Leader oder Follower?
Warum klare Rollen deinem Hund Sicherheit geben
Wer ist hier der Boss?
Hast du schon einmal genau beobachtet, was passiert, wenn sich zwei Hunde auf der Straße begegnen? Siehst du dann vielleicht zwei Hunde, von denen der eine mit gestrecktem Hals und aufgerichteter Rute dasteht, der andere den Schwanz hängen lässt und den Kopf gesenkt hält. Die meisten interpretieren die aufrechte Haltung als Freude und Aufregung, die andere als Unsicherheit und Angst. Und obwohl das stimmt, ist es doch nicht richtig. Denn ein und dieselbe Haltung können beim Hund ganz unterschiedliche Dinge ausdrücken. Und eine ganz wichtige Sache vergessen die meisten: Die Körperhaltung signalisiert auch, welche Position die Tiere für sich beanspruchen. Kopf und Rute nach oben bedeutet: »Ich bin hier der Boss«, gesenkter Kopf und herabhängende oder auch zwischen die Hinterbeine geklemmte Rute: »Ich mach dir diese Position nicht streitig.« Ein Hund, der vor dem anderen »buckelt«, hat also keinesfalls unbedingt Angst vor ihm. Er signalisiert damit vielmehr, dass er keinerlei Ambitionen hegt, auf das Recht des Stärkeren zu pochen.
Er folgt damit einer natürlichen Intuition. Denn zwei Hunde, überhaupt alle Tiere, können sich nur verstehen und ein gutes Team bilden, wenn die Rollen klar verteilt sind. Früher sagte man dazu einfach: Der eine ist dominant, der andere unterwürfig. Doch diese Worte haben für viele Menschen einen unangenehmen Beigeschmack. Mit »dominant« assoziieren sie negative Eigenschaften wie herrisches Verhalten, Willkür und Ungerechtigkeit. Sich zu unterwerfen setzen sie dagegen gleich mit Schwäche, Unsicherheit oder Kontrollverlust. Es ist also kein Wunder, dass ihnen eine Beziehung, in der einer dominant, der andere unterwürfig ist, absolut nicht erstrebenswert erscheint. Ich selbst sage daher lieber, dass sich zwei Tiere nur dann auf einer Ebene begegnen können, wenn das eine die Führung übernimmt und das andere ihm folgt – oder wenn ich es auf Englisch erklären muss, dass einer der »leader« ist, der andere der »follower«. Im Grunde genommen ist es wie in einer Familie: Auch dort geben die Eltern die Richtung vor, die Kinder folgen. Klar können auch einmal die Kinder bestimmen, was gemacht wird. Den Großteil der Zeit aber befolgen sie die Anweisungen der Eltern. Und sie tun das in der Regel gerne.
Hier schreibt José Arcé. Der Autor der “Dog`s Avenue” José ist ein Brückenbauer zwischen Mensch und Hund: Er deckt alle Fehler auf, die der Mensch in der Beziehung zu seinem Hund macht. Dabei taucht er teilweise in die Psyche des Menschen ein und scheut sich nicht, seinem Gegenüber die ungeschönte Wahrheit zu sagen. Der Erfolg gibt ihm Recht.

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