe suchen wollen, aber dabei bisher auf keine große Zahl an Qualitätszentren für den Eingriff treffen: „Es gibt nur wenige Kliniken, die die Zulassung haben. Wir kämpfen aber dafür, nachdem wir diesen großen Schritt geschafft haben, dass auch das gut funktioniert.“
Foto: Prof. Tobias Hirsch freut sich über die Entscheidung des G-BA, die Kosten für die Operation bei Lipödem für Patientinnen aller Schweregrade durch die Krankenkassen finanzieren zu lassen.
Der Kommentar von Jonas, unserem Experten für Neurobiologie: „Lipödem ist kein Luxusproblem – sondern ein echter Schmerz!“
Endlich. Ein Schritt, der überfällig war – und trotzdem fast wie ein medizinisches Wunder wirkt: Die Liposuktion wird Kassenleistung. Das bedeutet für viele Frauen nicht weniger als die Rückkehr zu einem Leben ohne tägliche Schmerzen. Und ich meine wirklich Schmerzen – nicht das Ziepen in der Hüfte, wenn der Lieblingsrock kneift. Sondern Schmerzen, die einen Alltag zur Belastung machen, jede Bewegung zur Mutprobe. Ich habe mich oft gefragt: Warum dauert es in der Medizin so lange, bis frau ernst genommen wird? Vielleicht, weil das Lipödem „nicht dramatisch aussieht“ – nur dicke Beine? Vielleicht, weil es sich nicht mit Hightech, Robotern oder smarten Apps wegzaubern lässt? Vielleicht, weil es hauptsächlich Frauen betrifft – und man ihnen über Jahrhunderte beigebracht hat, still zu leiden?
Dabei haben wir längst verstanden: Schmerzen sind nicht objektiv messbar, aber sie sind real. Und sie verdienen reale Hilfe. Dass sich der Gemeinsame Bundesausschuss jetzt bewegt hat, ist das Ergebnis von Engagement, Wissenschaft und unermüdlichem Dranbleiben – von Ärztinnen, Ärzten und mutigen Patientinnen. Aber: Nur die Operation zu erlauben reicht nicht. Jetzt muss auch die Versorgungsstruktur mitwachsen. Denn was nützt ein Rezept, wenn es keine Apotheke gibt? Kliniken brauchen Standards, ja – aber sie brauchen auch Ressourcen. Und Patientinnen brauchen mehr als eine OP: Sie brauchen Verständnis, Aufklärung und einen medizinischen Blick, der sie ganz sieht – nicht nur durch die Hose hindurch.
Ich hoffe, dass diese Entscheidung nicht nur Fettzellen, sondern auch Vorurteile abbaut. Dass aus einer Krankheit, die lange im Schatten stand, endlich ein Thema wird, über das wir offen sprechen. Und dass am Ende das bleibt, was Medizin eigentlich ausmacht: Menschen helfen, ein gutes Leben zu führen – in einem Körper, der nicht nur funktioniert, sondern sich auch wieder nach Zuhause anfühlt.
Bleibt gesund. Und bleibt laut, wenn es weh tut.
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Zu viele Betroffene wissen noch nicht, dass sich endlich etwas bewegt hat. Noch immer kämpfen Frauen mit Schmerzen, Unverständnis – und viel zu oft allein. Mit deiner Hilfe können wir das ändern. Ob Freundin, Kollegin, Schwester oder Nachbarin – teile diesen Beitrag mit allen, die von der Entscheidung des G-BA erfahren sollten.